Berlin. 141 Orte in Deutschland verfügen derzeit über keine Postfiliale, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Ab 2025 ist Abhilfe geplant.
Die Deutsche Post ist als Universaldienstleister verpflichtet, die flächendeckende Zustellung von Briefen und Paketen bis 20 Kilogramm zu gewährleisten. Dennoch gelingt es ihr vor allem in ländlichen Regionen nicht, die gesetzlichen Vorgaben für ihr Filialnetz zu erfüllen. Wie aus einem aktuellen Bericht der Bundesnetzagentur hervorgeht, fehlten im Juli 2024 an 141 Standorten in Deutschland Postfilialen – 16 mehr als noch im Februar.
Mehr dazu: Deutsche Post: Briefe künftig länger unterwegs? Was sich ändert
Trotz Pflicht: Über 100 Orte in Deutschland ohne Postfiliale
Die Deutsche Post ist gesetzlich verpflichtet, in Gemeinden mit mehr als 2.000 Einwohnern mindestens eine Filiale zu unterhalten. In größeren Gemeinden mit mehr als 4.000 Einwohnern darf die Entfernung zur nächsten Postfiliale in zusammenhängenden Wohngebieten zudem nicht mehr als zwei Kilometer betragen. Zwar erfüllt der Bonner Konzern mit rund 13.000 Filialen, die häufig in Kiosken oder bei anderen Einzelhändlern untergebracht sind, die gesetzliche Mindestanforderung von 12.000 Standorten. Doch gerade auf dem Land bleibt die Versorgungssituation angespannt.
Laut Bundesnetzagentur fehlten im Juli 2024 allein in Bayern 23 und in Baden-Württemberg 16 Filialen, darunter in Orten wie Wilhelmsfeld, Langenau und Blaubeuren OT Gerhausen. Während in Wilhelmsfeld und Langenau innerhalb der nächsten sechs Wochen neue Filialen eröffnet werden sollen, ist in Blaubeuren OT Gerhausen noch keine konkrete Lösung in Sicht.
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Strukturwandel lässt Filialnetz schrumpfen
Der Rückgang der Postfilialen in ländlichen Gebieten ist vor allem eine Folge des Strukturwandels: Wenn Supermärkte oder kleine Geschäfte schließen, fehlen oft geeignete Partner, um neue Filialen zu betreiben. Ein Sprecher der Deutschen Post betonte, dass die Eröffnung von Filialen „gerade in ländlichen Regionen mit schwacher Einzelhandelsinfrastruktur eine große Herausforderung“ sei. Erschwerend kämen häufige Geschäftsaufgaben von Filialpartnern hinzu. „Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass die Zahl der unbesetzten Filialstandorte zugenommen hat“, so der Sprecher.
Dennoch arbeitet die Deutsche Post nach eigenen Angaben „mit Hochdruck und in enger Abstimmung mit den Bürgermeistern vor Ort“ daran, die Versorgung an allen Pflichtstandorten sicherzustellen. Der DHL-Konzern, unter dessen Dach das nationale Briefgeschäft der Deutschen Post gebündelt ist, sehe sich weiterhin in der Verantwortung, auch in strukturschwachen Regionen präsent zu bleiben.
Neues Postgesetz 2025: Automatisierte Poststationen als Lösung
Ab 2025 könnte sich die Versorgungssituation in ländlichen Regionen verbessern, denn mit dem Jahreswechsel treten neue Regelungen im Postgesetz in Kraft. Diese ermöglichen es der Deutschen Post, automatisierte Poststationen als Ersatz für traditionelle Filialen einzusetzen.
Die Vorteile der Automaten liegen auf der Hand: Sie stehen rund um die Uhr zur Verfügung, während die Kundinnen und Kunden in den Filialen an Öffnungszeiten gebunden sind. Die Postautomaten bieten zudem fast alle Dienstleistungen an, die auch in der klassischen Filiale möglich sind – von der Aufgabe und Abholung von Paketen bis hin zur Beratung per Video-Schaltung.
Im Juli 2024 waren von den 141 unbesetzten Pflichtstandorten bereits 27 mit solchen Automaten ausgestattet. Bei der Aufstellung der Automaten muss die Post allerdings eng mit den Kommunen zusammenarbeiten und die Anrechnung auf die Filialpflicht bedarf der Zustimmung der Bundesnetzagentur. Letztere scheint die Post bereits zu haben: Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, zeigte sich unlängst offen für die Einführung der Automaten und sieht in ihnen eine sinnvolle Ergänzung zur klassischen Postinfrastruktur.