Dortmund. Die Handwerkskammer Dortmund warnt vor gefälschten Meisterbriefen und anderen Fake-Titeln. Die falschen Urkunden werden immer besser.

Bewerber legen falsche Lehrgangszertifikate, Gesellen- und Meisterbriefe vor. „Dieses Phänomen hat zuletzt stark zugenommen“, sagt Vivien Gravenstein, , Rechtsexpertin bei der Handwerkskammer (HWK) Dortmund.

„Im Verdachtsfall sollte direkt der jeweilige Aussteller des Zeugnisses kontaktiert werden”, empfiehlt Gravenstein auf der Homepage der HWK. In dieser Kammer seien gerade in den vergangenen Monaten auffällig viele gefälschte Meisterbriefe bei der versuchten Betriebseintragung in die Handwerksrolle eingereicht worden.

Manche Fälschungen sind vom Origial kaum zu unterscheiden

Eindringlich warnt Gravenstein vor Internetportalen wie berufsdiplom.com und betrügerischen Webseiten chinesischer Unternehmen, die gegen Geld Zeugnisse erstellten und dafür ohne Genehmigung Logos zum Beispiel auch von Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern verwendeten. 

Portrait
Vivien Gravenstein von der Handwerkskammer Dortmund warnt vor gefälschten Meisterbriefen. © Handwerkskammer Dortmund | Handwerkskammer Dortmund

„Zum Teil sind diese Fälschungen sehr gut“, erklärt Gravenstein auf Nachfrage dieser Redaktion. „ Auf manchen Urkunden stehen sogar die Namen von Prüfern oder von Mitgliedern der Geschäftsführung.“

Vom Hauptschulabschluss bis zum Doktortitel

Ein Blick auf die Homepage von berufsdiplom.com zeigt, dass dort alle möglichen Zeugnisse -- vom Hauptschulabschluss bis zum Doktortitel -- angeboten werden. Zum Beispiel als Geburtstagsgeschenk oder „Ersatz für Verlorenes“. Interessierte erhielten „ein perfekt formatiertes, rechtssicheres Berufsdiplom“. Das Unternehmen rät zum „rein privaten Gebrauch“ und distanziert sich „von jeglicher Eventualität des Missbrauchs“.

Fälschern drohen harte Strafen

Das Verwenden einer gefälschten Berufsurkunde ist alles andere als ein Kavaliersdelikt. Die HWK Dortmund stellt klar: „Wer eine unechte Urkunde herstellt, eine echte Urkunde verfälscht oder eine unechte oder verfälschte Urkunde gebraucht, macht sich strafbar und es drohen ernste rechtliche Konsequenzen wie eine Geld- oder sogar Gefängnisstrafe.“

Nicht nur im Bereich der Dortmunder Handwerkskammer sind offenbar immer mehr gefälschte Berufszeugnisse im Umlauf. Das Phänomen ist offenbar ein bundesweites. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) für die Pfalz bietet seit kurzem für Unternehmen einen neuen digitalen Service an: Den IHK-Zeugnis-Check. Damit könnten Ausbildungszeugnisse auf ihre Echtheit hin überprüft werden, heißt es.

IHK‘en bieten „Zeugnis-Check“ online an

Unternehmen müssten Name und Geburtstag, das Datum der Prüfung, die prüfende IHK sowie den Beruf und die Punktzahl angeben. Das Ergebnis gebe es sofort, so die IHK Pfalz. Die Online-Plattform ist unter https://zeugnischeck.ihk.digital zu erreichen. 

Die Handwerkskammer Dortmund werde häufig von anderen Kammern in Sachen Fake-Urkunden kontaktiert, berichtet Vivien Gravenstein. Zuletzt habe sich die Handwerkskammer Mittelfranken in Westfalen nach einem Mann erkundigt, der angeblich in Dortmund die Meisterprüfung abgelegt habe.

Etwas schwieriger sei die Lage bei gefälschten Schulzeugnissen. Für die Prüfung dieser Dokumente seien die Handwerkskammern nicht zuständig. Die Frage, ob ein von einem Bewerber vorgelegtes Zeugnis echt ist oder nicht, müssten die Ausbildungsbetriebe klären, heißt es.

Mehr zum Thema