Berlin.. Der Sohn des US-Präsidenten ist wegen illegalen Waffenbesitzes verurteilt worden. Politisch könnte das für Joe Biden zum Problem werden.

Das Wahljahr in den USA ist schon jetzt politisch extrem aufgeheizt. Der Schuldspruch gegen Hunter Biden, den Sohn des amtierenden US-Präsidenten, ist geeignet, weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Joe Biden muss sich nun darauf einstellen, dass die Republikaner unter Wortführerschaft Donald Trumps das Urteil ausschlachten werden.

„Jedes Mal, wenn jemand nun Trump als verurteilten Straftäter bezeichnet, kann Trump nun kontern: Und was ist mit Joe Biden und der ‚kriminellen Familie‘?“, sagte der US-Kampagnen-Experten Julius van de Laar im Gespräch mit unserer Redaktion. Gleichzeitig gilt natürlich: Für Joe Biden gibt es keine Sippenhaft. Wenn Hunter Biden verurteilt wurde für eigene Vergehen, ist das de facto unabhängig von den politischen Handlungen seines Vaters. Doch viele Republikaner wollen das nicht gelten lassen. Außerdem werfen sie Joe Biden selbst Delikte vor – Beweise sind sie indes bislang schuldig geblieben.

Hunter Biden in Waffen-Prozess schuldig gesprochen

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    Bidens republikanischer Herausforderer Donald Trump erklärte, der Prozess gegen Bidens Sohn habe nur von den wahren Verbrechen der Biden-Familie abgelenkt. „Die Herrschaft des korrupten Joe Biden über das kriminelle Imperium der Biden-Familie“ werde bei der Präsidentenwahl zu Ende gehen, ließ sein Wahlkampfteam mitteilen. Das setzt in etwa in den Ton für die kommenden Monate.

    Dennoch steht nicht zu erwarten, dass der Prozess große Folgen für den Ausgang der Wahl am 5. November haben wird. Immerhin steht Joe Biden zur Wahl und nicht Hunter. Beweise dafür, dass Vater Joe irgendetwas mit den vor Gericht verhandelten Vorwürfen gegen Hunter zu gehabt haben könnte, gibt es nicht. Hinzu kommt: Das öffentliche Interesse an dem Prozess hielt sich in Grenzen.

    Um keine Angriffsfläche zu bieten, grenzen sich Joe Biden und die Demokraten seit Wochen deutlich von dem Verfahren ab. Bei seinem Besuch in der Normandie in der vergangenen Woche erwähnte Joe Biden Hunter und unterstrich, er würde auch als Präsident seinen eigenen Sohn nicht begnadigen. „Damit macht er ganz klar den Kontrast auf, wie die Demokraten im Gegensatz zu den Republikanern mit dem Rechtsstaat umgehen wollen“, sagte Julius van de Laar unserer Redaktion. „Biden will aufzeigen, dass er sich an die Regeln hält, obwohl es sich um seinen eigenen Sohn handelt.“ Er habe bislang keinen einzigen Demokraten gesehen, „der den Hunter-Prozess als politische Hexenjagd bezeichnet“.

    USA: Hunter Biden muss sich in weiterem Prozess verantworten

    Die Anklage hatte Hunter Biden vorgeworfen, bei einem Waffenkauf im Oktober 2018 falsche Angaben gemacht und seine damalige Drogenabhängigkeit verschwiegen zu haben. Der 54-Jährige wies die Vorwürfe zurück, die zwölf Geschworenen sprachen ihn dennoch schuldig. Ihm drohen bis zu 25 Jahre Haft. Es gilt allerdings als unwahrscheinlich, dass der Präsidentensohn zu einer solch hohen Haftstrafe verurteilt wird, da er nicht vorbestraft ist. Das Strafmaß wird erst zu einem späteren Zeitpunkt verkündet. Hunter Biden ließ mitteilen, dass er „enttäuscht“ von der Entscheidung sei. Im September muss er sich erneut vor Gericht verantworten, diesmal in Kalifornien. Dabei geht es um den Vorwurf der Steuerhinterziehung.

    Hunter Biden ist das einzige noch lebende Kind aus der ersten Ehe Joe Bidens mit Neilia Biden, die 1972 zusammen mit ihrer kleinen Tochter bei einem Autounfall ums Leben kam. Ein weiterer Sohn, Beau Biden, starb vor neun Jahren im Alter von 46 Jahren an den Folgen eines Gehirntumors.