Berlin. Die Koalition hat den Entwurf für den Haushalt beschlossen. Wir erläutern, wo gespart wird und für wen es mehr Geld geben soll.
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch den Regierungsentwurf für den Bundeshaushalt 2025 auf den Weg gebracht. Der Etat für das kommende Jahr sieht Ausgaben von 481 Milliarden Euro vor, 44 Milliarden davon sollen als Kredit aufgenommen werden. Die Schuldenbremse soll eingehalten werden. Der Entwurf wird nun an den Bundestag weitergeleitet. Ein Beschluss ist dort Ende November vorgesehen.
Nach monatelangem Ringen hatten sich die Spitzen der Ampel-Koalition vor rund zwei Wochen auf diese Eckpunkte für den Haushalt verständigt. Einige Ministerien müssen sparen, unter anderem das Entwicklungsministerium und das Außenministerium. Mehr Geld als im Vorjahr erhalten hingegen das Arbeitsministerium, das Verkehrsministerium und das Verteidigungsministerium.
Das Unterfangen war ausgesprochen kompliziert: Großkrisen wie der Ukraine-Krieg und der Klimawandel erfordern ein entschlossenes Handeln des Staates. Aufgrund der lahmenden Konjunktur fehlt es dem Bund aber an Steuereinnahmen, zu einer Aussetzung der Schuldenbremse ist der Koalitionspartner FDP nicht bereit.
„Mit diesem Haushalt schaffen wir Sicherheit und Stabilität in einer Zeit, die von Unruhe und Verunsicherung geprägt ist“, hatte Kanzler Scholz bereits Anfang Juli gesagt. Zugleich rettet sich die Koalition wieder einmal selbst, denn auch ein Auseinanderfallen des Bündnisses schien möglich. Wir erläutern, was die Ampel-Beschlüsse für Bürger, Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt bedeuten.
Haushalt 2025: Mehr Geld für Familien?
Das Kindergeld soll Anfang 2025 um fünf Euro auf 255 Euro pro Kind steigen. Der Kindersofortzuschlag für Familien, die Bürgergeld beziehen, klettert ebenfalls um fünf Euro auf dann 25 Euro. Auch der Zuschlag zum Kindergeld für Familien mit geringen Einkommen soll steigen, dafür will die Ampel im kommenden Jahr mehr als eine Milliarde Euro zusätzlich zur Verfügung stellen. Parallel dazu steigen der steuerliche Kinder- und der Grundfreibetrag, und zwar schon rückwirkend für dieses Jahr. Für die Kinderbetreuung in Kitas will der Bund im kommenden Jahr zwei Milliarden Euro lockermachen.
Finanzminister Lindner sagte Anfang Juli, dies stärke auch das Wachstumspotenzial des Landes. Weil es an Kita-Plätzen fehle, seien immer noch viele Eltern ungewollt in Teilzeit oder verzichteten ganz auf eine Erwerbstätigkeit. Eine weitere Milliarde soll gezielt an Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schüler fließen. „Nach wochenlangen Diskussionen und drohenden Kürzungen vor allem im Sozialbereich scheint es gelungen zu sein, mit der Einigung in entscheidenden Bereichen einen weiteren sozialen Abstieg zu verhindern“, hatte die Vorstandsvorsitzende des Sozialverbandes Deutschland, Michaela Engelmeier, Anfang Juli die Beschlüsse begrüßt.
Das ändert sich beim Bürgergeld
Die Mitwirkungspflichten für Bürgergeld-Empfänger werden verschärft. Wer eine zumutbare Arbeit, Ausbildung oder Eingliederungsmaßnahme ohne triftigen Grund ablehnt, muss mit erhöhten Kürzungen rechnen. Zudem wird die Karenzzeit, in der bei Arbeitslosigkeit nicht das eigene Vermögen angetastet werden muss, auf sechs Monate halbiert.
Rentner können länger Arbeiten
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, will die Ampel finanzielle Anreize für Beschäftigte setzen, die auch nach Erreichen des Rentenalters noch arbeiten möchten. Bisher zahlen die Arbeitgeber in solchen Fällen weiter Beiträge an die Renten- und die Arbeitslosenversicherung, selbst wenn die Mitarbeiter parallel eine Rente beziehen. „Diese Beiträge werden in Zukunft direkt an die Beschäftigten ausbezahlt, die dann deutlich mehr in der Tasche haben: Bei einem Durchschnittslohn sind das jeden Monat etwa 250 Euro mehr netto“, heißt es in einem Regierungspapier.
Teil des Gesamtpakets ist auch die Umsetzung des bereits im Grundsatz beschlossenen Rentenpakets II: Das Rentenniveau soll dauerhaft bei mindestens 48 Prozent gesichert werden. Außerdem baut der Bund einen Kapitalstock auf, dessen Erträge langfristig dazu beitragen sollen, die gesetzliche Rentenversicherung bezahlbar zu halten.
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Mieten und Wohnen – so soll der Haushalt 2025 helfen
Die selbst gesetzten Ziele beim Wohnungsbau hat die Bundesregierung zuletzt verfehlt. Das liegt am weiter hohen Zinsniveau und laut Bauwirtschaft auch an den vielen Auflagen mit Blick auf den Neubau. Die Bundesregierung will laut Haushaltsentwurf die soziale Wohnraumförderung fortführen, stellt dafür bis 2028 mehr als 20 Milliarden Euro in Aussicht. Familien will die Ampel mit einer zusätzlichen Milliarde Euro beim klimaneutralen Neubau im unteren Preissegment unterstützen. Bei der Mietpreisbremse einigten sich die Koalitionäre auf eine Verlängerung bis 2029. Bestandsmieten dürfen in drei Jahren nur maximal zwölf statt 15 Prozent steigen.
