Düsseldorf. Während der Corona-Pandemie wurde Unterrichtsausfall nicht gemessen. Eine Elternumfrage gibt nun Hinweise, wie massiv das Problem ist.
Jedes zweite Elternhaus in Nordrhein-Westfalen beklagt regelmäßigen Unterrichtsausfall. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Instituts Civey hervor, die von der SPD-Landtagsfraktion in Auftrag gegeben wurde. Insbesondere Hauptfächer wie Mathe, Englisch und Deutsch seien betroffen, hieß es bei der Vorstellung der Ergebnisse am Dienstag in Düsseldorf.
Jeder vierte Befragte berichtet sogar von mehrmals wöchentlichen Stundenausfällen bei seinen Kindern. Die Betroffenen beklagen vor allem Defizite beim Rechnen und Schreiben infolge des hohen Stundenausfalls. Besonders massiv ist das Problem in Ballungsräumen, wo vermutlich der Lehrerkrankenstand wegen der hohen Belastung groß ist. Rund 60 Prozent der Eltern sind laut der Umfrage der Auffassung, dass die Landesregierung nicht genug gegen Unterrichtsausfall unternimmt.
SPD fordert Maßnahmenbündel gegen Lehrermangel
Die SPD forderte von Schulministerin Dorothee Feller (CDU) ein Bündel an Gegenmaßnahmen. Angesichts Tausender unbesetzter Lehrerstellen in NRW müsse sie den Seiteneinstieg in den Schulbetrieb insbesondere für berufliche Fachrichtungen erleichtern. Lehrpläne müssten entschlackt, zusätzliche Alltagshelfer eingestellt und befristet beschäftigte Lehrkräfte besser behandelt werden.
Zudem macht sich die Opposition für eine Rücknahme der Einschränkung von voraussetzungsloser Teilzeit stark, um dringend benötigte Lehrkräfte im System zu halten. Es gebe die „große Sorge“, dass Lehrkräfte aufhören oder krank werden, wenn sie nicht mehr mit reduzierter Stundenzahl arbeiten dürfen, sagte SPD-Schulexpertin Dilek Engin. Schulministerin Feller hatte die Bezirksregierungen zuletzt angewiesen, genauer zu prüfen, ob Teilzeitkräfte wirklich familiäre Gründe geltend machen können. Das hatte in der Lehrerschaft für erhebliche Unruhe gesorgt.
Ausfallstatistik auf Knopfdruck lässt weiter auf sich warten
Nach der Aussetzung der Unterrichtsausfallstatistik während der Corona-Pandemie soll ab dem neuen Schuljahr wieder gemessen werden. SPD-Fraktionschef Jochen Ott forderte eine Entlastung der Schulen beim Erfassungsaufwand. Die schon vor Jahren versprochene Messung „per Knopfdurch“ sei immer noch nicht umgesetzt. Feller habe ihr erstes Amtsjahr nicht genutzt, um eine unbürokratische Schnittstelle zwischen den digitalen Vertretungslehrplänen an den 5500 Schulen in NRW und einem zentralen Statistikpool bei den Bezirksregierungen zu schaffen. Man benötige ein „schulscharfes Monitoring“, das kaum zusätzlichen Aufwand für die Lehrer bedeute, so Ott. Vor allem die Differenzierung in Vertretungsstunden, Exkursionen oder eigenständiges Arbeiten kostet Zeit.
„Unterrichtsausfall, Vertretungsunterricht, aufgeteilte Klassen und zusätzliche Beaufsichtigungen von Kindern und Jugendlichen gehören zur täglichen Arbeit. Alle Beschäftigten in den Schulen wünschen sich regelmäßigen Unterricht“, erklärte die Bildungsgewerkschaft VBE und forderte und „endlich effektive Maßnahmen“.