Am Niederrhein. . Mit einer Kampagne will die Niederrheinische IHK am 11. und 12. September darauf aufmerksam machen, warum es sich lohnt, in der Heimat einzukaufen. Und holt sich dafür die Geschäftsleute der Region ins Boot.
Längere Öffnungszeiten, Kleinkunst- oder Foto-Aktionen in Goch und Moers, eine mobile Couch lädt vor den Geschäften in Dinslakens Innenstadt zum Quatschen und Verweilen ein und die Läden im Duisburger Wall-Quartier rollen für ihre Kunden den roten Teppich aus: Am Freitag und Samstag, 11. und 12. September, dreht sich am ganzen Niederrhein alles ums „Heimat shoppen“. 51 Werbegemeinschaften in 29 Kommunen von Emmerich bis Schermbeck, von Kranenburg bis Wachtendonk, machen bei der Kampagne der Niederrheinischen IHK mit. Das gemeinsame Ziel: Die Attraktivität des Einkaufens in der Region aufzuzeigen – und damit den Einzelhandel zu stärken.
Mit 12 000 Betrieben und gut 28 500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Duisburg sowie den Kreisen Wesel und Kleve hat der Einzelhandel am Niederrhein zentrale Bedeutung. „Er ist Arbeitgeber und Berufsausbilder – rund 2000 junge Menschen machen derzeit ihre Ausbildung im Einzelhandel“, er schaffe Lebensqualität in den Städten, unterstütze Vereine und soziale Projekte oder sorge für die Weihnachtsbeleuchtung, zählt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger auf.
Auswahl ist groß wie nie
Trotzdem: Im Schatten von Franchiseunternehmen, riesigen Verbrauchermärkten und Onlineportalen verkümmern kleine, inhabergeführte Fachgeschäfte vielerorts zunehmend. Filialisten übernehmen das Geschäft, oft außerhalb der Stadtzentren. Dort nimmt der Ladenleerstand zu – die City verödet... Weitere Gründe sieht Dietzfelbinger im veränderten Kaufverhalten: „Die Ansprüche sind gestiegen, Produkte und Preise werden verglichen, die Auswahl ist groß wie nie.“ Dabei sei es Kunden oft gar nicht bewusst, welche Auswirkungen es habe, wenn sie nicht im Laden in der Stadt einkaufen.
In Dinslaken merkten viele Händler „den starken Druck, der von Außen kommt“, sagt Andreas Eickhoff, Vorsitzender des Dinslakener Stadtmarketings. Mit der Neutorgalerie hat vor einiger Zeit ein neues Einkaufszentrum in der City geöffnet, „wir verspüren aber auch den Wandel durch den Onlinehandel“. Für Eickhoff kein Grund, sich vom „Schreckgespenst der Branche“ Angst machen zu lassen: „Kreativität und Aktivität, das ist, was wir jetzt brauchen.“ Die „Heimat shoppen“-Aktion im September sieht er als Chance, „unsere Stadt zur Marke zu machen“ – unter anderem mit einer Modenschau und Shopping Queen Contest in der Neutorgalerie.
„Einkaufen ist heute Teil der Freizeitgestaltung, wir wollen dabei etwas erleben. Genau hier kann der stationäre Handel mit seinen Stärken punkten“, glaubt Dr. Stefan Dietzfelbinger von der Niederrheinischen IHK. Mit Beratung und Preisgestaltung inklusive Erlebnisfaktor. Das weiß auch Lars Hoffmann, Inhaber des Elektrofachgeschäfts „City Electronicer“ in Duisburg. „Wir sind seit mehr als 30 Jahren am Markt und kennen uns mittlerweile aus mit dem Konkurrenzkampf gegen den Onlinehandel.“ Eine indivduelle Beratung vor Ort, das könne eben kein Portal im Internet leisten – „das ist unser Vorteil“, sagt Hoffmann.
Ute Schulze-Heiming, Geschäftsführerin des Klever City Netzwerks glaubt, dass das Onlinegeschäft den Handel vor Ort sogar beleben kann. Das Prinzip dahinter: „Online suchen, offline kaufen.“ Dass viele Kunden erst im Internet verschiedene Angebote und Preise vergleichen, anschließend aber doch im Laden in der Heimatstadt kauften, belege auch eine Bertelsmann-Studie. „Dieses digitale Handeln müssen wir uns zu Nutze machen, um künftig besser digital sichtbar zu werden.“
Kunde von heute ist mobil
Aber auch exzellenter Service gehört laut Schulze-Heiming zum Zukunftsmodell des stationären Handels: „Der Kunde ist häufig besser informiert als das Personal. Da müssen Schulungen angeboten werden, um noch besser auf die Wünsche eingehen zu können.“ Auch das Angebot eines Bring- und Bestellservices gehöre dazu. Und: „Saubere, sichere Städte sind im Wettbewerb wichtig“, betont die Geschäftsführerin des Klever City Netzwerkes. „Der Kunde von heute ist sehr mobil, Outlets etwa haben fast 365 Tage im Jahr geöffnet.“
Kleve, als Mittelzentrum von kleineren Städten umgeben, sieht Ute Schulze-Heiming als Einkaufsstadt gut aufgestellt: Es gebe einen guten Mix aus Ketten und inhabergeführten Geschäften, „dem Fachhandel eben, der weiß, wo von er spricht“; Leerstände gebe es in der Stadt kaum zu beklagen. „Durch die Hochschulansiedlung haben wir in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt“, glaubt Schulze-Heiming, „viele Kunden kommen aus den Niederlanden zu uns.“
Dass man beim Bummeln und Einkaufen in Kleve eine schöne Zeit haben kann, will die Stadt auch beim „Heimat shoppen“ zeigen: Auf der Kavarinerstraße gibt es einen Handwerkermarkt, Musik und Aktionen für Kinder in der ganzen Stadt, die Geschäftsleute laden zu Knabbereien und auf ein Gläschen Sekt ein. „Wir sind keine Schaufenster-Verhänger“, betont Ute Schulze-Heiming, und: „Die positive Botschaft dieser Aktion kommt klar rüber.“