Dortmund. Zwei Reporter wurden an einem nächtlichen Tatort für Verdächtige gehalten und 16 Stunden weggesperrt. Die Polizei verteidigt ihr Vorgehen.

Die versehentliche Festnahme zweier Journalisten durch die Dortmunder Polizei in der Nähe eines Tatorts hat der Debatte über unnötige Polizeigewalt neuen Stoff geliefert. Die beiden Reporter des lokalen Online-Portals „Nordstadtblogger“ waren Ende August während der Recherche zu einer bis dahin ungeklärten Pkw-Brandserie in der Nähe des Dortmunder Tierparks von verdeckt ermittelnden Beamten aufgegriffen und anschließend ganze 16 Stunden in Polizeigewahrsam genommen worden.

Gewerkschaft Verdi ist empört

Die Einsatzkräfte hatten die beiden Journalisten für mögliche Tatverdächtige der Brandstiftung an insgesamt acht Fahrzeugen gehalten. Im Zuge der Ermittlungen brach die Polizei zudem die Wohnung eines der Männer auf und beschlagnahmte dort Handys, Laptops, Speicherkarten und Kameras.

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Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi wurden die Reporter während der Festnahme zu Fall gebracht und mit dem Kopf auf dem Boden fixiert. „Die Brutalität, mit der die beiden Kollegen aufgegriffen wurden und die in einem Fall dazu führte, dass ein Rettungswagen gerufen werden musste, schockiert uns“, empörte sich Christof Büttner, Fachgruppensprecher Medien von Verdi NRW, gegenüber dieser Redaktion. Wenn Journalistinnen und Journalisten Sorge haben müssten, im Rahmen ihrer Berichterstattung von der Polizei in Gewahrsam genommen und über Stunden festgehalten zu werden, beschneide sie das eindeutig in der Ausübung ihrer Tätigkeit und damit am Ende auch die Pressefreiheit, so Büttner.

Polizeipräsident entschuldigt sich für die „Unannehmlichkeiten“

Die Dortmunder Polizei verteidigte ihr Vorgehen. Für die Beamten sei vor Ort nicht erkennbar gewesen, dass die Personen Journalisten sein könnten, teilte ein Sprecher auf Nachfrage mit. Die Männer hätten sich verdächtig verhalten, sich zeitweise versteckt und offenbar das Umfeld der Tatorte ausgekundschaftet. Dort seien bei Dunkelheit wiederholt Autos in Brand gesetzt worden. Es sei der Eindruck entstanden, dass es sich um Tatverdächtige gehandelt haben könnte.

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Dortmunds Polizeipräsident Gregor Lange hat sich inzwischen bei der Redaktion der „Nordstadtblogger“ für die „entstandenen Unannehmlichkeiten“ entschuldigt und den Journalisten ein Gespräch mit der Polizei angeboten. Lange betonte jedoch, die Beamten hätten „absolut nachvollziehbar“ gehandelt.

Aus Ermittlersicht ist der Fall wohl ohnehin aufgeklärt: Am 1. September erwischte die Dortmunder Polizei die mutmaßlich echte Brandstifterin auf frischer Tat, eine 18-jährige Dortmunderin.