Düsseldorf. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat die neue Führungsstrategie der Polizei vorgestellt: Polizisten müssen fair und Vorbilder sein.

Die Polizei in NRW stellt sich und ihre Arbeit in den kommenden Jahren auf den Prüfstand und entwickelt nach 19 Jahren eine komplett neue Führungsstrategie.

„Es geht nicht um Technik. Es geht um Geist und Haltung“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Leitlinien für die Polizeiarbeit. „Wir haben den Anspruch, dass innerhalb der Polizei optimal geführt wird“. So Reul weiter.

Rechte Polizeichats setzten eine Diskussion in Gang

Einer der beiden Gründe, die der Minister für eine Überarbeitung der Führungsstrategie nennt, ist ein ernster: Vor drei Jahren fielen zum Beispiel bei der Polizei in Essen und Mülheim Beamtinnen und Beamte durch rechte Chats auf. Die Frage nach den Werten und Haltungen in den Sicherheitsbehörden wurde danach immer lauter.

„Ich glaube, dass eine Polizei, die von diesem Geist und dieser Haltung durchdrungen ist, früher gemerkt hätte, was da los ist, und wahrscheinlich hätte auch der, der da Chef war, früher eingegriffen“, sagte Reul auf die Frage, ob die neuen Leitlinien Auswüchse wie die 2020 aufgeflogenen rechten Chats hätten verhindern könnten.

Die Polizei wird jünger -- und anders

Der zweite Grund für die Reform ist erfreulicher: Seit 2017 seien in NRW rund 15.100 Polizistinnen und Polizisten neu eingestellt worden, erklärt Reul. „Das ist eine junge Truppe, die die Polizei verändern wird.“

Die bisherige Führungsstrategie stammt noch aus dem Jahr 1996 und wurde 2004 zum letzten Mal aktualisiert. Seitdem haben sich die Gesellschaft und die Polizei stark verändert. Mit der neuen Strategie sei die Polizei in NRW „bundesweit absoluter Vorreiter“, glaubt der Inspekteur der Landespolizei, Michael Schemke.

Die Überschrift über diesem Projekt, das bis 2025 Veränderungen in sämtlichen Dienststellen bringen soll, lautet: „Gute Führung darf kein Zufall sein!“ Im Kern geht es darum, dass die Polizei eine gute Fehlerkultur entwickeln, rechtschaffen nach innen und nach außen handeln und Menschen mit Wertschätzung und Fairness begegnen soll. Auf den Umgang mit Sucht, sexueller Belästigung, Mobbing oder Extremismus unter Mitarbeitern werde besonders geachtet.

Der Polizist muss den Fahrradhelm auch selbst tragen

Polizisten, besonders in Führungspositionen, müssten Werte vorleben. „Wenn ein Polizist im Dienst Menschen empfiehlt, beim Radfahren einen Helm zu tragen, dann sollte er in seiner Freizeit selbst auch einen Helm beim Radfahren tragen“, sagte Polizeisprecher Sebastian Held. Ein Vorgesetzter, der sein Auto schlecht parke, sei ein schlechtes Vorbild und werde garantiert zum Thema in der Mittagspause.

Die neue Führungsstrategie richtet sich an alle Führungskräfte der Polizei. „Ein großer Tanker fährt nicht ohne Kompass, Route und Ziel zur See. Für die Polizei als große Organisation mit über 56 000 Menschen gilt dasselbe“, sagte Reul. Mit der Reform könnten zwar nicht alle Probleme gelöst werden. „Aber sie wird die Qualität der Polizeiarbeit verbessern.“