Berlin. Im Netz geht die Desinformation viral, die Präsidentengattin habe sich einen Luxus-Sportwagen gegönnt – auch Trump-Fans springen auf.

Die ukrainische First Lady Olena Selenska sieht sich einer Fake-Kampagne in den sozialen Medien ausgesetzt, die offenbar aus Russland gesteuert wird. In der jüngsten Falschmeldung über die Ehefrau von Wolodymyr Selenskyj heißt es, die 46-Jährige habe sich bei einem Besuch in Paris im Juni einen 4,5 Millionen Euro teuren Sportwagen der Marke Bugatti gekauft. Auf X, ehemals Twitter, machte die Fake News unter dem Hashtag #Bugatti die Runde. Zahlreiche Nutzer, darunter politische Influencer, verbreiteten ein gefälschtes Video eines vermeintlichen Whistleblowers und einen angeblichen Kaufvertrag.

Urheber der Geschichte soll das französische Nachrichtenportal „Verite Cachee France“ (Verdeckte Wahrheit Frankreich) sein, deren Inhalte aber größtenteils durch Künstliche Intelligenz (KI) erstellt worden sind. Auch der vermeintliche Beleg für den Kauf, eine Rechnung des Bugatti Händlers in der französischen Hauptstadt, wurde gefälscht. Bugatti Paris kündigte in einer Presseerklärung auf Instagram rechtliche Schritte gegen die Urheber der gefälschten Rechnung an. Auch das Video eines angeblichen Mitarbeiters vom Bugatti-Store wurde mit KI erstellt, was bei genauerem Hinsehen auch leicht zu erkennen ist.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Dennoch nahmen viele Nutzer in den sozialen Medien die Geschichte auf, um Stimmung zu machen gegen das ukrainische Präsidentenpaar. Der US-amerikanische politische Influencer Jackson Hinkle teilte die Fake News mit dem Behauptung, Selenska habe den seltenen Bugatti Tourbillon mit US-amerikanischen Steuergeldern bezahlt. Damit deutete der pro-russische Kommentator und Trump-Anhänger an, der Sportwagen sei mit den Militärhilfen angeschafft worden, die eigentlich für die Verteidigung des angegriffenen Landes gegen Russland gedacht gewesen seien. Allein dieses Posting erreichte sieben Millionen Nutzer.

Fake News: Kampagne gegen Selenska zielt auf US-Wähler

Der BBC-Journalist Shayan Sardarizadeh, der seit Jahren Falschmeldungen im Netz aufdeckt, und sein Verifizierungsteam sehen ein Netzwerk russischer Websites, die sich als lokale Zeitungen ausgeben, hinter der Desinformationskampagne gegen Selenska. Eine Schlüsselfigur sei demnach ein ehemaliger Polizeibeamter aus Florida, der inzwischen in Moskau lebt. John Mark Dougan soll dort ein regelrechtes Propagandanetzwerk aufgebaut haben. Durch die Verbreitung der Fake News durch diverse Accounts hat auf diese Weise allein die Bugatti-Meldung insgesamt mehr als 12 Millionen Nutzer gesehen.

Wolodymyr Selenskyj (r.), Präsident der Ukraine, und seine Frau Olena Selenska, beim Gedenken zu 80 Jahren D-Day in der Normandie.
Wolodymyr Selenskyj (r.), Präsident der Ukraine, und seine Frau Olena Selenska, beim Gedenken zu 80 Jahren D-Day in der Normandie. © DPA Images | Virginia Mayo

Ziel der Kampagne seien vor allem US-amerikanische Wähler, um ihre Wahlentscheidung im November zugunsten von Donald Trump zu beeinflussen. Viele Wählerinnen und Wähler in den USA sehen die Ukraine-Hilfen inzwischen kritisch. Die Republikaner hatten ein 60 Milliarden Dollar schweres Hilfspaket für die Ukraine monatelang im US-Kongress blockiert. Trumps Team soll zudem für den Fall eines Wahlsieges planen, die Militärhilfe einzustellen, sollte sich Selenskyj nicht an Friedensgesprächen beteiligen.

Die Fake-Kampagne will zudem Zweifel daran nähren, dass Selenskyj tatsächlich ernsthaft gegen die grassierende Korruption im Land vorgeht. Immer wieder werden in den sozialen Medien Falschmeldungen gestreut, wonach der Präsident mit den internationalen Hilfsgeldern einen luxuriösen Lebensstil finanziere. „Russland wird an der US-Wahl 2024 beteiligt sein“, sagte Chris Krebs, Direktor der US-amerikanischen Cybersecurity and Infrastructure Security Agency, der BBC. „Wir sehen, dass sie in den Kampf einsteigen und bereits umstrittene Punkte in der US-Politik pushen.“