Am Niederrhein. Beim niederrheinischen Kabarettwettbewerb „Das schwarze Schaf“ gibt es alle jahre wieder Ehre und Ruhm zu gewinnen – und ein besonderes Exemplar des Blauschäfers aus Rheinberg. Ein Interview

Am kommenden Freitag und Samstag werden 60 blaue Schafe auf dem Vorplatz des Museums-Quartiers in Wien weiden. Die Friedensherde des Künstlerpaares Rainer Bonk und Bertamaria Reetz ist gerade unterwegs von Rheinberg-Vierbaum in die österreichische Hauptstadt.

Auch darum wird der Blauschäfer nicht persönlich anwesend sein, wenn am Wochenende die Siegerin oder der Sieger des niederrheinischen Kabarettwettbewerbes „Das Schwarze Schaf“ gekürt wird – und neben viel Ehre und ein bisschen Ruhm als Trophäe ein farbechtes Bonk-Schaf in Händen halten darf: natürlich in Schwarz, und nicht, wie sonst üblich, in diesem unglaublichen Ultramarinblau.

Herr Bonk, Filmstars kokettieren gerne damit, ihre Oscars oder Bambis aufs Klo zu stellen. Was wissen Sie von den Kabarettisten, was die mit ihrem Preis, also mit ihrem schwarzen Schaf machen?

Das kann ich gar nicht sagen, weil ich noch nie eine Rückmeldung von einem Sieger bekommen habe. Ich weiß auch gar nicht, ob die wirklich wissen, dass das schwarze Schaf von mir ist.

Wie sind Sie denn zum Trophäenmacher des niederrheinischen Kabarettwettbewerbes geworden?

Der Veranstalter ist eines Tages an mich herangetreten, hat gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, auch ein schwarzes Schaf herzustellen – und ich habe zugesagt. So einfach war das.

Hatten Sie vorher schon einmal daran gedacht, neben ihrem blauen auch ein schwarzes Schaf herzustellen?

Überhaupt nicht. Mit unserem Blauschaf verfolgen wir ja eine Idee. Es steht für eine bestimmte Geisteshaltung. Es wirbt für ein friedliches Miteinander, Toleranz und Wir-Gefühl. Alle sind gleich, jeder ist wichtig.

Das hätte Hanns Dieter Hüsch jetzt kaum besser sagen können.

Na ja, das könnte stimmen. Hüsch und die anderen Künstler, die auf den Brettern stehen, beabsichtigen wohl gleiche oder ähnliches Ziele. Das finde ich auch richtig und gut.

Dennoch sind Sie und ihr schwarzes Schaf mit Hanns Dieter Hüsch, dem schwarzen Schaf vom Niederrhein, nie persönlich in Berührung gekommen?

Nein, das hat sich nie ergeben.

Welchen Kabarettisten mögen Sie eigentlich?

Dieter Nuhr finde ich am besten.

Dessen Vorbild, Sie ahnen es bestimmt, war – Hüsch.

Ehrlich? Tja, er hat eine ähnlich moderierende Art. Wilfried Schmickler mag ich übrigens auch sehr gerne. Wenn er alleine auf der Bühne steht, ist er noch sehr vielseitiger als im Fernsehen bei den Mitternachtsspitzen, da brüllt er ja immer so schneidend in die Kamera.

Zurück zum schwarzen Schaf: Welches Schwarz ist es?

Das war gar nicht so einfach. Um mein Blau zu entwickeln, habe ich jahrelang

selbst Farben gemischt und mit Chemikern gesprochen – bis endlich dieses Ultramarinblau mit dieser Strahlkraft dabei herausgekommen war. Beim Schwarz habe ich es mal mit Schultafelfarbe versucht, das hat nicht so gut geklappt. Jetzt nehme ich ein Schwarz aus dem Baumarkt.

Gibt es einen Unterschied im Herstellungsprozess der blauen und schwarzen Schafe?

Nein, von der Form bis zur Grundierung sind alle gleich. Wenn ich ein schwarzes Schaf mache, denke ich immer: Das ist ein Hüsch. (lacht)

Wie viele schwarze Schafe haben Sie schon gemacht?

Wenige, das ist wie in der Natur, sie sind die Ausnahme. Bedenken Sie, der Begriff ist ursprünglich negativ, gemeint, nur am Niederrhein verstehen die Menschen darunter auch etwas anderes – eben wegen Hüsch.

Deshalb wird es auch nie eine Herde schwarzer Schafe geben?

Nein, nie. (überlegt kurz) Man sagt ja, in der Politik gibt es schwarze Schafe genug.

Apropos Politik: Aus aktuellem Anlass könnten Sie doch eine Herde brauner Schafe in den politischen Raum stellen.

Nee, nee, nee. Ich möchte für meine Schafe keine andere Farbe. Die Schafe sind blau, weil diese Farbe eine große Wirkung entfaltet. Blau ist eine Verbindungsfarbe – und darum geht es uns mit unseren Schafen. Die Blauschafe sollen verbinden. Jeder soll sich fragen: Bin ich nicht doch so wie die anderen? Die blauen Schafe stehen für einen Erkenntnisgewinn.