Essen. Die Zusammenarbeit mit Duisburger Konfuzius-Institut war wegen staatlicher Einmischung umstritten. Neuer Vertrag soll die Unabhängigkeit sichern.
Nicht nur die massive Unterdrückung der Uiguren in China belastete in der Vergangenheit die Zusammenarbeit der Universität Duisburg-Essen (UDE) mit dem Konfuzius-Institut in Duisburg. Zuletzt sorgte auch die Absage einer öffentlichen Lesung in Duisburg offenbar auf Druck chinesischer Regierungsvertreter für Schlagzeilen. Dennoch wird die Universität die Zusammenarbeit mit dem Konfuzius-Institut Metropole Ruhr (KIMR) fortsetzen. „Der neue Vertrag mit einer Laufzeit von fünf Jahren enthält einige Änderungen“, teilt die Universität mit.
Das Konfuzius-Institut wurde 2009 als gemeinnütziger Verein gegründet und ist ein „An-Institut“ der UDE. Damit ist die Universität zwar personell und organisatorisch mit dem chinesischen Institut verflochten, doch ist das KIMR eine rechtlich selbstständige Einrichtung. Die Ruhrgebiets-Universität ist neben der chinesischen Partner-Uni Wuhan und der Stadt Duisburg Trägerin des chinesischen Instituts, das offiziell dem kulturellen Austausch dient. Das Konfuzius-Institut richtet sich mit einem vielseitigen Angebot an die Bürger im Ruhrgebiet und bietet neben Sprachkursen und Workshops Veranstaltungen zu den „aktuellen, sozio-politischen und kulturellen Entwicklungen in China“ an, wie es in einer Mitteilung der Uni heißt.
Politische Spannungen
Als Begründung für die verlängerte Kooperation nennt die UDE ein starkes Profil der Hochschule in den Ostasienwissenschaften. Die UDE kooperiere eng mit wissenschaftlichen Partnern in Japan, Korea und China, etwa über das renommierte Institut für Ostasienwissenschaften „IN-EAST“. Und obwohl sich die politische Situation in China in den vergangenen Jahren verschärft habe, sei der grenzüberschreitende Austausch weiterhin wichtig. „Gerade deshalb ist es aus Sicht der UDE wichtig, die Kommunikationskanäle auf wissenschaftlicher und kultureller Ebene zu erhalten“, teilt die Uni mit. Die neue Kooperationsvereinbarung mit dem Duisburger Institut trage dazu bei.
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Für bundesweites Aufsehen hatte im Oktober 2021 die Absage einer Lesung aus einer Biografie über den chinesischen Staatschefs Xi Jinping der Autoren Stefan Aust und Adrian Geiges gesorgt. Nach Auskunft des Buchverlages habe sich der Generalkonsul Chinas in Düsseldorf persönlich eingeschaltet, um die Veranstaltung am Konfuzius-Institut zu verhindern. Die Veranstaltung fand schließlich in den Räumen der Universität dennoch statt.
Buchautor kritisierte Zensur
Autor und China-Kenner Geiges äußerte sich damals empört über den Vorgang und sprach von Zensur. „Dass von Peking bestimmt wird, welche Veranstaltungen in Duisburg stattfinden dürfen, ist ungeheuerlich“, sagte er dieser Redaktion. Dabei sei die Biografie noch nicht einmal ein besonders kritisches Werk. Prof. Markus Taube, Direktor des Konfuzius-Instituts, äußerte sich damals „überrascht und erschreckt“ über den Fall. „Das untergräbt unsere Grundlagen und darf sich nicht wiederholen“, sagte er.
Die Universität musste sich der Frage stellen, wie unabhängig von staatlichen Eingriffen das Konfuzius-Institut arbeiten kann. Auch die Landesregierung zeigte sich besorgt und verlangte von der UDE, den Fall zu prüfen und möglichen „Einschränkungen der Freiheit von Forschung und Lehre“ entgegenzutreten.
Uni: Das Institut bleibt eigenständig
Die neue Vereinbarung will offensichtlich diesen Gefahren vorbeugen. Nach einer „intensiven Analyse und Diskussion der Lage“ sowie Gesprächen mit der Partneruni Wuhan habe sich die Hochschulleitung im Sommer 2022 dazu entschieden, den auslaufenden Vertrag mit dem KIMR zu verlängern. „Deutlicher als zuvor wurde festgehalten, dass das KIMR eigenständig agiert und sich an die wissenschaftlichen, ethischen und rechtlichen Standards hält, die an der UDE und in Deutschland gelten“, teilt die UDE mit. „Für die Uni ist die Freiheit von Wissenschaft und Forschung selbstverständlich nicht verhandelbar.“ Das Institut könne sein Programm unter der Leitung des deutsch-chinesischen Direktoriums auch künftig frei gestalten.
Der neue Vertrag sei erforderlich geworden, weil die staatliche chinesische Bildungsorganisation (Hanban) als Vertragspartner ausgeschieden sei. Die Kooperation finde daher nun im direkten Austausch mit der staatlichen Universität Wuhan statt.
>>>> 19 Konfuzius-Institute
Seit 2004 eröffnet China Bildungseinrichtungen auf der ganzen Welt, in Deutschland sind es derzeit 19. Offiziell sollen sie dem kulturellen Austausch und dem Dialog zwischen der Volksrepublik und Deutschland dienen und werden oft mit den deutschen Goethe-Instituten im Ausland verglichen.
Das Konfuzius-Institut in Duisburg finanziert sich über Einnahmen aus Sprach- und Kulturkursen sowie über Sprachprüfungen. Es erhält zudem Mittel und Personal von der Universität Wuhan. Die Uni Duisburg-Essen entsendet für die Kooperation einen Ko-Direktor und stellt dem Institut Räumlichkeiten sowie eine halbe Sekretariatsstelle zur Verfügung.