Bocholt. . Die „Geburt“ der Bahnstrecke zwischen Empel-Rees und Münster erfolgt eigentlich rund 70 Bahnkilometer von Bocholt entfernt. Irgendwo zwischen Billerbeck und Havixbeck im Kreis Coesfeld wird 1908 das letzte fehlende Gleisstück eingesetzt – am 1. Mai 1908 wird die Strecke eröffnet. Bocholt und das westliche Münsterland sind für die nächsten Jahrzehnte per Bahn direkt mit Münster verbunden.
Die „Geburt“ der Bahnstrecke zwischen Empel-Rees und Münster erfolgt eigentlich rund 70 Bahnkilometer von Bocholt entfernt. Irgendwo zwischen Billerbeck und Havixbeck im Kreis Coesfeld wird 1908 das letzte fehlende Gleisstück eingesetzt – am 1. Mai 1908 wird die Strecke eröffnet. Bocholt und das westliche Münsterland sind für die nächsten Jahrzehnte per Bahn direkt mit Münster verbunden.
Erster Abschnitt 1901 eröffnet
Doch schon vor 1908 fahren auf der Strecke die ersten Züge, wenn auch noch nicht durchgehend bis Münster. Schon 1901 wird der Streckenabschnitt zwischen Empel und Bocholt (über Isselburg-Anholt und Werth) eröffnet, berichtet der Hobby-Eisenbahner Clemens Schröder im Heft „,Heide- Express‘ und ,Baumbergebahn‘“, das 1988 zum 80-jährigen Bestehen der Strecke erschien.
1902 folgte das Stück zwischen Bocholt und Borken, 1904 war die Strecke zwischen Borken und Coesfeld fertig. Mit einer Länge von 110 Kilometern war die Strecke Empel-Bocholt-Borken- Coesfeld-Münster eine der längsten Nebenbahnen, die in Preußen gebaut worden ist, sagt der Hobby-Eisenbahner Heribert Lülf aus Voerde. Die Initiative dafür habe die Industrie ergriffen, so Lülf. Unternehmen wie die Isselburger Hütte, die um 1900 beispielsweise Leuchttürme produzierte – aber ihre Produkte kaum ausliefern konnte. „Die mussten ihre Sachen erst noch mit Pferdefuhrwerken bis nach Empel bringen“, so Lülf.
Empel lag damals bereits an der Bahnstrecke Arnheim-Oberhausen. Überhaupt hatte die Nebenbahn Empel-Münster einen entscheidenden Geburtsfehler, wie der Bocholter Ludger Hecking in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe des Hefts „Unser Bocholt“ darlegt. Sie war ein „Nachfolgekind“, wurde also deutlich später als andere Bahnstrecken in der Region entwickelt, die das Münsterland allesamt in Nord- Süd-Richtung durchqueren. Deshalb musste sie sich diesen bestehenden Strecken anpassen und an den Knotenpunkten ein- und ausgefädelt werden. Hecking: „Das hatte zur Folge, dass sie sehr kurvenreich war und somit nicht unbedingt die kürzeste Verbindung zwischen Empel und Münster darstellte.“
Probleme habe die Strecke erst bekommen, als die Konkurrenz von Bussen und Lastwagen stärker wurde. Und das wurde in den Wirtschaftswunderjahren nach dem Zweiten Weltkrieg langsam deutlich. „Ab Mitte der 1950er-Jahre sanken die Fahrgastzahlen rapide“, sagt Bahn-Experte Lülf. „Die Bahn ist regelrecht in die Knie gegangen.“ Zuerst erwischt es die Verbindung am westlichen Ende: 1962 wird der Zugverkehr zwischen Empel-Rees und Isselburg-Anholt eingestellt, berichtet Clemens Schröder. Zwischen Isselburg und Bocholt fahren nur noch wenige Züge, ab 1974 ist dann komplett Schluss.
Im Mai 1974 fährt letztmals ein regulärer Personenzug von Isselburg nach Bocholt, zugleich verlässt zum letzten Mal ein Passagierzug den Bocholter Bahnhof Richtung Münster. Der Güterverkehr wird schließlich 1985 eingestellt, danach verfallen Gleise und Bahnanlagen zusehends. Nur der Abschnitt zwischen Coesfeld und Münster wird schließlich am Leben erhalten – und existiert noch heute. „Diese Strecke ist heute unverzichtbar“, sagt Heribert Lülf.
Spätestens seit den 2000er-Jahren ist eine Reaktivierung der Strecke jedoch immer wieder ein Thema in der Region – verstärkt in den vergangenen Jahren, in denen für die alte Trasse plötzlich ein ganz anderer Plan auftaucht: der Radschnellweg RS2 zwischen Isselburg und Coesfeld. Der soll in Teilen, etwa zwischen Bocholt und Borken, auf der früheren Bahnstrecke verlaufen.