Am Niederrhein. . Ob Karneval oder Ballermann, Willi Girmes ist das Feier-Biest aus Goch. Künstlerpech, der Mann mit dem Leopardenmantel wird gerne unterschätzt

Er trägt gerne Leopard, tanzt wie ein Pirat und lotst Onkel Jürgen, Olaf Henning und den Wendler nach Goch. Ein Gespräch mit Willi Girmes, dem Feier-Biest aus Goch.

Morgen ist wieder eine Session vorbei und Willi Girmes war wieder nicht Prinz Karneval. Wann ist es endlich soweit?

Tja, dafür habe ich keine Zeit. Die Musik ist mein Beruf, Karneval wird Geld verdient.

Und nach Aschermittwoch: Was macht die Stimmungskanone aus Asperden dann?

Dann ist erst einmal tote Hose. Ich entspanne, kümmere mich um die Familie, die ja vorher ein bisschen zu kurz gekommen ist.

Als gebürtiger Kevelaerer: Wann dort zuletzt eine Kerze angezündet?

Nachdem Anna-Maria Zimmermann mit dem Hubschrauber abgestürzt war.

Als gelernter Koch: Woran zuletzt die Finger verbrannt?

(lacht) An dem Schnitzel, das ich vorhin in der Pfanne hatte.

Als Schlagersänger: Immer noch der Traum von einer Goldenen Schallplatte?

Ja sicher!

Als Ehemann: Ihre charmanteste Absage an ein Groupie?

(überlegt) Ich finde Dich sensationell, aber ich bin gut versorgt.

Als Familienvater: Wie erklären Sie Ihren beiden Kindern Ihr Lied „Ich habe Stangenfieber in der Hose“?

Das Lied hat mit sehr viel Lebensfreude zu tun. (schmunzelt) Als es damals herauskam, waren meine Kinder noch sehr klein. Auf dem Weg zum Kindergarten haben sie es geträllert, wussten aber natürlich nicht, was genau damit gemeint war. Na ja, das Lied war hart an der Grenze.

Zu Ihrem Lied „Der fröhliche Priester“: Ich nehme an, Skandalbischof Tebartz-van Elst hat sich nicht bei Ihnen gemeldet.

Wir sind uns letztens in Kevelaer beim Italiener begegnet. Er weiß schon Bescheid. Übrigens: Vor meinem Auftritt im Bühnenhaus bekam ich die Ansage: „Willi, der Priester muss kommen.“ Als ich in Goch auftrat, hieß es: „Willi, der Priester bleibt zu Hause.“

Angesichts von „Winnione & Winnitwo“: Früher tatsächlich Winnetou- oder doch Old Shatterhand-Fan gewesen?

Winnetou. Die Silberbüchse fand ich toll, auch das Kostüm. Meines war aus Sackleinen, da muste dann das blau-weiße Muster drauf, das war gar nicht so einfach zu machen. Ich habe alle Filme gesehen und auch die Bücher gelesen.

Richtig: Der „Piratentanz“ war Ihr bisher größter Hit?

Richtig. Das sieht man ja immer noch bei Youtube. Jetzt an den Karnevalstagen wird das Lied immer noch bis zu 5000 angeklickt.

Beim „Piratentanz“ haben Sie Ihren ersten Major-Deal abgeschlossen. Das Geld schon verprasst oder brav angelegt?

Nee, nee, brav angelegt. Was natürlich schade ist, bei Youtube verdiene ich kein Geld damit. Aber immerhin ist es eine gute Werbung. Ansonsten ist der Piratentanz ja eine Coverversion eines Liedes aus Belgien, ich durfte es damals aufnehmen, musste aber alle Gema-Rechte abtreten.

Bürgerlicher Name: Willi Werner Girmes: Steht Willi für Wilhelm und der Werner ist von wem?

Willi steht für Willi. Für einen Wilhelm hat es nicht gereicht. Und der Werner ist von meinem Patenonkel.

In Asperden: Wo trifft man Willi Girmes am ehesten?

Bei mir zu Hause. Auf meiner niederrheinischen Finca. Manchmal gehe ich zum Griechen, der ist bei uns vor der Haustüre.

Ihre Frau Barbara macht bei Ihren Auftritten die Technik. Ihr Tipp, wie sich Beruf und Privates vertragen?

Es klingt unwahrscheinlich, aber seitdem wir uns kennen, seit 1998, machen wir alles zusammen. Ich hätte das vorher auch nie für möglich gehalten, aber es ist so – und es ist schön.

