Weeze. . Seit mehr als 500 Jahren sind die von Loes auf Schloss Wissen in Weeze zu Hause. Dank ihren Vorfahren Lisbeth und Wessel.

Es ist eine schöne Anekdote, die Freiherr Raphael von Loe gerne zu erzählen pflegt, wenn Menschen zum ersten Male im Innenhof eines der bekanntesten Adelssitze des Niederrheins staunend Geschichte atmen. „Die von Loes haben auf Wissen schon gelebt, als Columbus Amerika entdeckte.“ Was für eine Familien-Karriere!

Alles begann vor mehr als 500 Jahren, anno 1461, als ein gewisser Wessel von Loe sich in Lisbeth von Berenbroick verliebte und zu ehelichen gedachte. Nun war Wessel von Loe leider nicht groß grundbesitzend und somit kein großer Name am Niederrhein – Lisbeth aber war die Erbtochter eines bedeutenden Amtmannes. Und so musste Wessel eine adäquate Mitgift vorweisen, konkret: Bedingung für die Heirat war, dass Gut Wissen erworben wird – das hatte gerade die kinderlose Witwe Anna van der Straaten zum Kauf frei gegeben.

500 Jahre Familiengeschichte gehen an die Substanz

Die stolzen 9250 Goldtaler – eine gewaltige Summe – stotterte Wessel in Raten über zwei Jahre ab – und zog mit Lisbeth als erster Loe’scher Herr drei Monate nach der Hochzeit auf Wissen ein.

Das sind die schönen Geschichten, die so ein geschichtsträchtiges Haus erzählen kann. Der Nachteil: die 500 Jahre Familiengeschichte gehen an die Substanz – nicht so sehr an die freiherrliche, eher an die Gebäudesubstanz. Immer wieder mussten die von Loes in den vergangenen Jahren sanieren – das Dach, die Kapelle, die mit ihren hölzernen Pfählen im Wasser steht, die 800 Meter lange Wasserkante, die steinerne Brücke... Dabei gelang es Raphael Freiherr von Loe immer wieder, unterstützende Fördertöpfe zu finden.

Da gab es viel zu tun...
Da gab es viel zu tun... © NRZ

Und das hat auch bei der jüngsten Restaurierungsarbeit geklappt: Der Dachsims am Ost- und Westflügel, der vor sich hinbröselte, konnte komplett aufgearbeitet werden: Das Besondere und mit bloßem Auge nicht zu erkennen: Holz und Gestein wechseln sich ab – warum auch immer die Bauherrn anno 1740, bei einer der vielen Um- und Weiterbauten, das auch so taten. Jetzt jedenfalls ist der Sims wieder fit für die nächsten 500 Jahre, strahlend weiß und blaugrau in der Farbe. Und auch die Putzquader am Torhaus wurden generalüberholt bzw. so geschickt „repariert“, dass man kaum alt und neu vonein-ander unterscheiden kann. „Praktischerweise“, so der Hausherr, „konnten wir nun auch den Blitzableiter und all die Leitungen, die wohl mit Beginn der Elektrifizierung einfach quer von außen über die Mauern gezogen wurden, endlich richtig verlegen.“ Und geschickt hinter den Quadern verstecken.

Pünktlich zum Parkfest am Sonntag (siehe Text unten) ist nun alles fertig geworden, die Gerüste sind abgebaut, der Blick auf das Schloss-Ensemble wieder frei.

Festmeile im Schlosshof.
Festmeile im Schlosshof. © privat

Parkfest am 10. Juli

Einmal im Jahr wird Parkfest gefeiert auf Schloss Wissen. Da öffnen die von Loes die historischen Säle, das Verlies und allerlei andere spannende Dinge, es gibt Kuchen und Leckeres vom Grill, Musik, Kunst und Kahnfahrten. Sonntag, 10. Juli, ist es soweit.

Das alles für die gute Sache: Seit vielen vielen Jahren unterstützt die Familie von Loe die Krankenbruderschaft Rhein-Maas, die wiederum möglich macht, dass gesunde, vor allem aber hilfsbedürftige Menschen eine Pilger-Wallfahrt mit dem Zug nach Lourdes machen können. Einen Eindruck von der diesjährigen Lourdes-Fahrt kann man sich gern machen – ein kleiner Film dazu wird gezeigt.

Blick in die Schlosskapelle.
Blick in die Schlosskapelle. © privat

Und so sieht der Parkfest-Tag am Sonntag, 10. Juli, 10-18 Uhr, aus:

10 Uhr: Heilige Messe mit Weihbischof Wilfried Theising, anschließend beginnen die Aktionen:

Raphael Freiherr von Loe führt durch die historischen Säle, die Kapelle und den Schlosspark. Für Kinder gibt es eine Führung ins Verlies (und auch wieder heraus).

In der Kapelle: ganztags geistliches Programm, Meditation, offenes Singen.

Kinderprogramm, ganztägig, u.a. mit Kindertheater Peter Paul, Märchenerzählen mit Doris Baumann, Clown Oki-Doki, Jonglagen mit Sebastian Sottong, Sing- und Bewegungsspiele mit Lena Hachmann, Kinderschminken, Ponyreiten, Kahnfahrten. Für die Großen: Kunsthandwerk, Trödelmarkt, Schmuck, Marmeladen, handbemaltes Porzellan. Zudem öffnen die Künstlerinnen Bettina Hachmann und Sabrina Kuczera ihre Ateliers. Natürlich kommt das leibliche Wohl nicht zu kurz: Cafeteria, Grill, Reibekuchen, Weinprobe und das neue, eigens für Wissen gebraute Handwerksbier wird ausgeschenkt. Wer Kuchen spenden möchte, kann den mitbringen.