Am Niederrhein. . Fast 2000 Betriebe in Nordrhein-Westfalen wirtschaften nach kontrollierten Ökostandards. Eine starke Nachfrage trägt sie.
Wie abgeerntet schauen die Bäume aus, nur ab und an hängen einzelne Äpfel im Grün. Die sind aber nicht vergessen worden, tatsächlich ist die Ernte hier noch gar nicht durch. Sie fällt dieses Jahr mager aus. Schuld sind bitterkalte Nächte im April, als Frost die Blüten dahingerafft hat. Wie ihre konventionellen Kollegen haben auch die Bio-Bauern in Nordrhein-Westfalen großen Kummer mit weiten Teilen der Obsternte.
Abgesehen davon ist die Stimmung bei den Öko-Landwirten gut. Überzeugen konnte man sich auf dem Neuhollandshof bei Wesel-Bislich, wo gestern das 150-jährige Betriebsjubiläum und zugleich der Auftakt der „Aktionstage Ökolandbau NRW“ gefeiert wurde. Hoftouren, Erntefeste, Verkostungen, Lehrer-Workshops, Vorträge: Landesweit stehen bis 17. September über 250 Veranstaltungen an. Der Ökolandbau präsentiert sich in allen Facetten. Der Niederrhein, wo Milchvieh, aber auch Gemüse und Obst stark vertreten sind, ist einer der regionalen Schwerpunkte.
Ministerin setzt auf Regionalität
2016 konnte der Ökolandbau in NRW kräftige Zuwächse verzeichnen: Die Zahl der Biobauernhöfe und Gartenbaubetriebe stieg um 8,5% auf 1978; die der ökologisch bewirtschafteten Fläche auf 77 990 Hektar (plus 12,5%). Etwa jeder 16. Hof in NRW arbeitet damit nach kontrollierten Ökostandards.
Der Anstieg war eine Folge nicht nur der deutlich erhöhten Zuschüsse für die Umstellung auf Ökostandards, sondern auch der Milchkrise. Während die Preise für konventionell erzeugte Milch in den Keller gesackt waren, blieben Nachfrage und Preise im Bio-Bereich robust. Eine große Zahl von Milchviehhaltern suchte damals in der Umstellung auf Öko eine neue wirtschaftliche Perspektive; Molkereien mussten sogar bremsen.
Für die nächsten Jahre erwarten die Biobauern weitere Zuwächse, wenn auch etwas moderater als zuletzt. „Da ist noch Luft nach oben“, zeigte sich Ute Rönnebeck von der Landesgemeinschaft Ökologischer Landbau überzeugt. Immerhin steigt die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln beständig – deutschlandweit zuletzt um knapp zehn Prozent. In NRW wird der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln auf 1,8 Mrd Euro geschätzt – ein Bedarf, den heimische Biobauern allein gar nicht decken können.
Die neue NRW-Agrarministerin Christina Schulze Föcking (CDU) sagte: „Ich will die Landwirtschaft in NRW insgesamt stärken.“ Verbraucher sollten dann selbst entscheiden, welche Produkte sie kaufen. Vor allem die regionale Erzeugung und Vermarktung will die Ministerin stärker in den Blick der Kunden rücken – ebenso den Wert von Lebensmitteln, von denen immer noch viele verkommen und weggeschmissen werden.