Herne. Für viele überraschend hat der Schulleiter der Erich-Fried-Gesamtschule in Herne die Schule verlassen. Seine Gründe und wie es dort weitergeht.
Für viele kam die Nachricht sehr überraschend: Die wohl beliebteste Gesamtschule in Herne steht seit den Sommerferien plötzlich ohne Schulleiter da. Stephan Helfen hat seinen Posten an der Gesamtschule Erich-Fried kurzfristig aufgegeben. Eltern und Schüler wurden kurz vor den Ferien informiert, dass er nach siebeneinhalb Jahren aus „persönlichen Gründen“ aufhöre. Die Eltern bleiben ratlos zurück: „Wir wissen nicht wieso, wer neuer Schulleiter wird und wie es weitergeht“, sagt Maike Elsner, Klassenpflegschaftsvorsitzende der 9d. Mit der WAZ hat Helfen darüber gesprochen, was hinter dem plötzlichen Abgang steckt und wie es mit der Schule nun weitergeht.
„Die Entscheidung ist kurzfristig, wenige Tage vor den Sommerferien gefallen“, sagt Stephan Helfen. „Es sind überwiegend persönliche Gründe.“ Seine Eltern seien in einem Alter, in dem sie mehr Unterstützung bräuchten. Schon etwas länger habe er deshalb den Gedanken gehabt: „Es wäre schön, Wohnort näher zu arbeiten.“ Denn so fiele es ihm leichter, sich um die Eltern zu kümmern. Helfen, der in Lüdinghausen wohnt, was zwischen Dortmund und Münster liegt, habe pro Stecke rund eineinhalb Stunden Fahrzeit benötigt. Nun habe sich die Option ergeben, dass er im 15-minütig entfernten Ascheberg eine Schulleiter-Stelle annimmt und habe zugeschlagen, so Helfen.
Herne: Schulleiterin der Gesamtschule Wanne kommt zur Hilfe
Und wie geht es an Erich-Fried weiter? Die bisherige stellvertretende Schulleiterin, Silvia Golombeck, ist zur kommissarischen Schulleiterin ernannt worden. Auf WAZ-Anfrage zur Nachfolge teilt die Bezirksregierung Arnsberg mit: „Die Ausschreibung für die Nachbesetzung dieser Schulleitungsstelle befindet sich in der Abstimmung. Die Stelle wird zeitnah ausgeschrieben“, so Sprecherin Ursula Kissel.
Bis dahin ergibt sich eine ganz besondere Situation: Denn neben dem Posten des Schulleiters ist auch der des didaktischen Leiters offen, also sind zwei Posten im Schulleitungsteam nicht besetzt. Zwar führe Silvia Golombeck als bisherige Stellvertreterin formal die Amtsgeschäfte weiter. „Zur Unterstützung hat die Bezirksregierung aber eine Übergangsregelung geschaffen, bei der Frau Rodermund, Leiterin der Gesamtschule Wanne, aktuell mit zehn Stunden zu uns abgeordnet ist, um uns zu unterstützen“, erläutert der ehemalige Schulleiter. Außerdem habe die Bezirksregierung zugesagt, dass die Stelle mit hoher Priorität und schnell nachbesetzt werde, so Helfen.
Das plötzliche Aus kam selbst für den engsten Kreis sehr kurzfristig: „Die Information kam für uns 14 Tage vor den Ferien auch überraschend“, sagt die stellvertretende Schulleiterin, Silvia Golombeck, gegenüber der WAZ. Sie habe Herrn Helfen aber schon häufig langfristig vertreten und sei mit seinen Amtsgeschäften vertraut. „Da entsteht nicht die geringste Lücke.“ Und sie betont weiter: „Wir sind trotz allem gut aufgestellt und die Gesamtschule Erich-Fried ist in guten Händen.“
In den kommenden Jahren stehen dann jedoch weitere Wechsel in wichtigen Positionen an: „Auch Frau Golombeck hat ihr letztes Jahr vor sich“, so Helfen. Das gleiche gelte für zwei Abteilungsleitungen. „An der Schule wird es in den nächsten Jahren einen großen Umbruch geben“, prognostiziert Helfen. Aber dieser treffe die Schule nicht unvorbereitet und werde mit viel Vorbereitungszeit geplant.
Doch nicht alles laufe an der Schule wie es sollte: „Was mir perspektivisch Sorgen macht, ist, dass die Voraussetzungen für den Ausbau der Fünfzügigkeit nicht geschaffen werden“, betont Helfen. Zum Schuljahr 2025/2026 soll Erich-Fried von vier auf fünf Züge erweitert werden. Die Gesamtschule Mont-Cenis hat im Gegenzug bereits um einen Zug reduziert. An beiden Standorten der Erich-Fried-Gesamtschule solle insgesamt 1110 Quadratmeter Schulraum geschaffen werden, so Helfen. „2021 sollte es dazu schon eine Machbarkeitsstudie geben. Die ist aber bis heute nicht in Auftrag gegeben.“
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Es sei also absehbar, dass die baulichen Maßnahmen für die Fünfzügigkeit zum Beginn des Schuljahres 2025/26 definitiv nicht abgeschlossen sein werden, sagt der ehemalige Sprecher der Herner Gesamtschulen. „Die spannende Frage ist: Was passiert dann?“ Denn: „Wir haben immer gesagt: Wenn die baulichen Voraussetzungen nicht erfüllt sind, nehmen wir nicht auf“, betont Helfen.
Stillstand sei auf der pädagogischen Seite jedenfalls auch nach seinem Weggang nicht zu erwarten, betont Helfen. „Die Schule ist inhaltlich gerade sehr, sehr im Aufbruch.“ So sei kürzlich ein Prozess angestoßen worden, bei dem die Arbeitsprozesse in den fünften Klassen geändert werden. Dabei sollten die Schülerinnen und Schüler in unterschiedlichen Lernformaten und Lernorten lernen, erläutert Helfen. Dazu gebe es ein Lernzentrum, in dem jeder Schüler seinen eigenen Arbeitsplatz hat, aber auch einen Marktplatz, an dem Schüler selbstständig oder in Gruppen arbeiten könnten. Klassenlehrer sollen zu Lernbegleitern werden für jeweils 15 Kinder.
„Die Idee, die dahinter steckt, ist, dass die Lehrerinnen und Lehrer näher an den Schülern sind, mehr Zeit für den einzelnen Schüler aufwenden können und das eigenständige und selbst organisierte Lernen gestärkt wird.“ Ziel sei es, in diesem Schuljahr dazu neue Erfahrungen zu sammeln. An diesem Prozess werde auch ein neuer Schulleiter oder eine neue Schulleiterin nichts ändern, sondern ihn mittragen – „da habe ich keine Sorge“, sagt Helfen und betont zum Schluss: „Mir liegt die Schule immer noch am Herzen.“
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Drei Schulleiterstellen nicht besetzt
- Neben der Schulleiter-Stelle an der Erich-Fried-Gesamtschule, gibt die Bezirksregierung Arnsberg auf Anfrage an, dass zwei Schulleiterposten an Grundschulen vakant sind. Das ist die Freiherr-vom-Stein und die Grundschule Eickeler Park.
- Außerdem ist in Herne nur eine Stelle der stellvertretenden Schulleitung unbesetzt: am Mulvany Berufskolleg.