Berlin. Nach dem TV-Duell zwischen Alice Weidel und Sahra Wagenknecht fühlt sich Björn Höcke falsch zitiert. Was ist dran an seinem Vorwurf?

Im TV-Duell zwischen Sahra Wagenknecht und AfD-Chefin Alice Weidel stellt die BSW-Gründerin Zahlen in den Raum, die ihr jetzt zum Verhängnis werden könnten: „Herr Höcke spricht da von 20 bis 30 Millionen Menschen“, sagte Wagenknecht in Richtung der AfD-Politikerin über Björn Höckes Abschiebepläne.

Weidel: TV-Duell mit Wagenknecht kein Anlass zum Streiten

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    Wagenknecht, die selbst für einen harten Kurs in der Migrationsdebatte steht, wollte sich damit augenscheinlich abgrenzen von den Remigrationsplänen der AfD. Scheinen sich Weidel in Fragen rund um den Ukraine-Krieg oder in ihrer Ablehnung der Ampel einig, markierte Wagenknecht ihre Kritik an der AfD immer wieder mit dem rechten Flügel rund um den Thüringer Parteichef Björn Höcke.

    Höckes Büro: „Gehen zeitnah gegen Frau Wagenknecht vor“

    Auch dieser scheint die Debatte zwischen den beiden Politikerinnen verfolgt zu haben – und sich falsch zitiert zu fühlen: „Die Angelegenheit wurde an einen Anwalt übergeben, wir gehen zeitnah gegen Frau Wagenknecht vor“, bestätigte Höckes Büro gegenüber „t-online.“

    Höcke war in der Vergangenheit immer wieder mit fragwürdigen Aussagen rund um das Thema „Remigration“ aufgefallen. Der Begriff steht spätestens nach einem konspirativen Treffen von AfD-Politikern und Rechtsextremisten im Verruf, das das Recherchenetzwerk Correctiv aufgedeckt hatte. Höckes Landesverband wird vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft. Er selbst ist wegen der Verwendung einer Nazi-Parole vorbestraft.

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    Wagenknecht: Stimmen ihre Vorwürfe?

    Warum also stört er sich an der Aussage Wagenknechts, die ihn mit der millionenfachen Abschiebung zitiert? Wagenknechts Büro rechtfertigte die Aussage gegenüber „t-online“ wie folgt: „Frau Wagenknecht bezog sich auf einen Artikel der ‚Frankfurter Allgemeinen Zeitung‘, der falsch zitiert. Wenn Herr Höcke klagen möchte, soll er also die FAZ verklagen.“

    Die BSW-Gründerin bediente sich also Zahlen des FAZ-Artikels „Der Führer ist schüchtern.“ Eine Anmerkung der Redaktion verweist mittlerweile darauf, dass hier in einer früheren Version die Rede von 20 bis 30 Millionen Menschen ist, die Höcke abschieden möchte. Tatsächlich hätte Höcke bei einer Rede in Gera aber gesagt: „Wir werden auch ohne Probleme mit 20 bis 30 Prozent weniger Menschen in Deutschland leben können.“

    Wagenknecht zitierte also wohl tatsächlich falsche Zahlen. Allerdings sind die Unterschiede marginal: 20 bis 30 Prozent bei einer Bevölkerungszahl von 83 entsprächen rund 16 bis 25 Millionen Menschen.