Der Deutsche Mieterbund (DMB) betonte Anfang Juli, es komme nun auch darauf an, die Beschlüsse umzusetzen. „Auch wenn die vereinbarten mietrechtlichen Reformen bei Weitem nicht ausreichen, wäre ihre Umsetzung zumindest ein kleiner erster Schritt im Sinne eines verbesserten Mieterschutzes“, sagte DMB-Präsident Lukas Siebenkotten unserer Redaktion.
Bekommt die Bundeswehr im neuen Haushalt mehr Geld?
Der Verteidigungsetat von Minister Boris Pistorius soll wachsen – wenn auch nicht so deutlich, wie der SPD-Politiker erhofft hatte. Es gebe „ein bisschen etwas“, hieß es aus Ministeriumskreisen. Das in der Nato vereinbarte Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben, werde aber eingehalten. Pistorius hatte 6,7 Milliarden Euro mehr gefordert, die Einigung sieht aber nur gut eine Milliarde mehr vor. Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marcus Faber (FDP), begrüßte die Einigung dennoch. „Der erneute Aufwuchs des Verteidigungshaushalts unterstreicht die hohe Priorität der Modernisierung der Bundeswehr“, sagte Faber unserer Redaktion. Die Opposition kritisierte den Beschluss Anfang Juli scharf: „Die Ampel begräbt mit diesem offenbar minimalen Aufwuchs des Verteidigungshaushalts, der just in der Höhe der Inflation liegt, endgültig die Zeitenwende“, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Florian Hahn, unserer Redaktion.
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Geld für Unternehmen: Das sieht der Haushalt 2025 vor
Bundeskanzler Scholz hatte betont, mit diesem Haushalt unterstütze man alle, die Deutschland modernisieren und voranbringen wollen. Auch Wirtschaftsminister Habeck geht von einem weitreichenden Impuls aus. Konkret rechnet die Ampel mit Haushalt und Wachstumspaket für die Wirtschaft im kommenden Jahr mit einem BIP-Wachstum um gut 0,5 Prozentpunkte. Das entspräche fast 26 Milliarden Euro an zusätzlicher Wirtschaftsleistung.
Konkret soll es für Firmen attraktiver werden, Investitionen zu tätigen. Dafür will man die Abschreibungsbedingungen verbessern und so dafür sorgen, dass getätigte Investitionen schneller als bislang steuerlich geltend gemacht werden können. Den Mittelstand soll die staatliche KfW-Bank mit noch mehr zinsverbilligten Krediten unterstützen. Handwerkern will man zum Beispiel mit einem Eigenkapital-Transformationsfonds unter die Arme greifen. Sonderabschreibungen soll es auch für gewerblich genutzte Elektroautos geben. SPD, Grüne und FDP erhoffen sich davon einen stärkeren Anreiz für Firmen, ihren Fuhrpark auf E-Mobilität umzustellen.
Entlastungen versprechen Haushalt und Wachstumspaket auch bei den Energiekosten. Die Stromsteuer soll für die jetzt Begünstigten dauerhaft auf das EU-Minimum gesenkt werden. Netzentgelte will man stabilisieren, indem die Lasten des Netzausbaus über die nächsten Jahre gestreckt werden. Die Ampel verspricht auch, Bürokratie abzubauen. Für Bundesministerien soll es verbindliche Praxischecks geben. Scholz betonte, so wolle man Vorschriften, die gut gemeint waren, sich in der Praxis aber nicht bewährt hätten, identifizieren. Finanzminister Lindner versprach zudem eine möglichst bürokratiearme Umsetzung der europäischen Lieferkettenrichtlinie.
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FDP-Vizefraktionschef Christoph Meyer sagte Anfang Juli unserer Redaktion: „Der solide Haushalt steht – und die Wirtschaftswende kommt.“ Die Ampel lege den Fokus auf Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Die Union bewerte die Haushaltseinigung hingegen grundlegend anders. „Das angebliche Wachstumspaket ist genauso schwach wie die Ampel. Klein-Klein-Gewerkel statt merkbarer und messbarer Impulse für die Wirtschaft“, sagte die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU, Julia Klöckner. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger erklärte, er begrüße das Lebenszeichen der Koalition und das Bemühen um die Verbesserung des Wirtschaftsstandortes.
Ist die Haushaltseinigung der Befreiungsschlag für die Ampel?
Ein endgültiger Haushaltsbeschluss des Parlaments ist Ende November oder Anfang Dezember angepeilt. Das entspricht dem üblichen Zeitplan. „Natürlich werden wir den Entwurf der Regierung in den nach dem Sommer anlaufenden parlamentarischen Beratungen genau auswerten und wo nötig auch auf weitere Verbesserungen dringen“, sagte der für Haushaltspolitik zuständige SPD-Fraktionsvize Achim Post unserer Redaktion.
Auch das ist ein übliches Verfahren. In der Ampelkoalition waren in der Vergangenheit allerdings schon mehrfach Beschlüsse von oben zerredet und wieder verändert worden. Dass genau dies nun wieder passieren kann, wird in dem Bündnis nicht ausgeschlossen. Der Sommer ist schließlich lang.