Der Profifußball diskutiert aktuell über Einlasskontrollen, Pyrotechnik und Sanktionen. Der NRW-Innenminister hat klare Erwartungen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat vom Profifußball größere Anstrengungen für mehr Stadionsicherheit gefordert. „Es braucht jetzt einen Wendepunkt beim Thema Sicherheit von Bundesligaspielen. Der DFB und die Vereine müssen konsequenter Maßnahmen ergreifen und Mut beweisen“, sagte Reul unserer Redaktion am Freitag.

Hintergrund sind aktuelle Beratungen im Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) über Maßnahmen gegen Gewalt und Pyrotechnik. Ende des vergangenen Jahres war eine „AG Stadionsicherheit“ einberufen worden, die nun konkrete Vorschläge zum Umgang mit Vorfällen erarbeitet haben soll. Die „Sport Bild“ berichtete zuerst. Im Oktober plant der DFB demnach einen „Sicherheitsgipfel“ mit Vertretern der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und den für Polizeiangelegenheiten zuständigen Landesregierungen.

NRW macht sich für personalisierte Tickets stark

Eine Beschlussvorlage wurde zunächst nicht bekannt. „Ich bin gespannt, ob es hier echte Veränderungen gibt oder ob wir Innenminister der Länder nur Lippenbekenntnisse bekommen“, sagte Reul weiter. Zum Katalog möglicher Sanktionen gehören dem Vernehmen nach personalisierte Tickets, Metalldetektoren an den Einlasskontrollen zum Stadion, Geisterspiele oder Punktabzüge nach Ausschreitungen, aber auch das Experimentieren mit dem kontrollierten Abbrennen von Pyrotechnik. Die sogenannten „Bengalos“ sind der Ultra-Szene offenbar wichtig, auch wenn von ihnen erhebliche Verletzungsgefahren ausgehen.

Für NRW-Innenminister Reul war die Heim-Europameisterschaft im Sommer „ein gutes Beispiel dafür, wie es gehen kann“. In NRW waren 20 EM-Spiele weitgehend problemlos ausgetragen worden. „Warum sich nicht was davon abgucken? Fans sollten bei einem so schönen Hobby wie Fußball gut geschützt werden“, fragte Reul, der selbst treuer Fan des Deutschen Meisters Bayer Leverkusen ist. Die Gefährlichkeit von Pyrotechnik in Stadien sei seit Jahren ebenso bekannt wie der Bedarf von besseren Einlasskontrollen.

Im Einzelfall kann die NRW-Polizei Rechnungen schreiben

NRW wirbt schon länger für personalisierte Tickets. Bei internationalen Turnieren wie Welt- und Europameisterschaften ist es längst üblich, dass der Name des Besuchers auf der Eintrittskarte vermerkt sein muss. Das soll die Identifizierung erleichtern und den Ticket-Schwarzmarkt eindämmen. Reuls bayerischer Amtskollege Joachim Herrmann (CSU) hat zudem eine stärkere Distanzierung der Vereine von Gewalttätern und die Durchsetzung von Stadionverboten gefordert.

Der hohe Polizeiaufwand bei der Begleitung der Profifußballs - insbesondere bei Hochrisikospielen wie an diesem Samstag beim Gastspiel des 1. FC Köln bei Fortuna Düsseldorf - zieht regelmäßig politische Debatten nach sich. Reul gilt als Gegner einer grundsätzlichen Kostenbeteiligung der Vereine, weil man für die öffentliche Sicherheit keine Rechnungen schreiben solle. Eine Änderung der nordrhein-westfälischen Gebührenordnung macht es aber seit einigen Monaten möglich, dass gegen Einzelpersonen vorgegangen werden kann. Demnach kann jemand mit bis zu 50.000 Euro zur Kasse gebeten werden, wenn er von der Polizei „durch unmittelbaren Zwang“ weggebracht werden muss.