Dinslaken. . Wer an einem Dienstagabend den Hiesfelder Hof betritt, wähnt sich sofort an der Küste oder auf hoher See. Akkordeonklänge vermischen sich mit tiefen Männerstimmen. Thomas Baumann steht mit dem Rücken zur Theke und dirigiert die Sänger. Der Refrain von „Bully in the alley“ ertönt in der Gaststätte.

Wer an einem Dienstagabend den Hiesfelder Hof betritt, wähnt sich sofort an der Küste oder auf hoher See. Akkordeonklänge vermischen sich mit tiefen Männerstimmen. Thomas Baumann steht mit dem Rücken zur Theke und dirigiert die Sänger. Der Refrain von „Bully in the alley“ ertönt in der Gaststätte.

Thomas Baumann verzieht sein Gesicht und unterbricht die Sänger. Die Passage hat dem Mann mit dem Rauschebart nicht so gut gefallen. Und so stimmt der „Shanty Chor Hiesfeld“ das Lied „Bully in the alley“ noch mal an. Thomas Baumann weiß aus langer Erfahrung, dass sich das Proben am Ende auszahlt.

Seine Männer haben sich in den vergangenen Jahren den Status eines der gefragtesten Shanty Chöre in der Region erarbeitet. „2016 kommen wir insgesamt auf fünfzig Auftritte. Und in der Vergangenheit haben wir schon in Frankreich, Polen und den Niederlanden gesungen“, sagt der erste Vorsitzende Hans Krüger.

So eine Entwicklung war im Jahr 2002 noch nicht abzusehen. Damals kam Norbert Raymann, Inhaber des Hiesfelder Hofs, auf die Idee, einen Shanty Chor zu gründen. Zur ersten Probe kamen 13 Männer. „Damals hatten wir aber nicht so viel Ahnung und auch keinen Dirigenten“, sagt Hans Krüger. Die Sänger traten mit Thomas Baumann in Kontakt und gewannen ihn als Chorleiter. Die Kombination zahlte sich aus.

Mittlerweile besteht die Crew aus 52 Männern, die traditionelle Seemannslieder singen oder Instrumente wie Akkordeon oder Gitarre spielen. Der Chor ist auch immer offen für neue Sachen. Sie singen nicht nur auf Deutsch und Englisch. Der „Shanty Chor Hiesfeld“ hat auch italienische, französische oder kroatische Stücke im Repertoire. Bei dieser großen Auswahl ist es nicht verwunderlich, dass es bereits mehrere CDs der Hiesfelder gibt. Kürzlich erschien das dritte Album „Leinen los!“.

Die CD-Veröffentlichungen waren Höhepunkte in der Chorgeschichte. Es gibt natürlich auch Auftritte, an die sich die Sänger gerne zurückerinnern. 2012 hatte der „Shanty Chor Hiesfeld“ sogar TV-Präsenz. Bei dem von Stefan Raab organisierten „Bundesvision Song Contest“ unterstützten sie die Band „Vierkanttretlager“. Die Männer aus Hiesfeld und die Indie-Rocker aus Husum – das passte. Am Ende landete die Kombination auf Platz sechs von 16 Startern. „Das wurde aber gefeiert wie ein Sieg“, sagt Hans Krüger.

Einen richtigen Sieg landete der Shanty Chor im Jahr 2014. Beim „Day of Song“ wollten die Hiesfelder einen Rekord aufstellen. Lieder mit dem größten Shanty Chor der Welt zu singen, so lautete das Ziel. Am Ende standen 1867 Sänger in der Dinslakener Trabrennbahn. Sie sangen sich mit Shantys in die Rekordbücher.

Drei CDs, ein Auftritt bei Stefan Raab, der Weltrekord – was soll da noch kommen? „Eine jede Menge“, sagt Thomas Baumann. Auch im 15. Jahr ist der Shanty Chor wieder auf Tour, Auftritte in Travemünde, Leer und in der Nähe von Rotterdam sind geplant. „Und im nächsten Jahr haben wir auch wieder ein echtes Highlight“, verrät Hans Krüger. Wer gerne Shantys hört, sollte sich am 27. August nichts vornehmen. An diesem Sonntag enden die DIN-Tage in Dinslaken. Der „Shanty Chor Hiesfeld“ stellt ein großes Festival auf die Beine. Befreundete Chöre aus Oberursel, dem Alten Land und Amsterdam haben sich angesagt. Und die Zuhörer reisen in Gedanken an die Küste oder auf hoher See.