An Rhein und Ruhr. . Bauern sollen im November Anträge stellen können. NRW-weit haben sich bisher 363 Höfe vormerken lassen, viele auch vom Niederrhein.
Im November sollen Bauern auch in Nordrhein-Westfalen Anträge für staatliche Dürrehilfe stellen können. Landesweit 363 Betriebe haben sich dafür bis gestern vormerken lassen. „Diese Zahl entspricht etwa der Größenordnung, mit der wir auch gerechnet hatten“, sagte Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer auf NRZ-Nachfrage. Besonders viele Vormerkungen kommen aus dem Münsterland, alleine 65 aus dem Kreis Steinfurt. Aber auch der Niederrhein ist ziemlich vorn dabei. 34 Vormerkungen kommen aus dem Kreis Wesel und 28 aus dem Kreis Kleve.
Die regionale Verteilung kommt nicht überraschend. Auf sandigen Böden hat sich die Dürre besonders ausgewirkt. Anderswo konnte der Boden noch etwas länger Feuchtigkeit halten. Aus Eifel, Sauer- und Bergischem Land gibt es auch Meldungen, aber weniger.
Bis zu 50% der Schäden können bei existenzgefährdeten Höfen ausgeglichen werden. Wieviele tatsächlich einen Antrag stellen werden (und wie viele ihn später bewilligt bekommen), lässt sich aktuell noch nicht abschätzen. Bemerkenswert: Das Verfahren sieht ein Kriterium vor, damit man Geld bekommt (mehr als 30% Ertragsminus), und fünf Kriterien, damit man keines bekommt (z. B. hohes Privatvermögen oder auch ohne Dürre in der Existenz bedroht).
Es fehlt an bezahlbaren Dürre-Versicherungen
Bundesweit war betont worden, dass die von Bund und Ländern bereitgestellte Hilfe von insgesamt bis zu 340 Millionen Euro auch nur tatsächlich bedürftigen Betrieben zugute kommen soll. Wer Geld will, muss auch seine Bücher offenlegen, in NRW müssen die letzten drei Steuerbescheide vorgelegt werden.
Im NRW-Umweltministerium wird betont, dass die Landwirtschaft der erste Wirtschaftszweig sei, der unmittelbar in der Wirtschaftlichkeit von den Folgen des Klimawandels betroffen ist. Ministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) sieht zunächst die Betriebe in der Pflicht, sich für die Folgen des Klimawandfels zu rüsten – etwa über entsprechenden
Fruchtfolgenwechsel, die Wahl robuster Getreidesorten, über eine ausreichende Humusversorgung der Böden und Maßnahmen zum Erosionsschutz. „Die Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen und robuster gegenüber Wetterextremen zu werden“, sagte Heinen-Esser der NRZ. Sie erklärte aber auch: „Daneben muss die Politik prüfen, mit welchen flankierenden Maßnahmen künftig den Betrieben in der Vorsorge und bei witterungsbedingten Risiken und Schäden geholfen werden kann.“
In der Pflanzenzucht werde man auf klimaresistentere Pflanzen setzen müssen, heißt es weiter im Ministerium. Zudem gelte es an der Risikoabsicherung zu arbeiten. Das habe zwei Komponenten: Die steuerliche Seite, also Instrumente zur Gewinnglättung und dem Risikoausgleich, und Versicherungslösungen. Bislang scheitere es an bezahlbaren Versicherungen zum Schutz vor Trockenheit. Das war unlängst auch auf der Agrarministerkonferenz in Bad Sassendorf bemängelt worden.
So oder so: Die Landwirtschaft sei „integraler Bestandteil der Klimaschutzpolitik“, hieß es. Sie müsse aber auch selbst daran arbeiten, ihren Ausstoß von Klimagasen zu reduzieren (z. B. in der Tierhaltung) und effizient düngen.
>>> BAUERN KRITISIEREN HOHE HÜRDEN
Eines vorweg: „Es ist gut, dass es die Möglichkeit gibt, Unterstützung zu erhalten“, so Bernhard Conzen, Präsident der Rheinischen Bauern (rund 15.000 Mitglieder), gegenüber der NRZ. Allerdings, die Hürden für eine Unterstützung seien hoch und entsprechend hoch sei auch der bürokratische Aufwand – „etwa, wenn man sich die Definition von Bedürftigkeit ansieht“.
Es gebe deshalb die Sorge, dass schlussendlich nur sehr wenige Landwirte eine Unterstützung erhalten werden, so Conzen weiter. Wenn Geld schon bereitgestellt wird, aber man komme nicht dran, weil das Förderprogramm so „ein Bürokratiemonster ist – dann ist das traurig“, meinte der Bauernpräsident.