Kampen. . Die Kampener Kogge ist ein originalgetreuer Nachbau eines mittelalterlichen Handelsschiffes.
Da dümpelt sie stolz im kleinen Hafenbecken vor sich hin. Sanft schlagen die Wellen an ihren klobigen Bauch, es riecht nach Teer und großer weiter Welt. Ersteres liegt daran, dass die alte Tante etwas undicht geworden ist und Rob mit seiner Truppe ihr „Baby“ noch einmal nachrüsten müssen. Immerhin, die „Kampener Kogge“, hat nun auch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel: Eine ehrenamtliche Schar eifriger Helfer und Jugendliche (aus einem europäischen Schulungs- und Beschäftigungsprojekt) haben das mittelalterliche Handelsschiff (14. Jahrhundert) Mitte der 90er Jahre mühsam und liebevoll rekonstruiert, haben es nachgebaut und sich dabei an einem Wrack orientiert, das Unterwasserarchäologen Jahre zuvor gefunden hatten.
Das hat damals für viele schöne Schlagzeilen nicht nur in den Niederlanden gesorgt – und seitdem sticht die „Kampener Kogge“ immer wieder auch mal in See, schippert zur Kieler Woche oder sogar nach Rostock. Und wer mag, kann das Schiff für kleine und große Touren buchen – inklusive mittelalterliche Atmosphäre, versteht sich – mit Musik, Gesang und Seemannsgarn-Erzähler.
Meistens mit dabei: Rob Hoekstra. Der hat damals mit die Idee gehabt, die Ijssel-Kogge nachzubauen. „Die meisten Leute haben schon gedacht, dass wir ziemlich verrückt sind“, schmunzelt er. Nicht nur, weil das Projekt unglaublich war, auch weil man damals wenig darüber wusste, wie man denn so ein mittelalterliches Schiff überhaupt bauen sollte.
Trotz der großen Bedeutung, die die Kogge als das Transportmittel des Hansebundes hatte, war wenig bekannt über die genaue Form und Bauart dieses Schiffstyps. 1981 wurde im Südlichen Flevoland auf der Höhe von Nijkerk ein Wrack gefunden, erzählt Rob. Damit konnten Baumeister Kees Sars und seine Truppe eine verantwortliche Rekonstruktion angehen.
Dennoch hat’s am Anfang nicht geklappt. „Das Schiff wollte nicht gebaut werden“, sagt Rob. „Wir haben wochenlang an einem Modell gearbeitet, aber immer passte es irgendwo nicht.“ Eine Stiftung gründete sich, das Niederländische Institut für Schiffs- und Unterwasserarchäologie kam dazu, es fanden sich Experten, die bei den zahllosen Fragen zu technischen und auch kulturhistorischen Dingen Rat geben konnten.
„Das alles hat uns viel gelehrt über die Art und Weise, wie früher dieser Schiffstyp wirklich gebaut wurde“, sagt Rob.
Jeden Donnerstag treffen sich nach wie vor Ehrenamtler, um in der Koggewerft weiter zu frickeln. Es gibt große Pläne. Das Wrack einer 100 Jahre alten Pluut (Fischerschiff) soll wiederaufgebaut werden. Und ein Börtschiff aus Zwolle (17. Jahrhundert) soll auch rekonstruiert werden. Rob zuckt die Schultern. „Mal sehen, was wir schaffen.“
Im Februar ist ein paar hundert Meter entfernt in einer spektakulären Aktion eine Kogge geborgen worden, die 600 Jahre auf dem Boden der Ijssel vergessen war. „Da unten liegt noch viel viel mehr“, weiß Rob. Schon im nächsten Jahr werden gleich mehrere originalnachgebaute Koggen in Kampen vor Anker gehen. Dann ist Hansetag in Kampen und das kleine Städtchen an der Ijssel wird fast wieder so quirlig und bunt sein wie damals, zu Zeiten der Hanse.
www.kamper-kogge.nl