Teheran. Der Hamas-Auslandschef ist nach Angaben der Revolutionsgarden getötet worden. Zuvor meldete Israel bereits den Tod eines Hisbollah-Kommandeurs.
Der Hamas-Auslandschef Ismail Hanija ist nach Angaben der islamistischen Terrororganisation bei einem israelischen Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran getötet worden. Er sei infolge einer Attacke auf seine Residenz ums Leben gekommen, teilte die Hamas mit. Die iranischen Revolutionsgarden bestätigten wenig später den Tod von Hanija. Er sei einem Anschlag an seinem Wohnort in Teheran zum Opfer gefallen, hieß es in einer knappen Mitteilung der iranischen Elitestreitmacht.
Hanija wäre der ranghöchste Hamas-Anführer, der seit Beginn des Gaza-Krieges vor rund zehn Monaten getötet wurde. Ein ranghoher Vertreter der islamistischen Palästinenserorganisation drohte nur wenig später mit Konsequenzen. Musa Abu Marsuk, Mitglied des Hamas-Politbüros, erklärte am Mittwoch, die „Ermordung“ Hanijas sei eine „feige Tat“ und werde „nicht unbeantwortet bleiben“. Auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sprach von einer „feigen Tat“ und rief die Palästinenser zu Einigkeit gegenüber Israel auf. Abbas verurteilte die Tötung Hanijas „aufs Schärfste“ und bezeichnete sie als „schwere Eskalation“. Das palästinensische Volk müsse weiter „entschlossen gegen die israelische Besatzung auftreten“.
Auch aus der Türkei folgten umgehend eine Reaktion. Das Außenministerium verurteilte die „schändliche Ermordung“. „Dieser Angriff zielt auch darauf ab, den Gaza-Krieg auf eine internationale Dimension auszuweiten“, erklärte das türkische Außenministerium am Mittwoch. Die israelische Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe erneut gezeigt, dass „sie nicht die Absicht hat, Frieden zu schaffen“, hieß es weiter.
Israelische Minister erfreut über Tod Hanijas
Zwei der rechtsnationale Minister reagierten hingegen mit Genugtuung auf die Nachricht vom Tod des Hamas-Führers. „Hanijas Tod macht die Welt ein bisschen besser“ schrieb Amichai Elijahu, Minister für das Kulturerbe, auf der Plattform X. Diasporaminister Amichai Chikli postete ein Bild Hanijas bei einer Versammlung, auf der der „Tod Israels“ gefordert gefordert worden war. „Sei vorsichtig, was du dir wünschst“, schrieb er als Kommentar.
Die Nachricht von Hanijas Tötung folgte nur wenige Stunden nach einem israelischen Luftangriff auf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut. Dabei war nach Angaben der israelischen Armee bereits Fuad Schukr getötet worden, ein ranghoher Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah. Eine Bestätigung der Hisbollah für den Tod von Fuad Schukr gab es zunächst nicht. Der Schlag birgt die Gefahr einer weiteren Eskalation der Spannungen zwischen der Hisbollah und Israel. Die Hisbollah ist mit der Hamas im Gazastreifen verbündet, beide sind wiederum verbündet mit Israels Erzfeind Iran.
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Man ziehe es zwar vor, „Feindseligkeiten ohne einen größeren Krieg zu lösen“, Israels Militär sei aber „auf jedes Szenario vorbereitet“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari. „Wir glauben nicht, dass ein breiter Krieg unvermeidlich ist“, sagte eine Sprecherin des Weißen Hauses. Kampfflugzeuge trafen Schukr nach Angaben der israelischen Armee in einer „gezielten, nachrichtendienstlich gestützten Eliminierung“.
Schukr habe als rechte Hand von Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah gedient und sei dessen Berater für Planung und Leitung von Kriegseinsätzen gewesen. Seit 2017 wird er von US-Behörden wegen Verstrickung in einen Anschlag auf US-Truppen in Beirut 1983 gesucht. Für Informationen zu Schukr hatten die USA eine Belohnung von fünf Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) ausgeschrieben. Schukr habe seit dem 7. Oktober auch die Angriffe der Hisbollah auf Israel koordiniert, teilte die israelische Armee weiter mit.
Nahost: Schukr soll für Raketenangriff auf Golanhöhen verantwortlich sein
Schukr sei außerdem verantwortlich für den Raketenangriff am Samstag auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen, bei dem zwölf Kinder und Jugendliche getötet worden waren. Unabhängig ließen sich die Angaben zunächst nicht überprüfen. Die Hisbollah sagte mehrmals, sie habe mit dem Angriff auf dem Golan nichts zu tun. Auch der Iran wies die Vorwürfe einer Beteiligung der Schiitenmiliz zurück. Die israelische Regierung machte sie jedoch für den Angriff verantwortlich und kündigte einen Vergeltungsschlag an.
Israels Schlag gegen Schukr in einem Vorort von Beirut erfolgte schließlich am Dienstag kurz vor Sonnenuntergang. Israels Verteidigungsminister Joav Galant schrieb danach auf der Online-Plattform X: „Die Hisbollah hat eine rote Linie überschritten.“ Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums kamen bei dem Angriff drei Zivilisten ums Leben, zwei Minderjährige und eine Frau. 74 Menschen erlitten den Angaben zufolge Verletzungen, fünf von ihnen sollen in Lebensgefahr schweben. Augenzeugen berichteten, dass die Attacke auf ein achtstöckiges Gebäude zielte. Das Obergeschoss sei getroffen worden, hieß es.
Seit dem Terrorüberfall der Hamas und anderer Gruppen auf Israel am 7. Oktober greift die Hisbollah aus Solidarität mit der Hamas Ziele im Norden Israels an. Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.
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Hamas-Anführer getötet – kurz nach Tötung von Hisbollah-Kommandeur
Nach Angaben der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) kam bei dem erneuten israelischen Gegenschlag außer Hanija auch einer seiner Leibwächter ums Leben. Ursache und das Ausmaß des Vorfalls werde untersucht, die Ergebnisse würden später bekanntgegeben, teilte Irans Elitestreitmacht am frühen Morgen mit. Hanija habe vor seinem Tod an der Zeremonie zur Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen, teilte die Hamas auf ihrem Telegram-Kanal mit.
Der als moderat geltende 69-jährige Peseschkian war im Parlament in Teheran vereidigt worden und nimmt somit offiziell die Amtsgeschäfte als neunter Präsident der Islamischen Republik auf. An der Vereidigungszeremonie nahmen nach iranischen Angaben hochrangige Vertreter aus 86 Ländern teil. Die meisten westlichen Länder hatten Peseschkian weder zum Wahlsieg gratuliert noch standen ihre Vertreter auf der Gästeliste des Parlaments.
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