Berlin.. Frankreichs Präsident Macron sagt der Ukraine Mirage-Kampfjets zu. Alles über Lieferung und Flugzeug – die Hilfe kommt gerade recht.
Mit leeren Händen kehrt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht aus Frankreich zurück. Die wichtigste Zusage sind Mehrzweckflugzeuge des Typs Mirage. Und nicht irgendwann. Sondern? Ab morgen, „ab sofort“, wie Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag versprach.
In Moskau wertet man die Zusage als Beteiligung am Krieg. Am Freitag sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Rande eines Wirtschaftsforums in St. Petersburg:. „Präsident Macron demonstriert absolute Unterstützung für das Kiewer Regime und deklariert die Bereitschaft Frankreichs an einer direkten Beteiligung an dem bewaffneten Konflikt“. Droht eine Eskalation?
Ukraine hat viele Flugzeuge verloren
Selenskyj ist für jede Waffenlieferung dankbar. Eine Zusage ist jenseits des materiellen Werts – auch ein Statement. Aber für Macrons Ankündigung dürfte er besonders dankbar sein. Zum einen hat Russland im Ukraine-Krieg eine Luftüberlegenheit. Zum anderen hat sich die von anderen Nato-Staaten versprochene Lieferung von Kampfjets F-16 verzögert.
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Man glaubt Selenskyj sofort, wenn er erzählt, dass er mit den Franzosen seit „Monaten“ über den Mirage-Deal spreche. Zu Kriegsbeginn besaß die Ukraine schätzungsweise 125 Kampfflugzeuge aus sowjetischer Produktion. Seither hat sie etwa 90 Maschinen verloren.
Das Portal „Oryx“ beziffert die Verluste mit 88. Viele Fachleute richten sich nach den Zahlen, weil die Analystengruppe nur Zerstörungen auflistet, die durch Fotos belegt sind. Einige frühere Ostblock-Staaten haben ihre älteren, zumeist eingemotteten Maschinen der Ukraine geschenkt. Mehrere Staaten haben die F-16 versprochen. Schweden und Großbritannien stellten ebenfalls Kampfjets in Aussicht.
Mirage sollte ausgemustert werden
Bei Hilfsleistungen ist Frankreich bislang vor allem mit großen Worten aufgefallen und weniger mit Taten. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft führt einen sogenannten Ukraine Support Tracker. Frankreich wird auf Platz neun gelistet, nach den USA. Deutschland, Großbritannien, Japan, Kanada, Dänemark, der Niederlande und Polen. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt firmiert es auf Platz 19.
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Militärflugzeuge sind teuer. In fast jeder Armee klagt die jeweilige Luftwaffe über zu wenige oder veraltete Maschinen. Man verzichtet ungern auf Fähigkeiten. Medienberichten zufolge haben die französischen Militärs denn auch Bedenken geäußert. Einerseits.
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Andererseits: In vielen Staaten haben die Militärs die Gunst der Beschaffung erkannt. Sie wehren sich so lange gegen eine Lieferung an die Ukraine, bis die jeweilige Regierung zusichert, die Verluste zu kompensieren. Im Ergebnis läuft es auf ein Modernisierungsprogramm hinaus.
Macrons Deal: Viele Details offen
Wenn die Mirage kommt, leistet Frankreich tatsächlich einen relevanten Beitrag zugunsten der Ukraine. Zudem diskutiert Emmanuel Macron die Idee, Militärausbilder in die Ukraine zu entsenden. „Da sollte es kein Tabu geben.“ Es gebe eine Bitte, „und immer, wenn es eine Bitte gibt, überlegen wir, wie wir helfen können.“
Andere Staaten sind zögerlich. Sie sehen ein Eskalationspotenzial, zumal gerade ein ganz anderes Tabu gefallen ist: Unter Bedingungen stimmte beispielsweise Deutschland zu, dass gelieferte Waffen auch gegen militärische Ziele in Russland eingesetzt werden. Waffen gegen Russland? Militärausbilder in der Ukraine? Kampfflugzeuge für den Kriegsgegner? Das sind die Schlagzeilen der vergangenen Tage. Die Reaktion von Kremlchef Wladimir Putin fiel heftig aus.
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Die F-16 und die Mirage haben gemeinsam, dass sie in die Jahre gekommen sind. Erstflug der Mirage: 1978. Indienststellung: 1984. Bis 2029 sollte sie ohnehin ausgemustert werden. Bei näherem Hinsehen fällt auf, dass in Macrons „Transferprogramm“ noch einige Fragen offen sind:
- Die Anzahl der Flugzeuge.
- Der genaue Einsatzplan.
- Und ihre Herkunft.
Macrons „ab sofort“ heißt in Wahrheit: in fünf bis sechs Monaten. Und zur Herkunft der Flugzeuge erklärte der Präsident, dass er eine Koalition „mit anderen Partnern“ anstrebe. Weil diese offenkundig noch nicht festgezurrt ist, legte er sich bei der Stückzahl der Maschinen auch nicht endgültig fest.
Nur zur Verteidigung geeignet?
Die französische Luftwaffe verfügt nur über 26 Mirage 2000-5. Geflogen werden sie vom Jagdgeschwader 1/2 Cigognes, stationiert auf dem Stützpunkt Luxeuil im Department Haute-Saône. Macrons Hinweis auf andere Staaten bringt Experten auf ganz andere Fährten.
Griechenland will seine Mirage-Flugzeuge verkaufen. Ein Deal zwschen den arabischen Emiraten und Indonesien (zwölf Exemplare für 680 Millionen Euro) ist im letzten Jahr gescheitert. Auch aus Taiwan weiß man, dass die Mirage dort bald außer Dienst gestellt werden soll. Kurzum: Die Jets müssen nicht aus Frankreich kommen, man kann sie weltweit aufkaufen. Und Nato-Partner Griechenland könnte beispielsweise bei der Ausbildung der Piloten helfen.
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Mit dem Flugzeug allein ist es nicht getan. Man braucht eine Logistikkette, Boden- und Wartungspersonal, und die Piloten müssen ausgebildet werden. Solche Anforderungen haben die Auslieferung von 85 F-16 bislang verzögert. Immer wieder wurden Berichte dementiert, wonach ukrainische Piloten insgeheim längst im Fliegen von Mirage 2000 ausgebildet werden.
Die Mirage 2000-5 wurde von Dassault Aviation produziert und in acht Länder exportiert. Sie verfügt über ein Triebwerk und kann nach dem Start binnen vier Minuten auf 15.000 Meter steigen und Mach 2 erreichen. Sie hat keinen Schwanz und vielmehr die Form eines Dreiecks. Fachleute sprechen von einer Deltaform, abgeleitet vom griechischen Großbuchstaben.
Flugzeug mehrfach modernisiert
Beim Modell 2000-5 erfuhren Elektronik, Sensoren und Cockpit ein Update. Das Multifunktionsradar ist für Luft-Boden-, Luft-Luft- und Luft-See-Operationen geeignet. Es kann automatisch mehrere Ziele beim ersten Kontakt erfassen. Der Jet kann bestimmte Waffen tragen, die der Ukraine bereitgestellt wurden, etwa Scalp-Marschflugkörper.
Der Sicherheitsexperte Elie Tenenbaum vom Pariser IFRI-Institut erklärte gegenüber „Le Monde“, die Mirage sei für die Luftverteidigung konzipiert worden. Sie eigne sich nicht wirklich für gezielte Schläge auf russische Ziele. Die Ukrainer werden sicher den Gegenbeweis erbringen.
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