Berlin. Schwere Gewitter trafen am Wochenende Schweizer Kantone. Dabei wurden Autobahnteile zerstört. Was Italien-Urlauber wissen sollten.
Starke Gewitter und Regenfälle haben am Freitagabend insbesondere den Kanton Graubünden, aber auch weitere Gebiete der Ostschweiz heimgesucht. Nach Angaben des Wetterdienstes „MeteoNews“ fielen innerhalb von 24 Stunden 125 Liter Regen pro Quadratmeter, fast so viel wie sonst im ganzen Monat Juni. Die Folgen waren dramatisch und führten neben großflächigen Erdrutschen und Überschwemmungen auch zu beschädigten Häusern und mehreren Vermissten.
Besonders betroffen war das Misoxtal im Kanton Graubünden. Dort wurde am Sonntag eine vermisste Person tot aus einem Fluss geborgen, während eine zuvor vermisste Frau am Samstagmorgen aus einem Geröllfeld gerettet werden konnte. Zwei weitere Personen werden seit Sonntag noch vermisst. Die Überlebenschancen seien allerdings wegen der großen Geröllmassen gering, sagte ein Sprecher der Bündner Polizei. Mehrere Häuser wurden zudem durch eine Gerölllawine zerstört.
- Pläne: Elementarschäden pflichtversichern? Was Eigentümern droht
- Wetterphänomen: Darum ist Starkregen so gefährlich
- Retter zweiter Klasse: Das deutsche Ehrenamt ist bedroht
- Gefahr durch Klimawandel: So extrem könnte das Wetter 2024 werden
- Unwetter in Deutschland: Hier ist Deutschlands Katastrophenschutz zu schwach
Wichtige Verkehrsachse nach Italien gesperrt
Auch die Autobahn A 13 im Misoxtal nördlich von Lostallo wurde durch das Unwetter schwer beschädigt: Die über die Ufer getretene Moesa hat auf einer Länge von 200 Metern ein tiefes Loch in den Asphalt gerissen, Teile der Fahrbahn sind eingebrochen. Nach Angaben der Kantonspolizei Graubünden wird die Autobahn auf der mit Geröll übersäten Fahrbahn bis zur vollständigen Instandsetzung voraussichtlich mehrere Monate „nicht befahrbar“ sein.
Das könnte vor allem während der Sommerferien problematisch werden. Denn die San-Bernardino-Route wird von vielen Urlaubern auf dem Weg von Norditalien in die Bodenseeregion und umgekehrt genutzt und gilt als beliebte Ausweichroute zur Gotthardstrecke, wenn sich der Verkehr vor dem Gotthardtunnel staut.
Auch im rund 100 Kilometer Luftlinie weiter westlich gelegenen Kanton Wallis war die Lage angespannt. Dort war der Ferienort Zermatt 24 Stunden lang von der Außenwelt abgeschnitten. Sowohl die Bahnstrecke als auch die Zufahrtsstraße mussten gesperrt werden, nachdem mehrere Bäche über die Ufer getreten waren. Erst am Samstagabend war Zermatt wieder mit dem Zug erreichbar, nachdem sich die Hochwasserlage beruhigt hatte.
Experten empfehlen Umfahrung über Gotthardroute und Passstrassen
Für Ferienreisende, die normalerweise über die A 13 nach Italien fahren, empfiehlt das Schweizer Bundesamt für Straßen (Astra) als Ausweichroute die Gotthardroute über die A2. Wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens muss dort aber mit längeren Wartezeiten und Staus gerechnet werden. Der ADAC meldete bereits am Wochenende Staus vor dem Gotthardtunnel.
Auch die Schweizerische Bundesbahnen AG (SBB) will in den nächsten Tagen prüfen, ob wegen der schweren Unwetterschäden Ferienreisen auf die Bahn verlagert werden können – und ob der Bahnverkehr am Gotthard während der Sommerferien verstärkt werden muss.
Je nach Abfahrts- und Zielort kann laut „Touring Club Schweiz“ auf eine der zahlreichen Passstraßen ausgewichen werden. Für Reisende aus dem Wallis gebe es alternative Routen nach Italien, etwa über den Simplonpass oder durch den Simplontunnel, wo das Auto auf die Bahn verladen werden könne.