Am Niederrhein. . Ein Riesenprojekt: Netzbetreiber Amprion sucht eine Trasse für „A-Nord“. Leitungen sollen ab 2025 Strom aus Windkraft von der Nordseeküste landeinwärts bringen.
Von der Nordseeküste bis ins Rheinland: Sechs Erdkabel, jedes 15 bis 20 cm dick, sollen auf möglichst direktem Wege von Emden bis nach Meerbusch-Osterath gelegt werden. Ab dem Jahr 2025 sollen sie Strom aus Windkraft von der 300 Kilometer entfernten Küste landeinwärts bringen – ein Riesenprojekt. Zwei Gigawett Leistung sollen über diese in
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für gewöhnlich zwei Metern Tiefe liegenden Leitungen transportiert werden – das ist mindestens soviel, wie eine Großstadt vom Kaliber Kölns benötigt. Netzbetreiber Amprion kalkuliert mit Kosten von zwei Mrd Euro für den Bau der Stromautobahn „A-Nord“.
Jeder Umweg kostet – pro Kilometer Erdkabel werden je nach technischer Machbarkeit vier bis acht Mio Euro fällig. Dennoch: Eine schnurgerade Trasse von Emden ins Rheinland ist nicht möglich – dicht besiedelte Bereiche, Gewerbegebiete und Naturschutzgebiete sind tabu. So stellte Amprion gestern in Wesel mögliche Trassenkorridore für die Gleichstromverbindung vor, jeder davon ist einen Kilometer breit (siehe Grafik).
Verhandlungen mit Bauern über Entschädigungen
Der Bau der Stromautobahn gilt als ein zentrales Projekt der Energiewende. Am (noch zu bauenden) Umspannwerk in Osterath schließt mit „Ultranet“ die nächste Verbindung an, die den Strom noch weiter nach Philippsburg in Baden-Württemberg bringen wird. Das NRW-Wirtschaftsministerium würdigt den Bau der Stromautobahn als ein „elementares Zukunftsprojekt, das schnellstmöglich umgesetzt werden
sollte“. Zugleich gelte es, die Interessen der betroffenen Bürger zu wahren, sagte eine Sprecherin.
„Die gesamte Strecke ist als Erdkabel geplant“, erläuterte gestern Projektleiter Klaus Wewering im Umspannwerk Niederrhein in Wesel. Wo möglich, hat Netzbetreiber Amprion landwirtschaftliche Flächen für die Trassenvorschläge gewählt. Bei den Bauarbeiten sollen die einzelnen Bodenschichten getrennt entnommen und im Anschluss wieder eingebracht werden. Verhandlungen über Entschädigungen der Landwirte haben noch nicht begonnen. „Eine Hauptsorge der Landwirte ist, dass durch Bau- und Rekultivierungsarbeiten Ertragsausfälle eintreten oder die Flächen später nicht mehr so bewirtschaftet werden können wie vorher“, sagt Bernhard Conzen, Präsident der Rheinischen Bauern. Man werde versuchen, mit Amprion Bedingungen auszuhandeln, mit denen die betroffenen Landwirte gut leben könnten.
Wie geht es weiter? Im August und September sollen bei 15 Terminen Bürger entlang der Korridore über das Projekt informiert werden. Im März 2018 will Amprion dann der Bundesnetzagentur einen Vorzugskorridor vorschlagen. Amprion-Sprecher Jonas Knoop wirbt um eine rege Beteiligung beim jetzt startetenden Bürgerdialog: „Wir wollen das eigentliche Planverfahren so gut wie möglich vorbereiten.“ Schon die jetzt vorgelegten möglichen Trassenkorridiere sind das Ergebnis dutzender Gespräche mit z. B. Vertretern der Kommunen, aber auch mit Umweltschützern. „Amprion scheint echt um Transparenz bemüht“, lobt Dirk Jansem vom Umweltverband BUND. Entscheidend sei freilich, was letzten Endes in der Genehmigung steht.