Für wen zuletzt eines Ihrer legendären 5-Gänge-Menüs gekocht?

Manchmal sind es auch noch mehr, dann kommt ein überraschender Gruß aus der Küche. (lacht) Zuletzt war es Weihnachten, als wir Besuch aus Kanada und London hatten.

Nächstes Jahr werden Sie 60: Hören Sie dann auf, sich die Haare zu färben?

Nö.

Werden Sie jemals aus der Tierkostümnummer herauskommen?

Mittlerweile trage schon häufiger einen Piratenmantel, ich habe sechs oder sieben davon. Aber der Leopardenmantel ist natürlich immer noch da. In Holland darf ich ohne ihn gar nicht auftreten.

2001 starteten Sie auf Mallorca: Immer noch der zweitschönste Mann auf der Insel, nach Jürgen Drews?

Ich gehe mal ganz schwer davon aus.

Wie lotst man eigentlich Onkel Jürgen, Olaf Henning und der Wendler nach Goch?

Mit Geld.

1980: Ihre erste Band hieß „Piger Tigerband“: Erklären Sie bitte den Namen.

Damals war „piger“ ein Ausdruck für „leicht einen im Tee haben“, wenn man etwas mehr getrunken hat, dann hatte man gepigert. Und „Tiger“ war damals so etwas wie heute „Ey, Alter“. Also waren wir die „Piger Tigerband“ und haben Rock gespielt.

Nach vier Goch-Liedern und einem Kleve-Lied: Wann bekommt Ihre Geburtstadt Kevelaer einen Song?

Ach, ich habe doch schon so viele gemacht. (fängt an zu singen) Ja, in Kevelaer, da habense de Kapelle renoviert, das Priesterhaus frisiert und das Bühnenhaus saniert...

Okay. Dann zu Ihrem Lied „Goch, ich lieb dich doch“. Warum eigentlich „doch“?

Mmmh, als Kind fand ich Goch nicht so prickelnd. Heute fühle ich mich hier sehr wohl. Und eines muss man ja sagen: Goch ist im Karneval sensationell!

Ich finde, Ihr „Gocher Heimatlied“ hat melodisch das Zeug für einen Punkrockhit. Schon mal ausprobiert?

Aha. (überlegt und fängt an zu singen) Nah an der Holland-Grenze, dort, wo fließt der Rhein... (summt dazu die Melodie, wird immer schneller) … liegt unser schönes Städtchen, Goch am Niederrhein... Das habe ich früher mit einigen Liedern von mir auch schon gemacht.

Wann haben Sie eigentlich zuletzt unter der Schwanenburg in Kleve getanzt?

Vor ein paar Tagen, zusammen mit 800 Kindern, beim Kinderkarneval. Ein bisschen schade finde ich, dass die Nummer in Kleve nicht ein wenig mehr promotet wird. Aber vielelicht kommt das ja noch.

Zu Ihrer Hymne „Niederrheiner, die sind feiner“: Darin heißt es: „Niederrheiner haben die Party schon im Blut.“ - Na ja.

Okay, okay. Vorher heißt es in dem Lied: „Die sind voll gut“, es reimt sich also sehr gut.

Ballermann oder Kinderparty: Was ist anstrengender?

Beides ist gleich anstrengend. Anspruchsvoller sind aber Kinder. Am Ballermann werden kleine Fehler verziehen, bei Kindern musst du immer voll bei der Sache sein.

Sie können ja auch Balladen und Chansons: Fühlen Sie sich manchmal unterschätzt?

Ach ja, manchmal bin ich etwas enttäuscht, wenn Leute zu mir kommen und sagen: „Mensch, Willi, wir wussten ja gar nicht, dass Du auch solche Sachen singen kannst.“ Bei der letzten Prinzenkür habe ich mitten in der größten Stimmung eine Ballade gesungen. So etwas kannst du nur machen, wenn du den Saal im Griff hast und so ein Lied auch singen kannst – ansonsten wird es peinlich.

Ihre Tochter Isabell steht auch auf der Bühne. Was kann sie besser als ihr Papa?

Sie sieht besser aus. (lacht) Ich bin wahnsinnig stolz auf sie. Als ich ihr letztes Zeugnis sah, wollte ich einen Gen-Test machen lassen.

2012 wurde Ihnen im Megapark der Mallorca-Startup-Ehren-Award verliehen: Was muss jetzt noch kommen?

Die Goldene Schallplatte!