An Rhein und Ruhr. . Die Polizei in NRW hatte es 2017 mit 15 435 Verdächtigen unter 21 Jahren zu tun. GdP-Chef Mertens betont Wert von Prävention an Schulen.

Was viele Jugendliche ausblenden: „Selbst wenn die Sucht irgendwann besiegt ist, bleiben psychische Schäden oft ein Leben lang bestehen, sodass die Betroffenen deswegen ein Leben lang in Behandlung bleiben“, mahnt Dr. Hamid Reza Houshmand. Er ist Oberarzt in der Suchtambulanz des Essener LVR-Klinikums und beobachtet: In den letzten Jahren kommen immer mehr Patienten, vor allem wegen Cannabis-Sucht.

Das Landeskriminalamt (LKA) hat in diesen Tagen ein neues Lagebild „Jugendkriminalität und -gefährdung“ vorgelegt. Raub, Körperverletzung, Diebstahl, Erschleichen von Leistungen: Während die Tatverdächtigenzahl hier auf breiter Front zurückging, im Zehnjahresvergleich sogar um deutlich zweistellige Werte, sind mehr junge Menschen mit Rauschgift auffällig geworden. Hier stieg im Jahr 2017 die Tatverdächtigenzahl um 3,2% auf 15 435 Personen unter 21 Jahren, im Zehnjahresvergleich stieg sie sogar um 16,3%. Wie ein LKA-Sprecher auf Nachfrage bestätigt, gibt es 71,1% der Fälle um Cannabis und Zubereitungen.

GdP ist klar gegen Legalisierung

Schon klar: Rauschgiftdelikte gelten als klassische „Kontrolldelikte“. Je mehr die Polizei kontrolliert, desto mehr Fälle werden entdeckt. Dass aber ausgerechnet hier die Zahl so steigt, während die Zahl der Jugendlichen, bedingt durch den demografischen Wandel, ja abnimmt, bereitet Michael Mertens, dem Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Sorge. „Die Prävention, gerade auch in Schulen, ist ganz wichtig“, mahnt Mertens gegenüber der NRZ.

Die immer wieder aufgewärmte Debatte um eine etwaige Legalisierung dürfe nicht dazu führen, dass die Gefahren von Cannabis unterschätzt werden: „Konsum kann zu Psychosen und anderen schweren psychischen Störungen führen, das ist wissenschaftlich erwiesen.“ Deshalb sei die GdP klar gegen eine Legalisierung. Mertens glaubt, dass gerade junge Leute für Prävention aufgeschlossen seien: „Körperbewusstsein ist ja auch bei ihnen ausgeprägt. Immerhin besuchen viele schon Fitnessstudios.“

Konsum von Cannabis ist jugendtypisches Verhalten

Dass die Drogendelikte hauptsächlich in Verbindung mit Cannabis stehen, ist für den Essener Sucht-Mediziner Houshmand keine Überraschung. „Cannabis bekommt man an jeder Straßenecke“, sagt der Arzt: „Wir sehen hier auch Patienten, die neben dem Vollzeitjob noch Gras verkaufen.“ Dabei handele es sich meist um junge Menschen unter 30 Jahren. Die Therapie für die Patienten könne lange dauern und richte sich nach der Schwere der Abhängigkeit und möglichen anderen Erkrankungen. „Das reicht von der ambulanten bis zur vollstationären Behandlung“, so Houshmand.

Nach Erkenntnissen des Landeskriminalamtes unterscheiden sich die Ankaufwege bei jungen Leuten nicht von üblichen Handelsstrukturen. Neben dem illegalen Straßenverkauf komme auch das Internet und da besonders der anonymisierte Bereich „Darknet“ infrage, erklärt ein Sprecher. Der Konsum von Cannabis ist durchaus als jugendtypisches Verhalten zu verstehen.

Abgrenzung von der Elterngeneration

Der LKA-Beamte erläutert da: „Es geht etwa um Abgrenzung von der Elterngeneration, um Ausdruck eines persönlichen Stils sowie um absichtliche Normverletzung.“ Sowohl Kinder, Jugendliche, wie auch Heranwachsende kennen die gesetzlichen Verbote.

Letztlich überwiegt aber die Neugierde und/oder die Gruppendynamik unter Gleichaltrigen. „Für die Polizei ist nicht nur die Repression maßgeblich“, betont der LKA-Sprecher. Der Sachbearbeiter führe bei jungen Tatverdächtigen stets eine sogenannte Gefährderansprache durch. Das Ziel dabei: eine Verhaltensänderung. GdP-Landeschef Mertens mahnt: „Wer so straffällig wird, kann später Nachteile bei der Berufswahl haben.“

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Der lateinische Name für Hanf ist Cannabis. Verwendet wird dieser Begriff häufig allgemein für Hanfpflanzen und THC-Produkte. Das Tetrahydrodrocannabinol (THC) ist eine Substanz, die aktiv die Psyche beeinflusst und zu den Cannabinoiden zählt. Als Hanfprodukte werden üblicherweise im Alltag auch Nahrungsergänzungen wie Hanfsamen beschrieben, die auch gesunde Inhaltsstoffe enthalten.

Die getrockneten Blüten und blütennahen Blätter der weiblichen Hanfpflanze werden als Marihuana oder auch Gras bezeichnet. Dagegen ist Haschisch das gewonnene Harz aus den Bestandteilen der weiblichen Hanfpflanze. Im Harz stecken circa 70 Cannabinoide.