Berlin.. Der britische Geheimdienst hat Schätzungen publiziert, laut denen Russland horrende Verluste erleidet: rund 1.000 Soldaten. Pro Tag.
Wenn es im Ukraine-Krieg ein gut gehütetes Geheimnis gibt, ist es die Zahl der Verluste. Sie ist zweifellos hoch – und damit Gift für die Kampfmoral. Der britische Geheimdienst schätzt in seinem täglichen Update auf X, dass Russland allein im Mai und Juni im Durchschnitt täglich mehr als 1000 Soldaten verloren hat. Wohlgemerkt: jeden Tag.
Latest Defence Intelligence update on the situation in Ukraine – 12 July 2024.
— Ministry of Defence 🇬🇧 (@DefenceHQ) 12. Juli 2024
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Der englische Begriff „Casualties“ differenziert nicht zwischen gefallenen, verwundeten, desertierten oder gefangen genommenen Soldaten. Der französische Außenminister Stéphane Séjourné sprach im Mai von bisher insgesamt 150.000 getöteten russischen Militärs.
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Für die vergangenen zwei Monate kommen die Briten auf Verluste in Höhe von 70.000. Sie erklären sich den hohen Blutzoll mit der Offensive auf Charkiw. Und sie erwarten nicht, dass diese Rate etwa sinken wird.
Putins Sommeroffensive hat ihren Preis
Laut dem amerikanischen Institute for the Study of War (ISW) setzt die russische Armee ihren Vormarsch Richtung Charkiw fort. Einzelne Einheiten seien über den Fluss Wowtscha in das Zentrum der Stadt Wowtschansk eingedrungen. Charkiw ist nur noch 70 Kilometer entfernt.
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Der Stabschef der ukrainischen Streitkräfte in der Region, Viktor Solimtschuk, glaubt, dass sie eine „Pufferzone“ schaffen wollen, um Artillerieangriffe auf die Großstadt zu starten. Im Raum Donezk rücken russische Streitkräfte laut ISW südlich von Bachmut, aber auch bei Awdijiwka vor.
Das erklärt die hohen Verluste und macht die Vermutung plausibel, dass sie nicht nachlassen werden. Denn: Wenn die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin beständig Bodengewinne machen wollen, dann in den Sommermonaten, unbedingt vor dem Herbst; vor dem Beginn der berüchtigten Rasputiza, der Schlammperiode, wenn viele Straßen, vom Regen aufgeweicht, unbefahrbar sind.
Es ist leichter, Materialverluste zu dokumentieren
Schon Ende Mai hatten die Briten auf X die Verluste der Russen – insgesamt seit Kriegsbeginn – auf die horrende Zahl von 500.000 geschätzt. Die Verluste der Ukraine werden im Westen nicht thematisiert. Umgekehrt behauptete Putin zuletzt, dass die Zahl der Toten auf russischer Seite deutlich niedriger sei; das Verhältnis zu den ukrainischen Verlusten betrage eins zu fünf. Das ist denkbar, aber widerspricht allen Erfahrungen. Gewöhnlich trägt der Angreifer das größere Risiko.
Über die Zahl der Toten tobt ein regelrechter Informationskrieg. Es ist leichter, die Zahl der Ausrüstungsverluste zu protokollieren, weil man beispielsweise zerstörte, aufgegebene oder erbeutete Panzer tatsächlich oft identifizieren und mit Bildmaterial gut dokumentieren kann.
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Laut „New York Times“ rekrutiert Russland jeden Monat bis zu 30.000 neue Soldaten – schon um die Verluste zu kompensieren. Die Ukraine hat es zweifellos schwerer, ihrerseits Kämpfer zu mobilisieren.
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