San Francisco. Vogelgrippe auf dem Vormarsch: Studien zeigen, dass sich Säugetiere vermehrt anstecken und Infektionsfälle bei Menschen unentdeckt bleiben.
In den USA grassiert derzeit die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle. Und die Vorzeichen sind beunruhigend:
- Bei Menschen bleiben Infektionsfälle oft unentdeckt.
- Im Bundesstaat Oregon wurde der Virus erstmals beim Schwein nachgewiesen.
- Laut einer Studie könnte sich der Virus bei Säugetieren ausbreiten.
Wie sich Landarbeiter bisher mit dem Virus infiziert haben, ist nicht zweifelsfrei geklärt. Durch direkten Kontakt? Durch Übertragung über die Luft? Durch Kontakt mit kontaminierten Oberflächen?
Vogelgrippe-Untersuchung an Frettchen
Die US-Gesundheitsbehörde CDC hat den Virus vom Typ H5N1 an Frettchen untersucht. Für diese Tiere entschied man sich aus zwei Gründen. Zum einen sind sie für die menschliche Grippe anfällig. Zum anderen zeigen sie sogar ähnliche Symptome.
Die Studie, die Ende Oktober in der Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass sich H5N1 leicht zwischen Frettchen überträgt. Das lässt wiederum darauf schließen, dass es sich auch auf andere Säugetiere ausbreiten könnte.
Virus an 50 Säugetierarten nachgewiesen
Wenn sich ein infiziertes mit einem gesunden Frettchen im selben Käfig paarte, kam es stets zur Übertragung und schweren Erkrankung. Die Nähe war entscheidend, weniger die Luft oder die Oberfläche. Der Virus wurde inzwischen bei rund 50 Säugetierarten nachgewiesen, darunter auch bei Rindern und zuletzt bei Schweinen.
Wenn sich der Virus auf Frettchen überträgt, kann man die Beobachtung nicht einfach auf den Menschen übertragen. Vielleicht ist die Viruslast anders. Außerdem verfügen Menschen über eine bereits bestehende Immunität gegen verwandte Grippeviren. Forschende fürchten, dass sich das Virus besser an Säugetiere anpassen kann, wenn es verbreitet in ihnen zirkuliert.
46 Infektionsfälle bei Menschen
Schweine etwa können sich gleichzeitig mit Menschen- und Vogelgrippeviren infizieren. Das Virus kann sich bei Schweinen anpassen, vermehren und verändern. Schweine waren schon die Quelle der H1N1-Grippepandemie 2009-2010.
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Die CDC verzeichnete bisher 46 Fälle bei Menschen, vor allem unter Mitarbeitern von Milchvieh- und Geflügelbetrieben. Mensch-zu-Mensch-Übertragen wurden bislang nicht nachgewiesen. Die CDC schätzt das Risiko für die Allgemeinbevölkerung als gering ein.
Meist milde Verläufe
Die Erkrankung verläuft meist milde. Deswegen wurden zahlreiche Infektionen in Milchvieh-Betrieben nicht entdeckt. Hinzu kam, dass Betriebe sich oft nicht an den Testungen beteiligen wollten. In einer Untersuchung kommt CDC auf eine Infektionsrate von sieben Prozent.
Insgesamt wurden dafür zwischen Juni und August 115 Blutproben von Mitarbeitern in Betrieben in zwei Bundesstaaten genommen. Acht Proben hätten gezeigt, dass die Mitarbeiter sich jüngst mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 angesteckt hatten. Nur einige von ihnen hatten leichte Krankheitssymptome. Alle untersuchten Mitarbeiter gaben laut CDC an, Kühe zu melken oder den Melkstand zu reinigen.