An Rhein und Ruhr. . Die giftige Pflanze wuchert immer mehr. Besonders Pferde und Rinder sind gefährdet und können durch den Konsum sterben. Anteile sind im Honig.

Das Jakobskreuzkraut mit dem gelben Blütenkörbchen und den jeweils 13 Hüllenblättern sieht harmlos aus, ist aber giftig. Die Pflanze wird zunehmend zum Problem für Pferde und Rinder. Das bestätigt auch Wilhelm Neu, Kreisvorsitzender des Bauernverbandes Wesel: „Auf den Versammlungen ist das Jakobskreuzkraut immer häufiger Thema.“

Zurzeit wuchert es an Straßenrändern und auf extensiven Weiden. „Augenscheinlich ist die Verbreitung mehr geworden“, sagt Hubert Kivelitz, Landwirtschaftskammer NRW, zuständig für die Fachgebiete Grünland, Futterbau und Zwischenfrüchte. In einer Datenbank werde die Verbreitung nicht erfasst.

Das Futterheu ist das primäre Problem

Vor allem Pferde können schnell die tödliche Aufnahmemenge erreichen. Doch gebe es laut Kivelitz keine wissenschaftlichen Tierversuche, die eine zuverlässige Aussage über die tödliche Dosis von aufgenommenem Jakobskreuzkraut machen. Auch seien im Futtermittelrecht für unterschiedliche Pflanzengiftstoffe keine Grenzen festgelegt. Jedoch könnten anhand von wissenschaftlich Modellen Annahmen über tödliche Mengen getroffen werden.

Man gehe davon aus, dass ein Pferd pro Kilogramm Eigengewicht 40 bis 80 Gramm frisches Jakobskreuzkraut fressen müsste, um daran zu verenden. Bei einem Pferd, das 600 Kilogramm wiegt, sind das 24 bis 48 Kilogramm Jakobskreuzkraut. Wenn die Pflanze frisch blüht, rühren die Weidetiere das Kraut bei genügend Auswahl normalerweise nicht an.

Giftstoffe sammeln sich in der Leber

„Das liegt an den enthaltenen Bitterstoffen“, erklärt Stefanie Heese, die als Naturschutzreferentin für den NABU Niederrhein tätig ist. „Aber das primäre Problem ist, wenn die Weidefläche gemäht und das geerntete Heu als Futter für die Tiere genutzt wird“, betont Kivelitz.

So können die Tiere, wie auf der Weide, nicht mehr gezielt auswählen. Das getrocknete Futter-Heu oder die Silage könnten dann mit Jakobskreuzkraut kontaminiert sein. Bisher sei es schwierig zu ermitteln, wie viele Tode auf die giftige Pflanze zurückzuführen sind: „Es gibt keine gesicherten Daten, dafür müssten die Tiere obduziert werden.“ Die Giftstoffe sammeln sich in der Leber der Tiere an und können dann zu chronischen Krankheiten führen.

Die Landwirte können Verbreitung eindämmen

Dabei ist das Krankheitsbild bei Pferden sehr schwankend, die Vergiftung kann blutigen Durchfall oder Gewichtsverlust verursachen. In schlimmen Fällen wandern die Tiere irritiert umher oder leiden unter Muskelkrämpfen. Schließlich kann das betroffene Tier ins Koma fallen und sterben.

Eine Kuh schnuppert am giftigen Jakobskreuzkraut.
Eine Kuh schnuppert am giftigen Jakobskreuzkraut. © Hubert Kivelitz

Jedoch können Landwirte die Verbreitung des Krautes vorbeugend eindämmen. Auf intensiven Nutzflächen, die ständig gemäht werden, stellt die Pflanze kein Problem dar. Bei extensiven Flächen, wie in Naturschutzgebieten, sieht es anders aus. Da empfiehlt Stefanie Heese, sofern der Bestand noch klein ist, „die Pflanzen per Hand auszureißen“.

Offene Bodenstellen, die Pferde mit ihren Hufen verursachen, begünstigen, dass die Samen keimen. Sobald das Jakobskreuzkraut schon einen Großteil der Fläche einnimmt, wird es mühselig. Die Landwirtschaftskammer NRW rät, frühzeitig und regelmäßig zu mähen.

Die Imker sensibilisieren

Doch nicht nur im Heu können Bestandteile der giftigen Pflanze sein, sondern auch im Tee oder im Honig. Damit ist die Pflanze direkt für den Menschen relevant. „Geringe Spuren sind im Honig enthalten“, sagt Kivelitz. Deshalb möchte er Imker dafür sensibilisieren, wo der Bienenstock steht und welche Trachtpflanzen sie anbauen sollten. Bienen würden vor allem das Jakobskreuzkraut anfliegen, wenn sie keine Auswahl vorfinden und es dann zum Bienenstock tragen. Ab welcher Menge das Kraut für den Menschen gesundheitsgefährdend ist, ist bislang nicht näher erforscht.

>>INFO: Längere Aufnahme ist gesundheitsbedenklich

Vor allem in Tees und Kräutertees, aber auch im Honig, sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) die giftigen Pyrrolizidinalkaloide (PA) enthalten. Nach Erkenntnissen des BfR kann die längere Aufnahme von PA für Menschen gesundheitlich bedenklich sein. Ein akutes Gesundheitsrisiko bestehe jedoch nicht, Grenzwerte wurden nicht festgelegt. Die Giftstoffe können zu Leberschäden führen.