Kevelaer. . Einmal im Jahr wird das Wallfahrtsörtchen Kevelaer zum Mekka der Biker.
Es ist eine wundersame Mischung.
So ein bisschen Tour de France-Feeling, ganz sicher, ist dabei, wenn am Straßenrand Hunderte von Menschen stehen und winken, applaudieren, jubeln oder gar mit Campingstühlchen und Sekt-/Bierkühler geduldig auf den Moment warten, in dem dieser unglaublich lange Konvoi von Motorrädern vorbeiknattert. Hupend, winkend, und immer wieder zwischendurch mit voller PS-Dröhnung – dabei kommt es natürlich überhaupt nicht auf die Geschwindigkeit an, schnell geht ja auch gar nicht im Gänsemarsch der Bikes. Der Sound ist es! Dieser grollende, sonorige Bass aus vielen hundert PS-taumelnden Maschinen! Zugegeben, es riecht dann auch etwas streng – nach Öl und Benzin und Technik... Aber was für ein Spektakel!
Aber es gibt auch die anders bewegenden Momente. Stille, die Gänsehaut macht, wenn sich 2000 oder auch 3000 Biker vor dem kleinen Gnadenbild auf dem Kapellenplatz versammeln, wenn sie im Gebet inne halten, wenn Weihrauch den Motorengeschmack überdeckt, „Maria breit den Mantel“ selbst von dem mitgebrummt wird, der mit Kirche eher weniger bis nix am Helm hat. Und wenn dann die Kerze entzündet wird, mit der alle, aber dann wirklich auch alle – die mit und die ohne PS unterm Sattel – gemeinsam an die denken, die auf der Straße ihr Leben lassen mussten.
Und dann, nach Minuten der Stille, schwillt der Geräuschpegel an, das Konzert beginnt, das es so nur in Kevelaer gibt, einmal im Jahr. Alle geben ihr Bestes, die Motorradfreunde holen das Letzte und Lautesteste aus ihren Hupen, Hörnern und Kompressoren heraus: Ein irdischer Gruß an die Gottesmutter Maria. Die wird sich vermutlich lächelnd und verständnisvoll ihren breiten Mantel über Ohren ziehen – aber nach wenigen Minuten ist das Spektakel auch schon vorbei, die Biker schwingen sich wieder auf die Sättel, drehen noch einmal auf und verlassen fröhlich und kraftvoll, brav einer nach dem anderen, den Kapellenplatz.
Die MOWA, die Motorradfahrer-Wallfahrt, ist in Kevelaer längst schon zu einem festen Bestandteil im jährlichen Pilgerkalender geworden.
Campen mit Live-Musik
Und das ist dem Team der MOWA, das Jahr für Jahr ehrenamtlich diese Großveranstaltung inklusive Camping (auf dem eigens eingerichteten Zeltplatz) und abendlichem Musik- und Grillprogramm, auf die Beine stellt, auch ein ganz besonderes Anliegen: „Gemeinsamkeit leben, unseren Spaß am Motorradfahren und Motorrädern teilen, feiern aber auch gemeinsam Danke sagen, dass wir gesund geblieben sind und beten, dass Maria ihre schützende Hand über uns hält“, listen Markus Appel, Willi Verhülsdonk, Jenny Holtappels und Stefan Passens mal eben auf und machen jedem übermotivierten Biker schnell klar: „Wir sind auf einer Wallfahrt.“ Und da gehören der liebe Gott und Maria auf den Sozius und nicht etwa Krawalllaune oder Rockervorurteile.
Und so tummeln sich auf der jährlichen MOWA alle Generationen und alle denkbaren, motorisierten Zweiräder. Ein bisschen Sorge hat das Team und Markus Appel, dass die Biker den diesjährigen Termin verpassen. Denn zum ersten Mal nach 32 Jahren wird die MOWA am ersten Wochenende im Monat Juli veranstaltet – bislang war es immer das dritte Juli-Wochenende. Heißt im Klartext: MOWA 16 ist am kommenden Wochenende, 1. bis 3. Juli!
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, der Zeltplatz wird in den nächsten Tagen ganz sicher wunderbar abtrocknen, die Technik wird installiert, die Stell- und/oder Zeltflächen vorbereitet. Denn das ist die MOWA auch: ein geselliges Miteinander von Jung und Alt. Wer mag, kommt zur Lichterfahrt am Samstag (mit dem Kapellenplatz-Feeling), wer mag kommt schon am Freitag und bleibt bis Sonntag. Und auch wer kein Zweirad hat, ist herzlich willkommen an den Abenden auf dem Zeltplatz mit Live-Musik und Würstchen vom Grill. Natürlich hoffen die MOWA-Organisatoren auf viele campingfröhliche Menschen, denn aus den Einnahmen finanziert sich jeweils die MOWA des kommenden Jahres. Wer auf dem Zeltplatz übernachtet, zahlt fünf Euro pro Motorrad und zehn Euro pro Person (für u.a. Platz, Strom, Wasser, Müll, San-Dienst).
Motorradfahrer-Wallfahrt Kevelaer, 1.-3. Juli. Beginn: Samstag, 2. Juli, 13 Uhr, Begrüßungsfahrt durch die Region. Lichterfahrt: 20 Uhr, mit Einfahrt auf den Kapellenplatz (Ankunft gegen 21/21.30 Uhr). Abschlussfahrt und Segnung von Menschen und Maschinen am Sonntag, 3. Juli, 13 Uhr.
www.motorradwallfahrt.de