An Rhein und Ruhr. . In NRW wird der Gartenschläfer immer seltener, Vorkommen wurden nur in Köln und Bonn gemeldet. Die Umweltschützer vom BUND wollen die Art retten.

Vom Schmuddelwetter dieser Tage dürften die wenigen noch in Nordrhein-Westfalen verbliebenen Gartenschläfer wenig mitbekommen. „Sie haben sich im Herbst eine Wampe angefressen und schlafen in ihren Verstecken mit kurzen Wachphasen bis April“, erklärt Holger Sticht. Eigentlich pfiffig! Ein solcher Lebensentwurf dürfte bei manchen Menschen auf Sympathien stoßen. Nur schade, dass man viel zu wenig über die auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten stehenden Gartenschläfer weiß – nicht einmal, wie stark bedroht sie wirklich sind.

Ein Projekt des Umweltverbandes BUND will das jetzt ändern. „Unser Ziel ist die Erhaltung der Art“, sagt dessen Landesvorsitzender Sticht. In NRW kamen Gartenschläfer-Meldungen zuletzt nur noch aus dem Köln-Bonner Raum. Andere Meldungen, etwa vom Nordrand des Ruhrgebietes, sind zum Teil zehn Jahre und älter. Eine seriöse Bestandsschätzung ist laut

Holger Sticht, Landeschef BUND NRW
Holger Sticht, Landeschef BUND NRW © Privat

Sticht nicht möglich. Mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung will der Bund nun in NRW sowie fünf anderen Bundesländern Bestände soweit wie möglich erfassen, Tiere und Lebensumstände untersuchen. Das Bundesumweltministerium und das Bundesamt für Naturschutz fördern das 4,3 Mio Euro teure Projekt. Ziel ist ein Schutzkonzept.

Gartenschläfer sind etwas kleiner als Eichhörnchen. Sie bewohnen Laubwälder, Obstwiesen, naturnahe Gärten oder Parks und gehören wie ihre ebenfalls in NRW beheimateten Verwandten Siebenschläfer und Haselmaus zur Familie der Bilche, also der Schlafmäuse. „Durch die Zorro-Maske im Gesicht sind sie aber nicht zu verwechseln“, meint Sticht. Gartenschläfer fressen Insekten und Würmer genauso wie Obst oder Knospen. Sie sind nachtaktiv und scheu – aber nicht schreckhaft.

Gartenschläfer kann man hören

Beobachtungen sind freilich schwierig und eher selten - und das nicht, weil Gartenschläfer Menschen schneller hören und sehen als umgekehrt. Sie bewegen sich auch sehr geschickt. „Gartenschläfer können durch eine Ligusterhecke klettern, ohne dass sich die Zweige bewegen“, erzählt der 47-jährige Kölner Holger Sticht, der selbst seit vielen Jahren von Siebenschläfern fasziniert ist und das Forschungsprojekt angestoßen hat. Einfacher sei es, die Gartenschläfer anhand ihrer vielfältigen Laute zu identifizieren. Von einem langgezogenen Schmatzen (das Artgenossen anlockt) über Paarungsrufe bis hin zum lauten und hohen Alarmschrei ist alles dabei.

Auf der Roten Liste stehen die Gartenschläfer unter „Gefährdung unbekannten Ausmaßes“. Bekannt ist: Europaweit haben die Tiere in den letzten Jahren knapp die Hälfte ihres Lebensraums verloren. Umweltschützer fürchten, dass ein Aussterben droht. „Wir stehen in besonderer Verantwortung um die Erhaltung dieser Tierart“, meint Sticht. Für den Rückgang der Gartenschläfer könne der Verlust von Großinsekten eine Rolle spielen, kleiner werdende Lebensräume, aber eben auch die Klimaveränderung oder Krankheiten. Erkenntnisse soll das Forschungsprojekt liefern.

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Wichtig ist zunächst einmal, Klarheit über den Bestand zu gewinnen. „Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass auch abseits des Köln-Bonner Raums eine Population isoliert überlebt hat“, meint der BUND-Chef. Neben den Forschungen, bei denen Tiere auch eingefangen und z. B. auf Parasiten und auf ihre Gene untersucht werden, spielt deshalb der Aufruf an Bürger, mögliche Vorkommen zu melden, eine große Rolle.

Eine Meldung sollen über eine Internetseite erfolgen können, die sich derzeit im Aufbau befindet. Die Internetseite soll auch über Gartenschläfer an sich informieren. Im Mai sind auch in Köln Gartenschläferführungen vorgesehen, bei denen Bürger die Lebensräume kennenlernen und – so die Hoffnung – die Tiere auch zumindest hören können.

HINTERGRUND

Weil sich Siebenschläfer ja eigentlich an den Menschen anpassen und Parks wie Gärten besiedeln, wurden sie als bedrohte Art bisher eher weniger wahrgenommen. Monotone Pflanzkulturen seien aber nichts für sie. Gartenschläfer benötigten Vielfalt, „eine gewisse Strukturiertheit“ in ihren Lebensraum, sagt BUND-Fachmann Stich. Er ist überzeugt: Weniger Eingriffe in die Natur, vor allem aber der Einsatz von weniger Pestiziden würde nicht nur den Gartenschläfern helfen – „auch andere Arten wie Spitzmäuse, Stare oder Spatzen würden profitieren“.