Dinslaken. . Bis Ende 2018 sollen keine 500-Euro-Scheine mehr in Umlauf gebracht werden, viele Geschäfte nehmen sie gar nicht an. Ein Praxistest in der City.

Dieses Violett, dieses Knistern, diese zwei Nullen hinter der Fünf: Obwohl ich schon ein Mal einen 500-Euro-Schein in der Hand hatte, bin ich beim zweiten Mal erneut überrascht, wie groß der „große Violette“ ist. Wie viel reißfester als seine kleinen Geschwister er mir erscheint, wie viel weniger benutzt. Wahrscheinlich wird das unsere letzte Begegnung miteinander sein.

Denn: Bis Ende 2018 will die Europäische Zentralbank (EZB) keine neuen 500-Euro-Scheine mehr in Umlauf bringen. Terrorismus- oder Drogen-Geschäfte sollen so erschwert werden. Auch jetzt schon nehmen viele Geschäfte den „großen Violetten“ nicht an. Ich wage mich an einen Einkaufsbummel durch die Dinslakener Innenstadt. Ob ich den Schein loswerde?

Erfolglos im Spielzeugfachgeschäft

Das „Haus des Kindes“ Bartz betrete ich zuerst. Hier könnte es klappen, glaube ich, schließlich sind einige Spielwaren auch im höherpreisigen Segment angesiedelt. Doch Verkäuferin Natalie Schmidt schüttelt den Kopf. „Den nehmen wir nicht an.“ Gar nicht, niemals, frage ich nach. Sie zögert. „Bevor ich jemanden nach Hause schicke, würde ich erstmal den Chef anrufen und nachfragen“, sagt sie schließlich.

Generell gelte: Je höher der zu zahlende Betrag sei, desto größer sei auch die Chance, mit einem 500-Euro-Schein bezahlen zu können. Schließlich sei ja auch nicht unzählig viel Wechselgeld in der Kasse vorhanden. Das werde ich bei meinem Einkaufsbummel noch häufiger zu hören bekommen . . .

Eventuell möglich ist das Zahlen mit 500er bei Thalia

So zum Beispiel schon einen Laden weiter, bei Thalia. In der Buchhandlung sei ein Einkauf mit dem großen Schein zwar nicht unmöglich, „aber schon wenn jemand einen 100-Euro-Schein auf den Tresen legt, fragen wir natürlich, ob es denn nicht auch kleiner geht“, sagt Filialleiter Stephan Kliem. Sowieso würde der „große Violette“ hier „extrem selten“ gezückt, erzählt er. „Wenn überhaupt dann während des Weihnachtsgeschäftes, wenn sowieso viel auf einmal gekauft wird.“

Angekommen: Die winterlichen Lederstiefel aus dem Schuhhaus Boogen könnten bei Inhaber Henrik Dismer mit einem 500-Euro-Schein bezahlt werden.
Angekommen: Die winterlichen Lederstiefel aus dem Schuhhaus Boogen könnten bei Inhaber Henrik Dismer mit einem 500-Euro-Schein bezahlt werden. © Lars Fröhlich

Regelmäßiger, ein bis zwei Mal im Monat vielleicht, bezahlen Kunden bei „Schuh + Sport Boogen“ mit dem 500-Euro-Schein. „Meistens aber wird bei hohen Beträgen mit Kreditkarte gezahlt“, sagt Inhaber Henrik Dismer. Ich liebäugele kurz mit ein paar cognacfarbenen Lederstiefeln für knapp 200 Euro, der große Schein knistert in meiner Hand. Würde ich die Schuhe nun kaufen, dann würde der Violette unter einen Geldscheinprüfer wandern und von allen Seiten auf Echtheit getestet. Ich will aber noch einen weiteren Versuch wagen. Und Schuhe habe ich sowieso genug . . .

Zu wenig Wechselgeld in der Kasse

Im Modehaus „ten have“ in der Neutor-Galerie fällt mein Blick an der Kasse auf eine lederähnliche Kette für 12,95 Euro. Ich greife sie und zücke meinen 500-Euro-Schein, werde jedoch wieder enttäuscht. „Wenn Sie die Kette jetzt mit dem Schein bezahlen wollen, muss ich Ihnen leider sagen, dass wir zu wenig Wechselgeld in der Kasse haben“, erklärt mir Geschäftsführerin Kerstin Stöcker.

Gänzlich unmöglich aber sei es nicht, hier mit einem 500-Euro-Schein zu bezahlen. Zwei bis vier Mal im Monat, so schätzt Stöcker, käme das bei „ten have“ noch vor. „Die großen Summen werden aber meistens mit Kreditkarte bezahlt.“

Bei Schokolade und Currywurst abgeblitzt

Das Bummeln macht mich hungrig. Eine Tafel Schokolade könnte ich mir bei „Lecker Lecker“ auf der Neustraße ja vielleicht kaufen? Nein, mein 500-Euro-Schein und ich blitzen wieder ab. „Den nehmen wir definitiv nicht an“, erklärt Mitarbeiterin Sabrina Kestel. Bei 100-Euro-Scheinen wäre es eventuell noch möglich, wenn denn – das habe ich mittlerweile verstanden – genug Wechselgeld in der Kasse sei. „Ich würde den Kunden aber bitten, den Schein in einem anderem Laden oder bei der Bank umzutauschen“, sagt Kestel. Dieser Fall sei aber noch nie vorgekommen. „Wir verkaufen ja weniger teure Waren.“

Abgeblitzt: Die Schokolade bei „Lecker Lecker“ kann mit dem großen Schein nicht bezahlt werden.
Abgeblitzt: Die Schokolade bei „Lecker Lecker“ kann mit dem großen Schein nicht bezahlt werden. © Lars Fröhlich

Mein Magen knurrt. Jetzt habe ich wirklich Hunger. An einem Imbiss bestelle ich mir eine Currywurst für 2,80 Euro, zücke ein letztes Mal meinen 500-Euro-Schein. Der Mitarbeiter am Tresen lacht. „Keine Chance“, sagt er und winkt ab. Na gut, dann bezahle ich eben mit einem 5-Euro-Schein.