Ein 19-Jähriger aus Düsseldorf hat sich nach guter Überlegung fürs Mathematik-Studium entschieden. Die große Reise hat er auf später verschoben.
Alice Cooper schrie 1972: School’s out forever ... das war’s mit der Schule. Abitur. Ja und dann? Gute Frage an die Damen und Herren, die in diesen Tagen in NRW die Ergebnisse ihre schriftlichen Bemühungen bekommen: Goa oder Uni, Rucksack oder Hörsaal. Oder einfach mal den lieben Gott einen prima Mann sein lassen, Füße hoch und Kopf in den Nacken ...?
Ich habe mir für ein entspanntes Gespräch zum Thema Abitur einen Experten auf die Bank geholt: Anthony Nascente hat vor einem Jahr seine Reifeprüfung absolviert, allerdings auf sehr eigene Art und Weise. Mit einem Durchschnitt von 0,7 zog er dem Numerus Clausus alle Zähne, 894 von 900 möglichen Punkten bedeuteten das vermutlich beste Abitur in NRW im Jahr 2017. Tja, wäre doch nur diese eine Mathe-Klausur nicht so in die Buxe gegangen, eine magere 1 minus...
Die große Reise im Kopf
Wir setzten uns auf die Treppe vor seiner Schule, das Freie Christliche Gymnasium in Düsseldorf. Ich erzähle Anthony mal lieber nicht, dass ich vom anderen Ende der Skala komme, also zum engsten Favoritenkreis gehören würde, sollte jemals jemand den schlechtesten Gymnasiasten suchen. Aller Zeiten...
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Anthony hatte vor einem Jahr zunächst auch die große Reise im Kopf. „Ich wollte schon. In die USA, nach Asien. Reizvoll. Aber es drängte sich kein Ziel wirklich auf. Ich meine, ich hatte mit meiner Familie früher auch schon mal in den USA gelebt, auch in Brasilien, mein Vater stammt von da.“ Moment, eine unsachliche Zwischenfrage: Da kommt jetzt die WM. Liebst du Fußball? „Nicht so sehr. Aber klar, die Spiele von Deutschland und Brasilien gucke ich schon.“ Und wenn’s zum Endspiel kommt? „Bin ich eher für Deutschland.“ Gut, zurück zum Thema.
In der Uni wird's auch für ihn schwieriger
„Die Fristen fürs Einschreiben an der Uni rückten immer näher. Die wollte ich nicht verstreichen lassen, Mathe oder Philosophie. Meine Leistungskurse. Ich habe mich dann für Mathe entschieden, weil sie mir wirklich Spaß macht. Ich habe keine bessere Erklärung.“ Und die Reise ist vom Tisch? „Nein, mit Informatik will ich einen Doppel-Bachelor machen. Sieben Semester. Dann bin ich 22.“ Stimmt, da hält die Welt auch noch alle Tore und Türchen auf.
Fällt Dir in der Uni wieder alles so leicht? „Nein, ich war auch nicht immer ein Einser-Schüler. Erst in der Oberstufe. Ich habe gut mitgearbeitet im Unterricht, deshalb waren die Klausuren für mich nicht so schwer. In der Uni ist es härter. Ich brauche das Gespräch mit anderen Studenten, wir diskutieren, mal weiß der die Antwort, mal jener. Allein hätte ich das erste Semester nicht geschafft. Anstrengend ist das.“ Die Mathematik regiert den Tag.
Erstmal kommt der Führerschein
Und kein Ausgleich? „Ich suche noch. Sport ist es nicht mehr, Computerspiele sind es auch nicht, Video-Schnitt hab ich gemacht und gemocht, ist aber zu zeitaufwendig, Gitarre hab ich gespielt, immerhin, Musik ist wichtig. Wenn es geht, hör ich Musik, Indie-Rock vor allem.“ Lieblingsband? „Immer mal neue, aber ‘Weezer’ mag ich schon länger.“
Und wo soll das mal alles enden? „Machine Learning ist so ein Bereich, der mich reizt. Künstliche Intelligenz.“ Wozu braucht er die denn auch noch? Er grinst: „Erst mal jetzt den Führerschein schaffen.“ Theorie hat er schon bestanden.Klar.