Am Niederrhein. . Hubschrauber aus den Niederlanden half beim Löschen. Vier Hektar standen in Straelen direkt an der A 40 in Flammen. Einsatz zog sich lange hin.
Als die Flammen am späten Nachmittag unter Kontrolle sind und der Hubschrauber der „Koninklijke Luchtmacht“ zum nächsten Waldbrand entschwebt, dieses Mal in den Niederlanden – da winken die am Boden versammelten Feuerwehrleute zum Dank. „Der Helikopter war eine Riesen-Hilfe“, sagt Stephan Derks von der Feuerwehr im Kreis Kleve. 8000 Liter Wasser hat der Hubschrauber der niederländischen Luftwaffe ein ums andere Mal aus der nahen „Blauen Lagune“ in Wachtendonk geholt und dann auf den brennenden Wald an der A 40-Abfahrt Niederdorf in Straelen niedergehen lassen, immer und immer wieder.
Gebrannt hat es auf rund vier Hektar. Kiefern, Eichen, Birken, das komplett ausgedörrte Holz – alles ein Raub der Flammen. 120 Feuerwehrleute waren am Samstag in der Spitze im Einsatz. Nach dem Feuer jüngst im sauerländischen Altena dürfte es in dieser wegen der Trockenheit so heiklen Saison einer bisher größten Waldbrände in Nordrhein-Westfalen gewesen sein. Es war an diesem Wochenende aber auch nicht der einzige: In Mechernich in der Eifel standen 2500 Quadratmeter Wald in Brand, 80 Feuerwehrleute kämpften dort gegen die Flammen.
Pipeline im Boden, Öllager in Venlo
Besonders kritisch am Feuer Straelen: Am Waldrand verläuft im Boden in ein Meter Tiefe die Ölpipeline Rotterdam-Köln. Damit nicht genug, wenige hundert Meter vom Brandort entfernt steht in Venlo ein großes Reserveöllager – Großalarm! Feuerwehren vom ganzen Niederrhein, aber eben auch aus den Niederlanden und später dem westlichen Ruhrgebiet waren im Einsatz. Um 4.25 Uhr waren die ersten Kräfte vor Ort. Nur, in den Wald können sie zunächst nicht hinein! Weil sich während des Zweiten Weltkrieges auf dem Gelände ein Fliegerhorst befand, der auch angegriffen worden war, werden Blindgänger in der Gegend vermutet, nicht explodierte Phosphorbomben. Der einzige Weg, die Flammen zu bekämpfen, führt deshalb durch die Luft.
„Wir waren sehr froh, dass der Löschhubschrauber aus den Niederlanden so schnell vor Ort war“, berichtete Feuerwehr-Sprecher Derks später. Überhaupt habe die vielfach geübte Zusammenarbeit mit den Kräften aus dem Nachbarland wunderbar geklappt. Das sieht auch Straelens Bürgermeister Hans-Josef Linßen so, der sich mit seinem Venloer Amtskollegen Antoin Scholten vor Ort ein Bild machte. „Das ging alles unheimlich professionell“, lobte Linßen gegenüber der NRZ.
Die Befürchtung mit den Phosphorbomben bewahrheitete sich nicht, der herbeigerufene Kampfmittelräumdienst konnte für das gebiet später Entwarnung geben. Von der A 40 aus verfolgten Schaulustige die Löscharbeiten, machten Fotos vom Seitenstreifen aus. Die Löscharbeiten zogen sich noch bis in den Abend. Fünf Tankzüge eines Viersener Unternehmers mit insgesamt 150 000 Liter Fassungsvermögen stellten die Wasserversorgung sicher. Die ganze Nacht hielten Einsatzkräfte auch noch sicherheitshalber Brandwache.
Polizei ermittelt zur Brandursache
Warum es überhaupt zum Waldbrand kam, war zunächst unklar. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.
NRZ-Nachfrage beim Landesverband der Feuerwehren in NRW: Gibt es auf dieser Seite der Grenze keine Löschhubschrauber? Sprecher Christoph Schöneborn berichtet, dass auch das Land NRW über Löschwasserbehälter verfüge, die dann bei Bedarf mit Hubschraubern von Bundeswehr, Bundes- oder Landespolizei eingesetzt werden können: „Die Feuerwehr selbst hat keine Hubschrauber.“
Schöneborn sieht die Feuerwehr in NRW insgesamt für Waldbrände gut gerüstet. Die schwere Einsatzkleidung sei zwar für die Feuerwehrleute „nicht optimal, aber es geht“.
>>>HINTERGRUND
38 Waldbrände auf eine r Gesamtfläche von 24,89 Hektar zählte die Forstverwaltung im Jahr 2017 in Nordrhein-Westfalen, im Jahr davor waren es lediglich 21 auf 3,1 Hektar.
Zahlen für 2018 liegen noch nicht vor. „Schon jetzt können wir aber sagen, dass es ein ungewöhnliches Waldbrandjahr ist“, sagte Michael Blaschke vom Landesbetrieb Wald & Holz. Üblicherweise habe man es im Frühjahr mit den meisten Bränden zu tun – wenn die Bäume noch nicht richtig grün sind und am Boden noch alles trocken ist. Dieses Jahr konzentrierten sich die Brände aber auf den Hochsommer: „Das kennen wir sonst eher aus dem Mittelmeerraum.“
Die Gefährlichkeit eines Waldbrandes bemesse sich nicht an der Größe: „Das kann man nicht mit Griechenland oder Amerika vergleichen“, sagt Blaschke. Die Landschaft sei hier viel zersiedelter. Das habe seine Vorteile: „Durch die Straßen und Wege sind die Einsatzkräfte vergleichsweise schnell am Brandort.“ Umgekehrt seien die Flammen aber auch fix im Siedlungsraum.