Am Niederrhein. . Der Wallfahrtsort Kevelaer zieht jedes Jahr Hunderttausende Pilger an. Bald sollen sie auch ihrem Körper Gutes tun können. Das Land NRW hilft.

Noch ist es einfach nur eine Wiese, alles andere als spektakulär. Bald soll hier auf der Hüls am Rand der Pilgerstadt Kevelaer aber etwas entstehen, das dem „spirituellen Tourismus am Niederrhein neue Impulse“ gibt, wie es das Landeswirtschaftsministerium kürzlich ausdrückte. Wer nach Kevelaer kommt, soll demnächst nicht nur seinem Geist, sondern auch dem Körper etwas Gutes tun können – einer Solequelle sei Dank, die sie hier vor rund zwanzig Jahren angebohrt haben.

Auf der Wiese rund um die Quelle hatten sie in Kevelaer in den vergangenen Jahren immer wieder große Pläne. Mitte der Nuller Jahre wollten sie dort ein großes Wellnessbad errichten. Aber in Kevelaer, einer Stadt, in der vielerorts nicht von ungefähr die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, sind Politik und Bürgerschaft Veränderungen und Risiken gegenüber nicht immer besonders aufgeschlossen. Der Plan wurde begraben.

Im Zentrum eine Muschel - das Pilgersymbol

Jetzt wird in Kevelaer bescheidener geplant. Ein Gradierwerk soll es werden. Kennt man aus Kurorten. Ein hohes Gerüst, verfüllt mit Schwarzdorn, durch das Sole, also schwer salzhaltiges Wasser, durchgeleitet wird. Soll für diejenigen, die davor sitzen, gut für die Atemwege sein. In Kevelaer wird das Gradierwerk aber keine schnöde Wand sein, sondern eine Art Muschel – das Pilgersymbol.

„Sole- und Pilgerpark“ haben Stadtverwaltung und Politik das Projekt genannt, was Dominik Pichler, der Bürgermeister, völlig in Ordnung findet. Im anderen Machtzentrum der Kleinstadt, ist man nicht ganz so begeistert. „Für uns ist der Name Pilgerpark irreführend, weil es nur ein Pilgerzentrum gibt“, sagt Rolf Lohmann, der Wallfahrtsrektor. Er meint den Kapellenplatz, rund einen Kilometer von der Hüls entfernt, auf dem die Gnadenkapelle steht.

Das Motto: „Gesund an Leib und Seele“

Einigen können sich beide aber auf das Motto, unter dem das Projekt vorangetrieben werden soll: „Gesund an Leib und Seele“. Der Wallfahrtsrektor sinniert: „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Leute heutzutage unter Druck stehen, sie brauchen Orte, an denen sie auftanken können.“

Hat einen Plan für seine Stadt: Bürgermeister  Dominik Pichler (SPD) auf der Hüls.
Hat einen Plan für seine Stadt: Bürgermeister Dominik Pichler (SPD) auf der Hüls. © Kai Kitschenberg

Rund um das Gradierwerk sollen außerdem ein kleiner Park, Kneipp-Einrichtungen und eine Mehrzweckhalle entstehen, in der die Geschichte des Pilgerns dokumentiert werden soll. Kostenpunkt insgesamt: 2,3 Millionen Euro, von denen das Land 1,8 Millionen bezuschusst, aus EU- und Landesmitteln. Die Kirche zahlt nichts. Immerhin: „Die Kirche wirkt konzeptionell mit“, sagt Rolf Lohmann.

Für den Bürgermeister ist das Projekt auch ein Ausdruck dafür, dass „man die Stadt nicht in Formalin gießen und abwarten“ kann. Die großen Pilgergruppen werden weniger, stattdessen kommen immer mehr Individual-Pilger. Sie brauchen Angebote. Deswegen liebäugelt die Stadt auch mit dem Bau eines Hotels nahe der Solequelle. „Ein Erholungsort sind wir schon. Vielleicht können wir auf Kneippkurort oder Luftkurort aufsatteln“, überlegt Pichler.

Manche Jugendliche sehen das Projekt kritisch

Theoretisch steht dem Projekt nichts mehr im Wege. Debattiert wird es trotzdem eifrig. Nicht nur in der politischen Landschaft, in der es einige Stimmen gibt, die von Geldverschwendung raunen. Auf Facebook sind es Jugendliche, die das Projekt kritisch sehen. Sie treffen sich bei schönem Wetter auf der Hüls. „Die haben Angst, dass ihr Rückzugsraum kaputt gemacht wird“, sagt der Bürgermeister. Müssen sie aber nicht haben, betont er. Der Park solle ein „Volkspark“ werden.