Essen. Im Nahverkehr des Ruhrgebiets deutet sich eine kleine Revolution an. Stadtgrenzen sollen keine Rolle mehr spielen. Neue Linien sind geplant.

Im Ruhrgebiet bahnt sich ein Ende der viel kritisierten Kleinstaaterei beim Bus- und Bahnverkehr an. Der Kommunalrat im Regionalverband Ruhr (RVR), das Gremium der elf Oberbürgermeister und vier Landräte des Reviers, hat sich in dieser Woche auf ein Aktionspaket Mobilität geeinigt. Ziele sind spürbare Verbesserungen im Bestandsverkehr, aber auch neue städteübergreifende Verbindungen.

Neue Linien und engeren Takte geplant

Unter anderem sollen erstmals überhaupt in der Geschichte des Ruhrgebiets die kommunalen Nahverkehrspläne der Revierstädte synchronisiert werden. Das gilt als Meilenstein auf dem Weg zu einem metropolengerechten ÖPNV. Bislang werden die für die Fahrplangestaltung der örtlichen Verkehrsbetriebe grundlegenden kommunalen Nahverkehrspläne jeweils nur innerhalb der einzelnen Städte aufgestellt und dort von den Stadträten verabschiedet – in der Regel ohne Berücksichtigung mit den Nahverkehrsplänen der Nachbarstädte und überdies zu unterschiedlichen Zeitpunkten.

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Diese Praxis, die oft zu unplausiblen Taktbrüchen von Bus- oder Straßenbahnlinien an den Stadtgrenzen führt, soll nun ein Ende haben. Mit Ausnahme des Kreises Wesel soll die Fahrplan-Gleichtaktung bereits ab 2024 in allen Kommunen starten. Die Zustimmung in den jeweiligen Stadtparlamenten gilt als sicher.

Synchronisierung soll 2024 starten

„Durch die Synchronisierung der Nahverkehrspläne sollen Umstiege an Stadtgrenzen verbessert werden. Gleichzeitig wird der Nahverkehr im Ballungsraum Ruhrgebiet gestärkt und metropolengerechter“, sagte Thomas Eiskirch, Vorsitzender des Kommunalrats und Bochumer Oberbürgermeister (SPD). Bis 2028 sollen die Erfahrungen mit Synchronisierung ausgewertet und zusätzliche Qualitätsstandards entwickelt werden.

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Konkret geschnürt haben die Kommunen zudem ein Paket mit neuen städteübergreifende Linien, das zusammen mit dem RVR und dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr erarbeitet wurde. Auf 28 Verbindungen, die mindestens zwei Städte betreffen, sollen Pendler künftig spürbar schneller vorankommen. So sollen etwa Straßenbahnenlinien wie die 107 zwischen Essen und Gelsenkirchen, die 104 zwischen Essen und Mülheim oder die Buslinie 321 von Bochum nach Herne deutlich öfter verkehren. Geplant sind zudem Linienverlängerungen und neue Buslinien zwischen Essen und Hattingen, Oberhausen und Duisburg sowie Bottrop und Dinslaken.

Städte hoffen auf Hilfe des Landes

Für die Umsetzung des Pakets setzen die Ruhrgebietsakteure nun aufs Land. „Die Kommunen im Ruhrgebiet haben mit dem Aktionsprogramm geliefert und einen abgestimmten Vorschlag zur Verbesserung des ÖPNV aus einem Guss dem Land vorgelegt. Jetzt ist es an der Landesregierung, die interkommunale Initiative bei der Realisierung der Projekte maßgeblich auch finanziell zu unterstützen“, betonte Thomas Eiskirch. Nach Informationen dieser Redaktion könnte eine Fördersumme in Höhe von 17 Millionen Euro die 28 neuen Linien bereits ans Laufen bringen.