Essen. Der Essener Musiker über das Hippieleben und den Drogenkonsum vor knapp 50 Jahren. Heute hat der 72-Jährige mit Pool und Boule seinen Spaß.

Lass uns gleich über diesen einen Tag reden, den 6. September 1970, fast schon 50 Jahre her. Was genau ist da geschehen, Walter? „Na ja, der Bernd Witthüser und ich sind am Tag vorher auf Fehmarn angekommen. Scheiß Wetter. Und beim Love & Peace-Festival auf der Insel hatte eine Gruppe Rocker das Kommando übernommen. Die wollten uns gar nicht glauben, dass wir Musiker und gebucht sind, einer hat uns mit dem Gummiknüppel eine dicke Beule ins Blech gekloppt. Irgendwann ließen die uns dann durch.“

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Auf die Bühne ging es aber erst am Sonntag. „Ganz früh als erste. Der Regen hatte aufgehört. Jimi Hendrix, der eigentlich schon am Abend zuvor spielen sollte, lag wohl noch in Puttgarden im Hotelbett. Also sollten wir ran. Wir haben dann aufgebaut. Das war ja übersichtlich: Unsere Lightshow bestand aus zwei Scheinwerfern. Ein roter für die Liebeslieder, ein grüner für die Vampirsongs. Wir also hoch. Und das war dann wirklich ein ganz wundervoller Moment. Ich habe mein Ukulele genommen und `pling’ gemacht, und 15 000 Leute brachen in Jubel aus....“

Anfang der 70er richtig populär

Ihr seid gut angekommen? „Ja. Obwohl wir nur 30 Minuten gespielt haben. Aber wir haben ja schon deutsch gesungen. Das mochten sie.“ Können wir mal eine Textprobe haben? Er lacht. „Der Dracula-Song. Wenn die Sonne steht am Firmament, liegt Graf Dracula im Grab und pennt...“ Klingt nach 1970. „Den größten Erfolg hatten wir aber mit ‘Flipper’. Das Lied aus der Fernsehserie. ‘Gleich wird er kommen, jeder kennt ihn.’ Die haben da im Publikum tatsächlich alle mitgesungen. Die waren textsicher.“ Und passte ja auch irgendwie zu Hendrix, der dann Stunden später auftrat. „Da waren wir schon wieder weg. Zum Glück. Die Rocker haben ja am Schluss alles angesteckt.“

Witthüser und Westrupp, Anfang der 70er wart ihr richtig populär. Kiffer-Musik, sagte man. „Stimmt. Die Musiker haben alle gekifft. Denk mal an die Namen der Bands. Bröselmaschine. Sagt doch alles. Und die meisten im Publikum haben ja auch gekifft. Dazu LSD. Die Töne wurden zu Männchen und hüpften weg. Nun, so war das damals eben. Ich will das heute nicht verleugnen. Ich will die Erfahrungen auch nicht missen.“

Die Zeit war tofte

Allen ist das aber nicht gut bekommen? „Nein, das stimmt. Ich habe damals Helga kennengelernt, die da nicht viel mit am Hut hatte. Wir haben geheiratet, dann kam unser Sohn, der Bernd ist weggezogen, das Duo brach auseinander. Ich hab beim TÜV angefangen. Ganz unten, hab mich hochgearbeitet, zuletzt war ich Chef der Grafik-Abteilung. Seit 15 Jahren bin ich in Freiheit, Rentner.“ Und die Musik? „Ich habe ja mit Walter h.c. Meier Pumpe weitergemacht, Skiffle-Musik. 150 Konzerte im Jahr. Bis 2011. Zuletzt war das Tingeln aber ein Scheiß-Geschäft. Keinen Bock mehr.“

Und heute? „Bernd ist leider letztes Jahr gestorben. In Italien. Mir geht es gesundheitlich wieder gut. Ich kümmere mich – hätte nie gedacht, dass ich das mal sage – hier um meinen Garten.“ Kleiner Pool, eine Ecke für Boule. „Alte Freunde, Flasche Rotwein. Das mag ich..“ Da vorne steht ein kleines Gewächshaus, da wird doch wohl nicht...? Walter grinst. „Ach was. Nein, die Zeit war tofte. Sie ist vorbei.“

Mehr Infos über „Witthüser & Westrupp“ auf www.westrupp.de