Kleve. Ältere Herren mit langen Haaren: Ein Gespräch mit Hendrik-Jan Janssen über den jungen Rebellen, die Hippies und den Sinn von Pflegeprodukten
Falls Sie Zweifel haben: Hendrik-Jan Janssen sitzt auf dem Foto rechts. Wir hocken da bei ihm im Garten nahe Kleve, im wildesten Westen des Landes, da wo sich Niederrhein und Niederlande in den Armen liegen. In Grafwegen führt der Mann ein verwunschenes Café namens Merlijn, dessen Besuch sich allemal lohnt, sollten Sie mal in der Gegend sein.
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Schon der Lebenslauf des Herrn Janssen ist bemerkenswert: Tierarzt war er, an der Universität hat er gearbeitet, mit 35 hat er sich der Malerei zugewandt, bevor er vor 20 Jahren hier Haus und Hof übernahm und sich seither mit Leidenschaft der Gastfreundschaft und den verschiedensten Tieren widmet.
Schon immer ein bisschen eigen
Er setzt den Strohhut ab, den er so gerne trägt, und wir sind beim Thema, den langen Haaren. Seit wann? „Schon immer. Ich war so sechs oder sieben, da habe ich dem Friseur verboten, mir die Haare zu schneiden. Ich weiß nicht mehr genau, warum mir das wichtig war. Ich war immer ein bisschen eigen. Rebellisch. Was andere sagen, ist mir egal. Ich mache mein eigenes Ding.“
Allerhand, bei mir ist es erst 50 Jahre her, dass ich dem Friseur sozusagen in den Arm fiel.
Das war Ende der 60er. Hippie, hippie, yeah. Da wuchs dann ja des Mannes Haupthaar gerne mal über Ohren und Nacken bis zum Hintern. „Eine schöne Zeit. Ich mochte die Musik, Beatles. Stones. Led Zeppelin. Was ich nicht mochte: Haschisch.“ Ein Holländer mit langen Haaren, der nie gekifft hat? „Nicht einen Joint. Nichts. Dabei hatte ich als Tierarzt an der Uni ja Zugang zu den dollsten Sachen, Barbiturate und so. Nein, lieber Alkohol, aber auch nur hier und da.“
Kaum Ärger wegen der Matte
Wieder ist er cooler als ich. Ich ließ die Haare wachsen, weil ich wie John Lennon oder Neil Young aussehen wollte. Und wie ein Kiffer.
Und, mal Ärger gehabt wegen der Matte? „Kaum. An der Uni sagten sie bei der Einstellung, dass ich mein Äußeres vielleicht doch... Da hab ich nur gesagt ‘dann eben nicht’ und das Thema war durch.“ Lief bei mir nicht so glatt. Einige Pauker haben uns gehasst und gepiesackt. Aber stimmt, seit 30 Jahren ist es entspannt.
Und deine Tochter, fand die den Hippie-Papa immer toll? „Frag sie selbst.“ Janneke (33) kellnert gerade, bleibt aber kurz stehen. „Eine Zeit lang als Kind war er peinlich. Nicht wegen der Haare. Aber er fuhr so einen alten Ford Transit. Und dann in Orange. Haar und Bart, das war aber immer okay für mich.“
Haare reinigen sich am besten selbst
Und selbst, Herr Janssen, gefällt dir denn die Frisur oder planst du den Kahlschlag. „Nein. Wird eh von allein weniger. Und Monica, meiner Freundin, gefällt es so. Äußerlichkeiten sind aber nicht wichtig. Man kann gut aussehen und ein Drecksack sein. Ich guck nur in den Spiegel, wenn Monica sagt, dass ich den Bart schief geschnitten habe.“ Du führst die Sense stets selbst? „Ja, schon immer.“ Wann warst du zuletzt beim Friseur. „Ach, über 30 Jahre ist das her.“ Mist, bei mir erst 20.
Noch ein Versuch. Benutzt Du diese Pflegeprodukte? „Bestimmt nicht. Haare reinigen sich am besten selbst. Kennst du ein Tier, das ein Shampoo benutzt? Man darf nur nie damit anfangen...“ Wie oft wäscht du die Haare denn? „Ist jetzt eineinhalb Jahre her.“ Respekt. Da habe ich aber meinen Meister gefunden.