Berlin. Eine Studie zeigt, wie stark Sport das Sterberisiko senkt. Den maximalen Nutzen erreichen demnach Frauen – vor allem bei einer Trainingsart.
Angst vor gewaltigen Muskeln hat Frauen wohl lange aus dem Kraftbereich im Fitnessstudio ferngehalten. Doch insbesondere, wenn es darum geht ein paar Kilos zu verlieren oder Körperfett abzubauen, gilt Krafttraining als wichtig. Und nicht nur das: Eine Studie hat herausgefunden, dass Krafttraining das Sterberisiko signifikant senkt.
Frauen sind hier sogar im Vorteil, denn sie müssen deutlich weniger Sport treiben, um daraus den gleichen gesundheitlichen Nutzen zu erzielen wie Männer. Zu diesem Ergebnis kommt eine US-chinesische Studie mit mehr als 400.000 Personen über den Zeitraum von 1997 bis 2019. Eine maximale Senkung des Sterberisikos erreichten Männer darin, wenn sie rund 300 Minuten pro Woche sportliche Übungen machten. Frauen brauchten dafür nur 140 Minuten, wie die Gruppe um Martha Gulati vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles (US-Bundesstaat Kalifornien) und Hongwei Ji von der Tsinghua Universität in Peking im Fachmagazin „Journal of the American College of Cardiology“ („JACC“) schreibt.
Sport: Frauen haben großen Vorteil gegenüber Männern
Die Forschenden ermittelten auch, in welchem Maße das Sterberisiko durch den Sport sank. Regelmäßige sportliche Betätigung in der Freizeit senkte diese Gefahr bei Männern demnach durchschnittlich um 15 Prozent, bei Frauen um 24 Prozent – jeweils im Vergleich zu Menschen, die keinen Sport trieben.
Im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrug die Reduzierung durch Sport bei Männern 14 Prozent, bei Frauen sogar 36 Prozent. Ähnlich groß war der Unterschied bei Sportübungen, die die Muskeln stärken: Regelmäßiges Krafttraining verringerte das Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern um 11 Prozent, bei Frauen um 30 Prozent.
Wenn Männer 110 Minuten pro Woche sehr intensiv trainierten, sank ihr Sterberisiko um 19 Prozent. Diesen Wert erreichten Frauen bereits nach 57 Minuten intensivem Training. „Das Schöne an dieser Studie ist, dass Frauen mehr aus jeder Minute mäßiger bis intensiver Aktivität herausholen können als Männer“, betont Gulati. Sie und ihr Team hoffen, dass die Studienergebnisse mehr Frauen dazu bringen, sich körperlich zu betätigen, da der zeitliche Aufwand für einen positiven Gesundheitseffekt nicht sonderlich groß sei.
„Frauen werden keine Muskelberge aufbauen“
Für Kuno Hottenrott von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist das Resultat keine Überraschung. „Ich plädiere seit Langem dafür, die Sportempfehlungen in Gesundheitsleitlinien stärker nach Geschlecht und Alter zu differenzieren“, betont der Sportwissenschaftler. Er hatte bereits 2008 eine Formel zur Berechnung der idealen Pulsfrequenz bei Ausdauersport entwickelt, die Unterschiede zwischen Frauen und Männern berücksichtigte. Denn Frauen hätten im Durchschnitt eine deutlich geringere Muskelmasse, eine niedrigere Stoffwechselrate, geringere Körpermaße und ein geringeres Blutvolumen als Männer, erklärt Hottenrott.
Frauen bräuchten auch keine Angst zu haben, dass sie Muskelberge aufbauten, so Sportwissenschaftler Heinz Kleinöder von der Deutschen Sporthochschule Köln gegenüber der Tagesschau: Da Frauen keinen hohen Testosteronspiegel hätten, würden sie weniger Muskeln aufbauen und geringere Kraftwerte haben.
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Studien bislang überwiegend an Männern durchgeführt
Die Vorteile von Krafttraining für Frauen sind bislang möglicherweise deshalb nicht ausreichend bekannt, weil sportmedizinische Studien lange Zeit hauptsächlich an Männern durchgeführt wurden. Trainingsempfehlungen basieren oft auf männlichen Daten, die für Frauen lediglich angepasst werden. Doch seit einigen Jahren gibt es vermehrt Forderungen, dass bei Empfehlungen für Frauen Faktoren wie Menstruationszyklus, Wechseljahre, Schwangerschaften, Körperzusammensetzung und Hormone stärker berücksichtigt werden – nicht nur beim Krafttraining, sondern bei Sport im Allgemeinen.
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