Moers. . Fitness, Physiotherapie, psychologische Beratung und mehr: Die JVA Kapellen sorgt sich um die Mitarbeiter und ist dafür ausgezeichnet worden.
Die Justizvollzugsanstalt (JVA) im Moerser Stadtteil Kapellen ist jetzt vom Gesundheitsnetzwerk Niederrhein mit einem Sonderpreis für ihr Gesundheitsmanagement geehrt worden. Brigitte Kerzl-Steinkellner, Leiterin der Anstalt, steht auf dem Standpunkt: „Man muss die Mitarbeiter mitnehmen, gemeinsam sind wir stark.“
Dass der Satz im Fall der JVA Kapellen keine hohle Phrase ist, merkt man schnell, wenn man die Bereiche des Gesundheitsmanagements kennenlernt. Bei Marek Murawski zum Beispiel kommt, wer will, ganz schön ins Schwitzen.
Sein Sportprogramm für Bedienstete und Gefangene reicht von Ausdauer- bis Krafttraining. Mit seiner Übungsleiterlizenz könnte er auch in einem Sportstudio arbeiten. Küchenleiter Rainer Lortz sorgt nicht nur für gesundes Essen. Mit einer Einstiegsqualifizierung können Gefangene in seiner Küche auch kochen lernen, abschließendes Zertifikat der Industrie- und Handelskammer eingeschlossen.
Für die ausgewogene Ernährung zahlen die Bediensteten. Brigitte Kerzl-Steinkellner: „Ein gutes Frühstück gibt es aber bereits für unter zwei Euro.“ Verena Westermann bereichert das Gesundheitsmanagement mit Angeboten aus der Physiotherapie. Einmal monatlich kümmert sich Physiotherapeutin Jennifer Eickold zum Beispiel um die gesunde Sitzposition von Mitarbeitern, für die die Angebote kostenfrei sind. Für die Vorsitzende des Personalrats, Birgit Westhoff, liegt der Schwerpunkt auf den Belastungen, die die tägliche Arbeit der rund 100 Mitarbeiter mit sich bringt.
Mitarbeiter-Befragung
Um überhaupt herauszufinden, wo die stärksten Belastungen sind, hat es jetzt eine Mitarbeiter-Befragung gegeben. Westhoff: „Die Auswertung läuft noch, Workshops zu Burnout oder Stress bieten wir regelmäßig an. Max Paar, Leiter des Vollzugs, weiß: „Die Mitarbeiter sind oft in Ausnahmesituationen. Da brauchen sie einen Ausgleich, um motiviert an die Arbeit zu gehen.“
Zum Gesundheitsmanagement für die Bediensteten gehören ebenfalls Vorsorge-Untersuchungen, Trauerseminare oder eine möglichst flexible und transparente Dienstplangestaltung. Die Führungskräfte haben zudem eine Fortbildung zum Umgang mit schwierigen Lebenslagen besucht, vergangene Woche gab es von einer Fachfrau Informationen zum Umgang mit anderen Kulturen.
Das alles ist nicht auf dem Reißbrett entstanden. „Es hat sich so entwickelt“, sagt Max Paar. Ach ja: Langzeiterkrankte können durchaus mit Genesungswünschen der Leiterin rechnen. Brigitte Kerzl-Steinkellner ist seit drei Jahren in Kapellen. Sie findet: „Wir haben Fahrt aufgenommen.“
Das sieht man beim Gesundheitsnetzwerk Niederrhein ganz genau so, deshalb die Auszeichnung. Die nimmt das Team der JVA Kapellen zum Anlass, das Gesundheitsmanagement weiterzuentwickeln. Verankert ist der Grundgedanke bereits Logo der Anstalt: Jeder verdient Achtung.