An Rhein und Ruhr. . Betroffen von der Schließung sind unter anderem Mülheim, Krefeld, Neuss, Dinslaken und Wesel. Grund: Der VRR regelt den Ticketverkauf neu.

Es klingt nach klassischem Eigentor: Die Bahn stellt spätestens Ende 2019 den Fahrkartenverkauf an neun größeren Stationen ein – darunter Mülheim, Neuss, Mönchengladbach, Krefeld, Dinslaken und Wesel. Zudem wird auch in Herne, Wanne-Eickel und Haltern am See der DB-Schalter dichtgemacht. Hintergrund ist eine Entscheidung des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), seine Tickets ab Dezember 2019 nicht über die DB Station und Service zu vertreiben, sondern über den Anbieter Transdev.

Bahn darf im VRR keine Nahverkehrstickets verkaufen

Für Fahrkarten gilt das gleiche wie für die Leistungen auf der Schiene: Sie müssen europaweit ausgeschrieben werden. Und anders als in Westfalen-Lippe oder im Verkehrsverbund um Köln hat im Bereich des VRR die Bahn die Ausschreibung verloren.

Auch die roten DB-Fahrkartenautomaten verschwinden. Transdev stellt 450 neue auf, etwa genauso viele wie die Bahn hatte. Der VRR verspricht: Sie sind einfacher zu bedienen.
Auch die roten DB-Fahrkartenautomaten verschwinden. Transdev stellt 450 neue auf, etwa genauso viele wie die Bahn hatte. Der VRR verspricht: Sie sind einfacher zu bedienen. © Foto: Weigel/dpa

Folglich darf die Bahn keine VRR-Tickets mehr verkaufen – und nur für Fernverkehrskunden lohnt sich der Schalter nicht – obwohl (oder weil) gerade dieser Bereich besonders beratungsintensiv ist. Wer für den Kartenkauf einen Ansprechpartner braucht, muss dann in ein Reisebüro mit DB-Service. Allein in Mülheim, so die Bahn, gebe es drei.

Die Umstellung führt stellenweise zu absurden Situationen: In Wesel schließt das DB-Reisezentrum schon im zweiten Quartal 2019. In die Räume zieht die Rheinland-Bus mit einem „Servicestore“. Der darf – Glücksfall! – weiterhin beide Sorten verkaufen. Die DB hat ihrer Bustochter die Lizenz für Fernverkehrstickets gegeben, der VRR diejenige für den Nahverkehr. Dennoch – Stand jetzt – plant auch Transdev eine Verkaufsstelle in Bahnhofsnähe.

Für die meisten VRR-Kunden soll sich wenig ändern und sogar manches besser werden, so der Verbund: Die Fahrkartenautomaten wechseln ebenfalls von DB zu Transdev. Die neuen sollen, so der VRR, dem Kunden nach drei Klicks das gewünschte Ticket ausspucken. Was die Zahl der Automaten angeht: Sie soll weitgehend konstant bleiben, in Essen Hbf werden vier DB-Automaten nicht ersetzt, es bleiben 15.

Transdev will an 60 größeren Stationen präsent sein

Wer im Nahverkehr Beratung wünscht, soll sie bekommen: Transdev wird an rund 60 größeren Stationen im VRR Präsenz zeigen. In manchen Fällen übernimmt Transdev die bisherigen Räumlichkeiten, in anderen Fällen, so in Dinslaken und Wesel, soll es in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs eine Verkaufsstelle mit Beratung geben. Allerdings dürfen die Transdev-Mitarbeiter eben keine Fernverkehrsfahrkarten verkaufen. Aber sie können auf ihre Automaten verweisen – denn denen ist das irritierenderweise gestattet.

Hintergrund der Umstellung: Insgesamt geht der Trend weg vom Verkauf am Schalter. Deswegen lohnt es sich für die Bahn nicht, wenn sie nur noch Fernverkehrstickets verkaufen darf.

2017 kauften vier von zehn DB-Kunden ihre Fahrkarte im Internet, so das Unternehmen. Allein von 2015 bis 2017 stieg die Quote von 32,6 auf 39,4%. Am Automaten kaufen 24,5%, im Reisezentrum 16,2 % ihre Tickets. (-1,7% seit 2015). Die übrigen kaufen in Agenturen, im Ausland, per Callcenter oder im Zug.