Berlin. Eine neue Studie zeigt den Zusammenhang zwischen den Hochwassern im Mitteleuropa – und zeigt, was künftig zu erwarten ist.

Für Teile Mittel- und Osteuropas waren es apokalyptische Tage. Mitte September schien der Regen in einigen Regionen gar nicht mehr aufzuhören. Dörfer wurden überflutet, in mehreren Ländern starben Menschen, die Schäden sind enorm.

Eine Untersuchung von Forschenden aus Tschechien, Österreich, den Niederlanden, Schweden, Frankreich und dem Vereinigten Königreich zeigt jetzt: Der Klimawandel hatte diese Katastrophe erheblich wahrscheinlicher gemacht.

Das Team hat dafür Wetterdaten aus der Vergangenheit sowie Berechnungen aus Klimamodellen ausgewertet, um herauszufinden, welchen Einfluss der Klimawandel auf Niederschläge hat, wie sie die betroffene Region zwischen dem 12. und 15. September erlebt hat.

Überschwemmungen: Geschädigte EU-Länder erhalten 10 Milliarden Euro

weitere Videos

    Extreme Regenfälle mit Klimawandel doppelt so wahrscheinlich geworden

    Ursache der tagelangen Regenfälle war demnach eine Vb-Wetterlage, bei der kalte Luftmassen aus dem Norden auf sehr feuchte, sehr warme Luft aus der Mittelmeerregion trafen. Die Zahl solcher Wetterlagen hat nach Aussage der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwar nicht zugenommen. Die Wahrscheinlichkeit für Wetterereignisse, bei denen vier Tage lang starker Regen fällt, aber schon: Diese Ereignisse sind laut der Studie infolge des Klimawandels inzwischen etwa doppelt so wahrscheinlich wie in der vorindustriellen Zeit.

    Die Klimamodelle zeigen dabei auch eine Zunahme in der Intensität der Regenfälle von sieben Prozent. Klimawissenschaftlerin Friederike Otto vom Imperial College London weist allerdings darauf hin, dass dies konservative Zahlen seien – der tatsächliche Anstieg könne höher sein. Grund für die steigende Menge an Wasser, die bei derartigen Wetterereignissen vom Himmel kommt, könnte laut Otto unter anderem die Tatsache sein, dass warme Luftmassen mehr Feuchtigkeit halten können (und in der Folge auch abregnen) als kühlere. Laut Clausius-Clapeyron-Gleichung kann die Luft für jedes zusätzliche Grad Temperatur sieben Prozent mehr Wasserdampf halten.

    In Polen seien Mitte des Monats innerhalb weniger Tage 400 Millimeter Niederschlag gefallen, sagte Bogdan Chojnicki von der Universität für Biowissenschaften in Poznań – „absolut kolossale Mengen von Wasser“.

    Globale Erwärmung um 2 Grad würde noch intensiveren Regen bedeuten

    Die globale Durchschnittstemperatur liegt durch den menschengemachten Klimawandel schon jetzt 1,3 Grad Celsius höher als in der vorindustriellen Zeit. Für einen Anstieg um 2 Grad ist laut den für die Studie verwendeten Klima-Modellen damit zu rechnen, dass viertägige Regenereignisse wie das untersuchte noch einmal um 50 Prozent wahrscheinlicher werden. Gleichzeitig muss auch davon ausgegangen werden, dass dann noch mehr Regen fällt: Laut der Untersuchung ist für dieses Szenario mit einer Zunahme der Niederschlagsintensität um weitere fünf Prozent zu rechnen.

    Im Pariser Klimaschutzabkommen von 2015 hatten sich die Vertragsstaaten, darunter die EU, verpflichtet, die Erderwärmung auf unter 2 Grad, wenn möglich auf 1,5 Grad zu begrenzen. Expertinnen und Experten gehen allerdings davon aus, dass die 1,5-Grad-Schwelle mindestens zeitweise überschritten werden wird.

    Ein Bericht der UN-Umweltorganisation UNEP von Ende 2023 sah die Welt, unter Einhaltung aller Zusagen zur Reduzierung von Treibhausgas, auf dem Weg zu einer Erwärmung von 2,5 Grad ist. Unter Einhaltung bedingungslos gemachter Zusagen wären es 2,9 Grad.