An Rhein und Ruhr. . 2016 zählte das NRW-Landeskriminalamt 101 Fälle von „Geschäftsführerbetrug“. 21 Mal waren Täter erfolgreich, ein Versuch scheiterte am Osterfest.
Obwohl die Polizei seit einiger Zeit vor der Masche warnt, sind Kriminelle weiterhin mit dem sogenannten „Geschäftsführerbetrug“ erfolgreich. Im vergangenen Jahr leitete die Polizei in Nordrhein-Westfalen insgesamt 101 Verfahren ein, wie aus dem neuen Lagebild „Wirtschaftskriminalität“ des Landeskriminalamtes (LKA) hervorgeht. Die Schäden bei Versuchen und vollendeten Taten summierten sich den Angaben zufolge auf über 79 Millionen Euro.
Als vermeintliche Vorgesetzte ausgegeben
Bei der neudeutsch auch „CEO-Fraud“ genannten Masche geht es darum, dass sich die Täter via E-Mail, per Brief oder am Telefon als vermeintliche Vorgesetzte ausgeben und Firmenmitarbeiter veranlassen, hohe Summen ins Ausland zu überweisen – etwa weil angeblich eine Unternehmensübernahme ansteht, über die aber noch - wichtig - unbedingt Stillschweigen bewahrt werden muss. 2014 war auch in Nordrhein-Westfalen erstmals auf die Masche aufmerksam geworden.
2015 waren die Täter im größten Bundesland in acht Fällen erfolgreich und erbeuteten insgesamt 23 Mio Euro. Im vergangenen Jahr war die Beutesumme ziemlich genauso hoch, die Täter ließen sich insgesamt 22,97 Mio Euro auf von ihnen kontrollierte Konten überweisen. Allerdings waren sie hier in immerhin 21 Fällen erfolgreich. Und auch wenn sie nicht erfolgreich waren, ergaben sich für die betroffenen Firmen erhebliche Kosten (z. B. durch neue Sicherungsmaßnahmen).
Ermittlungen gegen französisch-israelische Bande
Hinter den Taten stecken bestens präparierte Kriminelle. Seit Anfang Januar 2016 ist die Ermittlungskommission „Marlin“ des Landeskriminalamtes einer französisch-israelischen Bande auf den Fersen. Den Erfolg der Masche erklären sich die Ermittler mit der außerordentlich Raffinesse der Kriminellen.
Die Täter benutzen vorbereitete Verträge über Unternehmenszukäufe, sie verwenden öffentlich zugängliche Unterschriften der Geschäftsführer, die sie z. B. aus dem Handelsregister kopiert haben und versenden auch gefälschte Gutachten angesehener Anwaltskanzleien. Die Mitarbeiter in den Buchhaltungen werden gelockt (mit Beförderungsversprechen) oder unter Druck gesetzt (Drohung mit Entlassung). Die Täter ziehen alle Register, heißt es beim LKA.
Das orthodoxe Osterfest funkt dazwischen
Mitunter haben die Kriminellen aber auch Pech. Das Lagebild berichtet von einem Fall aus dem Bereich des Polizeipräsidiums Bielefeld, wo „eine international tätige Firma“, von ebensolchen Betrügern heimgesucht wurde. Eine Finanzbuchhalterin war von Rechtsberater „Dr. Wagner“ aufgefordert worden, 967 944 Euro für ein vertrauliches Geschäft auf eine Bank in Zypern zu überweisen.
Die Sache fiel in letzter Minute auf: Die Firma konnte das überwiesene Geld zurückholen – weil es sich noch auf dem Konto einer griechischen Bank befand. Nach Zypern war es bloß noch nicht weitergeleitet worden, weil dort gerade das orthodoxe Osterfest gefeiert wurde.