Berlin. Ex-Präsident Donald Trump ist nicht der erste Politiker, der zur Zielscheibe wurde – und knapp überlebte. Ein Blick in die Geschichte.

Blutverschmiert und gestützt von einigen Secret-Service-Agenten reckt Donald Trump seine Faust gen Himmel. Ein Streifschuss hatte den US-Präsidentschaftskandidaten zuvor am Ohr getroffen. Inzwischen gilt als sicher: Der 20-jährige Thomas Matthew Crooks wollte Trump töten. Der Anschlag blieb erfolglos, doch die Ereignisse erinnern viele Beobachter in den USA an die Attacke auf Theodore Roosevelt 1912.

Roosevelt war damals wie Trump heute nicht mehr Präsident, trat aber als Kandidat an. Weil er mit der Politik des amtierenden US-Präsidenten Taft unzufrieden war und die Republikaner 1912 nicht ihn, sondern erneut den Amtsinhaber nominiert hatten, kandidierte Roosevelt jedoch für die auf seine Initiative hin neu gegründete Progressive Partei. Roosevelt wurde am 14. Oktober 1912 auf offener Straße in Milwaukee (Bundesstaat Wisconsin) in die Brust geschossen.

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Die Kugel fügte Roosevelt nur eine Fleischwunde zu – auch, weil der Schuss durch ein Brillenetui und ein gefaltetes Manuskript gedämpft worden sein soll. Seine geplante Rede hielt Roosevelt an dem Abend trotzdem, die Präsidentschaftswahl hingegen gewann er nicht. Er unterlag Woodrow Wilson, dem Kandidaten der demokratischen Partei. Der Schütze John F. Schrank gab später an, durch das Attentat eine dritte Amtszeit Roosevelts verhindern zu wollen.

Reagan wurde von Schützen schwer verletzt – und wurde wiedergewählt

Ronald Reagan überlebte 1981 als amtierender Präsident der USA ein Attentat. Auf den Republikaner wurde im März 1981 in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington gefeuert. Damals war er erst etwas mehr als zwei Monate im Amt. Gerade hatte Reagan eine Rede im Hotel „Washington Hilton“ vor dem US-Gewerkschaftsbund AFL-CIO gehalten. Gemeinsam mit Secret-Service-Agenten trat der US-Präsident nach seinem Auftritt auf die Straße, wo Kamerateams und Schaulustige warteten.

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Dann zückte ein Mann einen Revolver und schoss. Ein Querschläger traf Reagan unter der linken Achselhöhle, was zunächst niemand bemerkte. Letztlich entkam er nun knapp dem Tod. Reagan verlor viel Blut, musste notoperiert werden. Erstaunlich schnell kehrte er danach ins Oval Office zurück, schwamm dann auf einer Popularitätswelle. 26 Tage, nachdem er beinahe verblutet wäre, leitete er wieder eine Kabinettssitzung. Nach dem Anschlag stiegen Reagans Popularitätswerte deutlich an. Im Jahr 1984 wurde er mit einem überwältigenden Ergebnis wiedergewählt.

In Europa entging erst im Mai der slowakische Premier nur knapp dem Tod

Politiker, die in den vergangenen Jahrzehnten zur Zielscheibe wurden und überlebten, gibt es nicht nur in den USA. Erst im Mai dieses Jahres entging der slowakische Premier Robert Fico nur knapp dem Tod. Ein 71-Jähriger hatte auf ihn vier Schüsse angefeuert. Fico wurde schwer verletzt. „Der Regierungschef ist dem Tod um Haaresbreite entgangen, es hätte genügt, wenn die Schusswunde oder mehrere Schusswunden ein paar Zentimeter weiter gelegen hätten, und wir müssten heute vielleicht über ganz andere Dinge reden“, sagte später der slowakische Präsident Peter Pellegrini.

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Attentat auf den slowakischen Premier Fico: Nach ein paar Wochen wieder zurück im Dienst. © picture alliance / Xinhua News Agency | News Agency of the Slovak Republic

Nach seiner Rückkehr läuft es für Fico. Im Präsidentenpalast sitzt nun eben jener Pellegrini, den Fico öffentlich unterstützte. Eine öffentlich-rechtliche Medienanstalt wurde aufgelöst, die Kulturpolitik politisiert, einer umstrittenen Justizreform Ficos grünes Licht erteilt. Ficos Regierung präsentiert sich stabil.

Reker und Schäuble: Zwei deutsche Politiker mit erstaunlichen Karrieren

Prominente Politiker, die Attacken auf sie überlebten, kennt man auch in Deutschland. Henriette Reker zum Beispiel. Reker, damals Kandidatin für das Amt der Oberbürgermeisterin in Köln, war 2015 in der Endphase des Wahlkampfs von einem rechtsextremen Attentäter angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Der Täter sagte später, er habe ein Klima der Angst schaffen wollen. Henriette Reker gewann danach die Wahl, wurde auch 2020 erneut ins Amt gewählt. „Es hat mich stärker und entschlossener gemacht“, erklärte Reker einmal gegenüber dem „Süddeutsche Zeitung“.

Erster öffentlicher Auftritt Schäubles nach dem Attentat
Der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble blieb nach dem Attentat auf ihn querschnittsgelähmt, legte aber noch eine erstaunliche politische Karriere hin. © picture-alliance / dpa | Norbert Försterling

Auch Wolfgang Schäuble wurde Opfer eines Attentats. Am 12. Oktober 1990 schoss ein geistig Verwirrter auf den damaligen Bundesinnenminister. Schäuble war seitdem querschnittsgelähmt. Nach seiner Genesung entschied er sich aber dafür, die politische Arbeit fortzusetzen, machte noch eine lange politische Karriere. Unter anderem war er ab 2009 für acht Jahre lang Bundesfinanzminister. 2017 wurde er, im Alter von 75 Jahren und als dienstältester Abgeordneter, Präsident des Bundestags.

Deutschlands historisch gesehen wohl berühmtestes gescheitertes Attentat ist das auf Adolf Hitler. Am 20. Juli 1944 misslang der Plan von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Führerhauptquartier Wolfsschanze in Ostpreußen, den Führer Nazi-Deutschlands zu töten. Hitler wurde nur leicht verletzt. Erst im darauffolgenden Jahr gelang es den Alliierten, Europa von den Nationalsozialisten zu befreien.