Düsseldorf. Kurz vor Inkrafttreten des Heizungsgesetzes ist die Verunsicherung bei Handwerkskunden in NRW groß - ausgerechnet bei nahender Flaute.
Wenige Wochen vor Inkrafttreten des sogenannten Heizungsgesetzes zum 1. Januar 2024 herrscht nach Einschätzung des NRW-Handwerks bei Verbrauchern weiterhin große Verunsicherung. „Die Leute sind völlig verunsichert, was ihnen ihr Energieversorger in Zukunft berechnet“, erklärte Fliesen-Unternehmer Alexander Jung, stellvertretender Obermeister der Düsseldorfer Bau-Innung, am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz der Handwerkskammer. Es würden zurzeit Gasthermen „wie wild“ eingebaut, weil Hauseigentümer Angst hätten vor den hohen Sanierungskosten einer möglicherweise irgendwann verpflichtenden Wärmepumpe.
„Es entwickelt sich durch den Druck, der reingebracht wurde, in die falsche Richtung“, bilanzierte NRW-Handwerkspräsident Andreas Ehlert. Es würden zurzeit auch „massig Ölheizungen erneuert“. Derweil hat die Nachfrage nach Wärmepumpen offenbar nachgelassen. Das Gebäudeenergiegesetz der Ampel-Bundesregierung sieht vor, dass Heizsysteme langfristig zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden müssen. Ab 2024 gilt das zunächst ausschließlich für Neubauten. Bei Bestandsgebäuden hängt die Wahl einer neuen Heizung von der kommunalen Wärmeplanung ab, die für Großstädte erst ab 2026 verpflichtend wird.
Wärmeplanung bis 2026: Handwerk will, dass es schneller geht
Ehlert mahnte mehr Tempo bei der Wärmeplanung an, um die Verunsicherung bei Eigentümern und Handwerkern zu beenden: „Verbraucher, Kommunen, Unternehmen – alle haben ein Interesse daran, dass es schneller geht.“ Bei der in vielen Städten favorisierten Fernwärme-Versorgung dürfe es zu keinem Anschlusszwang für ganze Stadtgebiete und monopolartigen lokalen Preisstrukturen kommen, warnte der Handwerkspräsident.
Die allgemeine Konjunkturflaute hat inzwischen auch das Handwerk erreicht. Obwohl die meisten Unternehmen ihre derzeitige Nachfragesituation noch als auskömmlich einschätzen, sind die Aussichten düster. Vor allem das Bauhauptgewerbe und das Ausbaugewerbe leiden unter dem drohenden Neubaustillstand in NRW. Allein im Regierungsbezirk Düsseldorf ist die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen zuletzt um 27 Prozent zurückgegangen.
NRW-Handwerkspräsident will Neubaustandard EH40 aussetzen
Ehlert forderte von Bund und Land ein Bündel an Maßnahmen, das die Baukosten senkt. So müsse der gesetzliche Neubaustandard EH 40 ausgesetzt, die Grunderwerbsteuer in NRW von 6,5 auf 5 Prozent gesenkt und die zum 1. Januar 2024 von Schwarz-Grün geplante Rohstoffabgabe auf Kies und Sand gekippt werden. „Wenn wir jetzt konsequent gegensteuern würden, ließen sich größere Schäden noch abwenden“, so Ehlert.
Den von der Landesregierung vehement geforderten hochsubventionierten „Brückenstrompreis“ für einige energieintensive Konzerne im internationalen Wettbewerb lehnen die Handwerker entschieden ab. Energie bleibe eh auf lange Sicht teuer, so dass kein vorausschauendes Unternehmen seine Standortentscheidungen von drei oder vier Jahren Staatshilfe abhängig mache.