Moskau. Attentäter Rico Krieger soll vom ukrainischen Geheimdienst beauftragt worden sein. Im belarussischen Fernsehen hat er ein Geständnis abgelegt.

„Ich bekenne mich schuldig, definitiv!“ Großer Auftritt, großes Geständnis des zum Tode verurteilten Deutschen Rico Krieger im Staatssender Belarus-1. „Ich hoffe wirklich, dass Präsident Lukaschenko mir verzeihen und mich begnadigen wird.“ Krieger erzählt, der ukrainische Geheimdienst habe ihn beauftragt, im Oktober 2023 militärische Anlagen in Belarus zu fotografieren, und ihn zu einem Ort geführt, an dem er einen Rucksack fand, den er an einem Bahnhof südöstlich von Minsk auf den Gleisen abgestellt habe. Der Rucksack explodierte noch vor der Ankunft eines Zuges, niemand wurde verletzt. „Ich bereue jede einzelne Sekunde“, sagt Krieger im Interview. „Ich kann nur von Glück reden, dass niemand getötet oder verletzt wurde!“

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17 Minuten dauert das Video, Krieger ist hinter Gittern zu sehen. Dass ein Verurteilter öffentlich im Fernsehen bereut, das ist in Belarus nichts Ungewöhnliches. Auch der oppositionelle Blogger Roman Protassewitsch, dessen Flugzeug die belarussischen Behörden zur Landung in Minsk gezwungen hatten, bereute seine angeblichen Taten im Fernsehen. Und wurde anschließend begnadigt. Russische Medien spekulieren, Rico Krieger könnte mit dem Dezember 2021 zu lebenslanger Haft verurteilten sogenannten Tiergarten-Mörder Wadim Krasikow ausgetauscht werden. Dieser erschoss dem deutschen Urteil zufolge im Auftrag staatlicher Moskauer Behörden einen georgischen Staatsbürger. Das mit Russland verbündete Belarus könnte es auf einen Gefangenenaustausch abgesehen haben.

Doch wer ist dieser Rico Krieger? Auf dem sozialen Netzwerk LinkedIn gibt es zwei Profile mit identischen Fotos von ihm, unter den Namen Rico Krieger und Rico Krieger-Heinemann. Er bewirbt sich um Stellen, sei in Berlin geboren, wolle aber in die USA auswandern. Beruflich habe er vieles gemacht: Mechaniker, Wachmann, Sozialarbeiter, Rettungssanitäter. Dann verliert sich seine Spur.

Belarussisches Außenministerium: Minsk habe „Lösungen“ vorgeschlagen

Wie es wohl weiterging, beschreibt das russische Online-Portal news.mail.ru. Krieger habe Bewerbungen an Gruppierungen ausländischer Söldner in der Ukraine verschickt. Dann habe sich der Geheimdienst gemeldet, „ein maskierter Mann rief ihn per Videoschalte an“, so das Portal. „In einem dieser Gespräche wurde das Angebot gemacht, nach Minsk zu fliegen, um wichtige Aufgaben zu erledigen“, so Krieger im Fernsehen. Nachprüfen kann man das nicht, doch Anschläge auf belarussische Eisenbahnstrecken, über die der russische Nachschub in Richtung Ukraine rollt, gab es in der Vergangenheit tatsächlich. Oppositionelle legten russische Militärzüge lahm, sie nannten sich „Schienenpartisanen“, in Anlehnung an die Partisanen im Zweiten Weltkrieg, die gegen die Nazis kämpften.

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Rico Krieger war seit November 2023 in Haft und wurde am 24. Juni zum Tode verurteilt. Das Auswärtige Amt und die deutsche Botschaft in Minsk betreuen Krieger. Am vergangenen Samstag meldete das belarussische Außenministerium, dass die Führung in Minsk nicht näher bezeichnete „Lösungen“ für den Fall vorgeschlagen habe. „Noch lebe ich, noch hat man die Zeit zu verhandeln, noch ist es nicht zu spät“, fleht jedenfalls Rico Krieger im belarussischen Staatsfernsehen. „Die Regierung sollte um mich kämpfen.“

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