Liubimowka/Berlin. Bei der Offensive in der russischen Region Kursk werden neun ukrainische Soldaten plötzlich umzingelt. Ein riskantes Manöver rettet sie.
Es ist eine Story, wie man sie sonst nur aus Hollywood-Kriegsfilmen kennt: Im Gefecht sollen ukrainische Elitesoldaten, als sie in einen Hinterhalt geraten, die Bombardierung ihrer eigenen Stellung befohlen haben. Wie der estnische Kriegsblogger WarTranslated auf X unter Berufung auf einen dem ukrainischen Geheimdienst nahestehenden Telegram-Channel berichtet, soll sich der Vorfall bei Kämpfen in der russischen Oblast Kursk abgespielt haben, wo die ukrainische Armee einen Brückenkopf auf russischen Gebiet hält. Unabhängige Belege gibt es bisher allerdings nicht.
Demnach sollen neun Elitesoldaten der 36. Marinebrigade sollen beim Dorf Liubimowka in eine Falle geraten und plötzlich von russischen Scharfschützen umzingelt gewesen sein. Sie zogen sich in ein nicht näher genanntes Gebäude zurück und forderten von dort über Funk bei ihrem Einsatzkommando einen Luftschlag an. Dieser sollte sich allerdings nicht gegen die weit verstreuten russischen Truppen, sondern auch ihre eigene Stellung richten. Mit einer großflächigen Bombardierung ihrer Position erhofften sich die Soldaten, die umliegenden russischen Truppen auszuschalten – auch wenn sie damit ihr eigenes Leben riskierten.
An incredible story: 9 marines from the 36th Brigade found themselves surrounded in Lyubimovka, Kursk Oblast, while covering the evacuation of wounded soldiers. They called in Ukrainian artillery fire on their own position, which precisely targeted and demolished the building.… pic.twitter.com/sSYiUIdfFF
— WarTranslated (Dmitri) (@wartranslated) October 20, 2024
Kurz darauf beschossen die ukrainischen Truppen das Gebiet massiv mit schwerer Artillerie und sogar von vielen Staaten geächteter Streumunition. Und wie es zunächst aussah, sollen die Elitesoldaten auch dem Angriff zum Opfer gefallen sein. Auf X veröffentlichte Bilder zeigen, wie das Haus, in dem sich die Soldaten verschanzt hatten, direkt getroffen wurde und kurz darauf Flammen aus dem Gebäude schlugen.
Der Kommandant glaubte bereits, dass die neun Soldaten tot waren. Umso größer war dann die Überraschung: Der Trupp war dem brennenden Haus entkommen und konnte sich zu den eigenen Linien zurückziehen. Dabei sollen sie noch mehrere verwundete Kameraden gerettet haben. Die russischen Scharfschützen hingegen sollen alle bei dem ukrainischen Artillerieangriff getötet worden sein.
Wie ihre Kommandanten reagierten, als die Soldaten zurückkehrten
„Stellt Euch unsere Freude und unser Staunen vor, als wir später am Abend erst einen von ihnen und dann die übrigen acht lebend sahen. Als sie sich aus dem Gebiet zurückzogen, gelang es ihnen sogar, andere verletzte Soldaten zu retten. Wahre Helden!“, schrieb die 36. Marinebrigade später auf Telegram.
Bislang konnten die Angaben der ukrainischen Armee zu dem Vorfall noch nicht unabhängig bestätigt werden. Auch ist unklar, wie die neun Soldaten den schweren Angriff auf das Gebäude überleben konnten.
Am 6. August war die ukrainische Armee in die russische Oblast Kursk eingedrungen und konnte dort innerhalb weniger Tage ein großes Gebiet mit über 100 Dörfern und sogar Kleinstädten einnehmen. Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist das Ziel der Offensive, den „Krieg auf das Gebiet des Feindes zu tragen“.
Die Aktion ist allerdings für die ukrainische Armee mit hohem Einsatz verbunden – Kritiker bemängeln, dass nun Truppen für die Verteidigung im Donbass fehlen. Und Geschichten wie die von den neun Soldaten zeigen auch, mit welch hohen persönlichen Risiken die Kursk-Offensive für ukrainische Militärs verbunden ist.
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