Haldern. . Für Menschen, die nicht dem zugewiesenen Geschlecht entsprechen, gründet die Pfarrerin die Selbsthilfegruppe Trans(l)eben.
Elke Spörkel hat sich, geboren als Hans-Gerd Spörkel, nie dem männlichen Geschlecht zugehörig gefühlt. Hans-Gerd Spörkel war evangelischer Pfarrer in Haldern, zweimal verheiratet und Vater von sieben Kindern. Als er 2010 seine Transidentität bekannt machte und nach einem langwierigen Prozess seine Personenstandsänderung vollzog, also aus Hans-Gerd Elke geworden war, stand sie im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Diese Öffentlichkeit hilft ihr heute, mit ihren Erfahrungen den Menschen zu helfen, die zu der Erkenntnis gelangt sind, nicht dem zugewiesenen Geschlecht zu entsprechen.
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In ihrer Jugend wusste Elke Spörkel nichts über Transidente. „In der Neuen Revue las ich damals erstmals über einen Arzt in den USA, der zur Ärztin wurde“, erinnert sich Spörkel. „Da dachte ich: ‘Du bist nicht allein!’ Heute kann jeder alles googlen, selbst die Operation der Geschlechtsumwandlung sich im Internet ansehen.“ Elke Spörkel fehlte über Jahrzehnte der Mut, Frau zu werden. „Ich stand davor aufzugeben, doch ich blieb im Leben mit all seinen Schwierigkeiten. Die eigene Rolle muss neu definiert werden. Das geht ans Eingemachte“, sagt Elke Spörkel heute. Sie ist froh, sich für das Leben entschieden zu haben. Sie fand eine neue Lebenspartnerin, mit der sie kirchlich verheiratet ist.
„Wen man 30 Jahre als Mann kannte und dieser sich dann die Frau überstülpt, ist das für viele schwer zu verstehen“, blickt Spörkel zurück. Vieles wäre leichter gewesen, wenn sie zu diesem Zeitpunkt fort gezogen wäre. „Heute sehe ich das vielleicht auch so. Ich war eine Zumutung. Aber in dem Wort liegt ja nicht nur etwas Negatives, sondern auch etwas Positives. Damals hatte sich meine Frau von mir getrennt, ich hatte die Sorge, wie meine Kinder es auffassen und was aus ihnen wird. Es half mir sehr, dass das Presbyterium zu mir als Pfarrerin in Haldern stand.“
Lobbyarbeit an der Basis
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In der Publikation „Reformation für alle, Transidentität und Kirche“ wird Elke Spörkel vorgestellt. „Ich sehe es als Auftrag, gerade in meinem Beruf weiter tätig zu sein“, wird sie zitiert. Nämlich als Seelsorgerin der Basis bewusst zu machen: alle Menschen so zu nehmen, wie sie sind. Daher geht sie an die Öffentlichkeit und leistet Lobbyarbeit für Transidente.
Immerhin, so schreibt die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) haben seit 1981 (neue Gesetzgebung) 25000 Menschen eine Personenstandsänderung in Deutschland in Anspruch genommen. Die tatsächliche Zahl transidenter Menschen werde auf 200 000 geschätzt. Auch in ihrem Umfeld hat Elke Spörkel viele kennengelernt, die mit diesen Problemen alleine sind, besonders junge Menschen. Für diese Menschen ist Elke Spörkel, die als Krankenhausseelsorgerin in Emmerich und in den evangelischen Altenheimen in Wesel tätig ist, nun auch offizielle Beraterin der dgti, ihre Frau, Kirstin Hänisch, Ansprechpartnerin für Angehörige.
Für Betroffene und Angehörige gibt es nun eine Selbsthilfegruppe mit Treffen jeweils am letzten Montag des Monats. Die Abende werden moderiert und bieten die Möglichkeit zum Austausch. Treffpunkt sind die Räumlichkeiten des Jugendreferats im Kirchenkreis, Baustraße 1 in Wesel. Angesprochen sind Menschen der Kreise Kleve und Wesel. Das erste Treffen der Selbsthilfegruppe „Trans (l)eben“ ist am Montag, 29. Januar, um 19.30 Uhr.