Düsseldorf. Die meisten Besitzer des Deutschlandtickets entscheiden sich -- trotz zum Teil langer Wartezeiten -- für die Karte, nicht für die App.
Gut sieben Wochen nach dem Start des Deutschlandtickets sind nach Auskunft des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) bis zu elf Millionen Ticket-Abos verkauft worden. In NRW bevorzugen die meisten Kunden in den ersten Wochen nach dem Start des 49-Euro-Tickets die klassische Chipkarte, wie aus der Antwort von NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) auf eine AfD-Anfrage hervorgeht.
Rhein-Ruhr: Nachfrage nach Chipkarte doppelt so groß
Ende Mai hatten sich demnach 182.000 Kunden des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) für die Chipkarten-Version des Deutschlandtickets entschieden, 91.000 für die App. Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) meldete dem Verkehrsministerium Ministerium sogar, dass sich "weit über 90 Prozent" dieser Kunden für die Chipkarte entschieden hätten. Im Bereich des Aachener Verkehrsverbundes (AVV) stehen 9000-App-Nutzern 21.000 Chipkartenbesitzer gegenüber. Daten anderer Verkehrsunternehmen liegen bisher nicht vor.
Zum Verkaufsstart des 49-Euro-Tickets im April gab es vielerorts Probleme bei der Ausgabe aufgrund von Lieferschwierigkeiten bei den Chipkarten. VRR, VRS und AVV erklären, dass diese Probleme kleiner geworden seien. Die Verkehrsunternehmen im VRR arbeiteten in vielen Fällen mit Aufklebern, die auf die bisher verwendeten Chipkarten geklebt würde und diese zum Deutschlandticket machten.
In Westfalen müssen viele Kunden auf die Chipkarten warten
Im Bereich des Westfalentarifs mit insgesamt rund 112.000 verkauften Deutschlandtickets halten die Probleme allerdings laut der Landesregierung an. "Probleme bei der Ausgabe als Chipkarte bestehen weiterhin, diese sind vielfältig und
je nach Verkehrsunternehmen und Lieferanten unterschiedlich ausgeprägt", heißt es. Es gebe dort "immer noch sehr lange Lieferzeiten für Chipkarten".
Zum Teil gibt es in NRW auch noch technische Probleme beim Auslesen des Tickets durch Kontrolleure.
Der Fahrgastverband "Pro Bahn" kritisiert die Vertriebsmöglichkeiten des Deutschlandtickets. Besonders ältere Menschen wünschten sich eine unbürokratischere Alternative. "Das war beim 9-Euro-Ticket besser. Man konnte das einfach am Fahrkartenautomaten als Papierversion kaufen", sagte Andreas Schröder vom Verband Pro Bahn. Dass das Ticket nur online, über Reisezentren oder mit Hilfe des Aboservices zu erwerben sei, stelle viele vor Herausforderungen und sei zu kompliziert, was viele Interessenten vom Kauf abhalte. (mit dpa)