Zufälliges Treffen im Urlaub: Ruchi und Rachit aus Mumbai reisen durch den hohen Norden des Landes, um den Wind der Freiheit zu atmen.
Heute geht’s mal um das Geheimnis einer Motorradbank. Die gehört zu einer Royal Enfield in Leh, das ist die Hauptstadt von Ladakh hoch im Norden von Indien. Den Strohkopf rechts kennen Sie, links das sind Ruchi (28) und Rachit (29). Beide leben als Ehepaar in Mumbai, so heißt Bombay seit über 20 Jahren.
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Was uns verbindet: Wir mögen Moped, wir sind in Urlaub und wir haben gerade gemeinsam in unserem Guesthouse, dem Silver Cloud, gefrühstückt. Tee, Toast und Spiegelei. Wie jeden Morgen.
Ich beginne das Gespräch auf urlauberisch: Na, wo geht's bei euch denn heute hin? Ruchi, die sonst das Wort führt, winkt ab. Sie hat Kopfschmerzen. Wie wir alle. Leh liegt 3500 Meter über dem Meer, hier ist die Luft so dünn, dass sie nichts mehr hält und man hat Angst, im Stehen umzukippen. Rachit springt ihr also zur Seite und erzählt in diesem herrlichen Indisch-Englisch: „Wir gehen jetzt auf Motorrad-Tour. Ins Nubra-Valley über den Khardong-Pass, 5340 Meter, eine der höchsten Straßen der Welt. Dann zum Pangong-See. Da zelten wir.“
Mit der Harley durch Arizona
Donnerlüttchen. Dann krame ich wie viele Ältere erstmal in der Anekdotenkiste: „Kennt ihr Easy Rider, den Film? Peter Fonda? 50 Jahre her. Der hat uns damals tief bewegt. Auch dass ich noch heute lange Haare trage...“ Sie schütteln beide den Kopf. Kennen sie nicht. „Aber eine Harley, die kennt ihr.“ Sie nicken mir ein „selbstverständlich“ zu. „Also, ich bin damit vor 20 Jahren durch Arizona. Mit einem Kollegen von der Zeitung. In Tombstone ist uns am O.K-Corral sogar...“
Ich bemerke, dass ihr Lächeln immer höflicher wird und besinne mich: „Lange her. Ihr bevorzugt eh die Royal Enfield, richtig?“ Rachit nickt: „Es muss ein indisches Motorrad sein.“ Gegründet wurde die Firma zwar vor über 100 Jahren von den Briten, schon lange aber sind das wahre indische Schönheiten.
Fahrt ihr in Mumbai auch Zweirad? Rachit hat eine Bajaj 250. „Für die Stadt besser, schneller. ich muss gestehen, ich liebe Geschwindigkeit. Letztes Jahr waren wir in Goa am Strand. Ich habe mir sofort Jet-Ski geliehen. Ich brauch das.“ Und Ruchi? „Ich hatte immer einen Roller, schon als Mädchen. Mein Vater war erst dagegen, er hatte Angst, aber ich habe mich durchgesetzt. Ich brauch meine Unabhängigkeit. Wichtig für junge Frauen.“ Klar.
Das Schwärmen von Freiheit
Die beiden setzen die Helme auf und knattern los. Erst später auf meiner Reise werde ich merken, wie viele Ruchis und Rachits es hier gibt. Zehntausende junge Inder aus den Städten sind unterwegs. Zu zweit oder im Dutzend durchstreifen sie die wunderschönen, wüsten Berge. Auch hier spielt ein Film eine Rolle. „Three Idiots“, eine extrem erfolgreiche Bollywood-Komödie, endet in Ladakh am See.
Natürlich auf dem Motorrad. Und wenn Rachit dann vom Wind im Gesicht schwärmt und von Freiheit, dann ist mir das auf eine rührende Weise so ganz nah, dem alten Easy Rider. Die indischen jungen Leute leben gerade einen Traum, an den sich die Omas und Opas fern im Westen nur zu gut und gern erinnern. Schön.